Potsdam-Mittelmark: Schwieriges Schweigen

Potsdam-Mittelmark - Fast wäre es zum Eklat gekommen: In der Sitzung des Kreistages am Donnerstagabend forderten die Grünen, eine Schweigeminute für die Opfer der Atomkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima einzulegen. Die brisante Begründung: Immerhin habe das Gremium dem kürzlich verstorbenen Abgeordneten Jörg Schenderlein (SPD) am Anfang der Sitzung die gleiche Ehre erwiesen.

Der Antrag sorgte erst einmal für Ratlosigkeit im Präsidium. Kreistagschef Lothar Koch (SPD) unterstrich, dass das Leiden der Atom-Opfer „mit Sicherheit jedem hier nahegegangen ist“. Gleichwohl sei der Wirkungsbereich des Kreistages klar definiert: Der liege eben innerhalb der Kreisgrenzen, versuchte Koch den Konflikt diplomatisch zu lösen. Zudem hätten weitaus höhere Gremien wie der Bundestag ihre Anteilnahme längst bekundet. Andere nahmen den Ball jedoch an: Dann müsse man auch den Opfern der Naturkatastrophe in Japan gedenken, die ja zahlreicher gewesen seien, hieß es aus der FDP. Nein, denn die Naturkatastrophe sei ja nicht vom Menschen gemacht – die Atom-Katastrophe aber schon, argumentierte Grünen-Abgeordnete Elke Seidel.

„Die Grünen wollen hier nur Anti-Atompolitik betreiben“, platzte es schließlich aus FBB-Fraktionschef Wolfgard Preuß heraus. Die Abgeordneten könnten gar nicht anders, als dem Antrag zuzustimmen – selbst wenn sie dagegen seien, sagte er. Das sorgte für Tischklopfen bei einer Mehrheit, die bislang – eher betreten als andächtig – geschwiegen hatte. Zu einer Gedenkminute kam es nicht mehr. lä