Potsdam-Mittelmark: Selbstbewusste Macher
Das Teltower Forschungsinstitut Biopos will in Brandenburg eine Bioraffinerie errichten
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Teltow - Biomasse heißt ein Weg, der weg vom Erdöl führen könnte und so durch nachwachsende Energieträger für die Gewinnung elektrischer Energie oder als Kraftstoff genutzt werden. Aber es ist kein einfacher Weg. Um ihn zu gehen braucht man einen langen Atem und Stehvermögen. Beides hat Birgit Kamm, Leiterin des Teltower Forschungsinstitutes Biopos. Seit 1997 beschäftigt sich das Institut mit der Nutzung biologischer Rohstoffe und plant, mit mehreren Partnern eine industrielle Pilotanlage zur Produktion von Milchsäure im Land Brandenburg zu errichten.
Bei einem Meeting am Mittwoch trafen sich im Teltower Institut Biopos Vertreter von BASF, Degussa, Vattenfall und Dow Deutschland, ein US-Konzern, der 2002 mit der weltweit ersten Großanlage einer Bioraffinerie in Nebraska startete. Gekommen waren ebenfalls Vertreter der Universitäten Berlin, Potsdam und Cottbus sowie den Fraunhofer Instituten, um mit Partnern aus Industrie, Wissenschaft und Politik eine gemeinsame Strategie für eine Bioraffinerie in Brandenburg zu entwickeln.
Eine solche Bioraffinerie kann aus Pflanzenmasse Treibstoffe erzeugen und auch Grundmaterialien für die chemische Industrie liefern. Aus den Basischemikalien ließe sich fast alles herstellen, wozu bisher Erdöl notwendig war. Die Voraussetzungen für eine Bioraffinerie sind in Brandenburg besonders gut, erklärt Birgit Kamm mit Verweis auf die Agrarstrukturen und die Forstwirtschaft des Landes. Unterstützung erfährt das Vorhaben auch von der Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB) sowie den Ministerien für Wirtschaft und Wissenschaft. Ein solches Bündnis ist notwendig, wenn das Vorhaben Bioraffinerie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert werden soll.
BMBF-Referatsleiter Hans-Peter Hiepe, der zum Meeting eingeladen worden war, bekannte: „Ich bin beeindruckt, dass jemand so offensiv sein Ziel verfolgt“. Er bot an, den Prozess frühzeitig zu begleiten. Etwa ein Jahr müsse einkalkuliert werden, um ein Konzept auf die Beine zu stellen, welches dann von einem Expertengremium hinsichtlich seiner Erfolgschancen bewertet wird. Erst wenn das Gremium das Vorhaben positiv beurteile, sei eine Förderung für drei Jahre möglich.
Neben den regionalen Partnern sind vor allem die Technologieplattform und das Marktpotenzial wichtige Kriterien der Förderung, die eine sich selbst tragende wirtschaftliche Entwicklung anstoßen soll. Das Förderprogramm, das unter „Regionale Wachstumskerne“ firmiert, sei aber nicht identisch mit dem was im Land Brandenburg unter diesem Begriff verstanden werde, erklärte Hiepe. Auch was die Entfernung zwischen einzelnen Partnern betreffe, sei der Begriff räumlich nicht so eng gefasst.
Vorrangig gehe es darum, Produkte erfolgreich am Markt zu platzieren. Davon muss das Konzept das Gremium erst einmal überzeugen können. Statt Traumschlösser zu bauen, sei unternehmerisches Denken gefragt, machte Hiepe deutlich, dass der Weg steinig wird.
Doch Biopos und seine Partner lassen sich nicht entmutigen. „Wir sind hier in Deutschland die Macher“, erklärte Birgit Kamm, Brandenburg sei für den industriellen Rohstoffwechsel bestens gerüstet. Zuversichtlich zeigte sich auch Andreas Pachten von der ZAB, dass Abnehmer für Produkte der Bioraffinerie in der Industrie gefunden werden. Noch gibt es am Markt keine Technologieplattform, die so wie das Verfahren von Biopos vollständig alle Stoffe verwerten kann.
Ihre Erfahrungen bringt Birgit Kamm indes in ein EU-Projekt ein, das eine Pilotanlage auf Island errichtet, um dort aus Stroh Bioethanol herzustellen. „Wir sind weltoffen, bleiben aber auch in Brandenburg am Thema dran“, will sie das ehrgeizige Ziel einer Brandenburger Bioraffinerie nicht aufgeben, falls es mit einer Förderung nichts wird. Vorerst heißt das nächste Ziel: Bis September wird beim Projektträger des Förderprogramms eine Skizze eingereicht, aus der auch ein Wachstumskern ersichtlich sein wird. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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