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Aus dem GERICHTSSAAL: Sex mit der Stieftochter?

Anklage: Minderjährige in über 40 Fällen missbraucht

Stand:

Werder – Mindestens 43-mal soll Erkan Y.* (31) seine minderjährige Stieftochter Sandra* bis zum Jahr 2001 sexuell missbraucht haben. Laut Anklage kam es während eines Urlaubs im Heimatdorf des Türken zum Geschlechtsverkehr mit der damals Dreizehnjährigen, die sich erbittert gegen die Übergriffe gewehrt habe. Später soll er die Schülerin in der Familienwohnung in Werder regelmäßig zum Beischlaf gedrängt haben. Zuvor – so der Staatsanwalt – habe sich der Mann auch einmal an der vier Jahre älteren Schwester des Mädchens vergriffen. Erst Jahre später erstatteten beide Opfer Anzeige.

Erkan Y. – am 23. Mai 2005 wegen der Vorwürfe vorläufig festgenommen – bestritt die Taten am gestrigen ersten Verhandlungstag vor der Jugendschutzkammer des Landgerichts in Potsdam. „Sandra und ich haben ganz normal wie Vater und Kind zusammengelebt“, betonte der Angeklagte. „Ich bin erschrocken, dass sie mir so etwas unterstellt.“ Grund für die Anschuldigung könne sein, dass er sich auf Drängen seiner Eltern in der Türkei verlobt habe, mutmaßte Erkan Y. Als seine zwölf Jahre ältere Ehefrau davon erfuhr, habe sie umgehend die Scheidung eingereicht. „Inzwischen sind wir zwar rechtskräftig getrennt, aber wir leben wieder zusammen“, berichtete der wegen fahrlässiger Tötung Vorbestrafte. (1996 hatte Erkan Y. mit seinem Pkw einen alkoholisierten Fußgänger überfahren.)

„Ich würde nie jemanden aus Rache der sexuellen Nötigung beschuldigen“, beteuerte Sandra, inzwischen 21 Jahre alt, verheiratet und junge Mutter, im Zeugenstand. Drei Wochen sei sie mit ihrem Stiefvater damals allein in der Türkei gewesen, ehe die Mutter und die ältere Schwester nachkamen. „In dieser Zeit hat es angefangen“, sagte sie leise. „Wenn meine Mutter dabei war, war er der liebste Ehemann. Wenn sie arbeiten war, wollte er Sex von mir.“ Da ihre Mutter ihr sowieso nicht geglaubt hätte, habe sie ihr nichts erzählt, so Sandra. „Mutti war total verliebt in Erkan. Sie hat ihm vertraut und fand nichts dabei, wenn wir zusammen badeten oder er bei mir im Bett schlief, weil die Matratze des Ehebetts angeblich zu weich war.“ Einmal habe ihr Erkan Y. mitgeteilt, er würde sich und ihre Mutter umbringen, wenn sie etwas erzähle. „Ich hatte Angst, dass er seine Drohung wahr macht. Er hat Mutti öfter geschlagen“, so Sandra. Der Stiefvater habe ihr aber auch versichert, sie mehr als seine Ehefrau zu lieben und ihr schöne Dinge gekauft.

„Anfang 1995 war ich einmal alleine mit Erkan in der Wohnung. Da fasste er mir unter den Slip“, erinnerte sich die ältere Schwester Carina*, damals 15, gestern vor Gericht. Kurzentschlossen habe sie ihm daraufhin ihr Knie in den Unterleib gerammt, ihre Sachen gepackt und sei zum Vater gezogen. „Meine Mutter war wütend, dass ich zu ihm wollte. Aber ich konnte ihr nicht sagen, was Erkan gemacht hat. Sie schwebte doch auf rosa Wolken und hätte mir sowieso nicht geglaubt.“ Der Angeklagte warf ein: „Was Carina gesagt hat, ist ebenfalls nicht wahr. Ich bin schockiert über ihre Aussage.“

Der Prozess wird am 27. März mit der Vernehmung weiterer Zeugen, u. a. der geschiedenen Ehefrau des Angeklagten, fortgesetzt. (*Namen geändert.) Hoga

Hoga

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