Von Henry Klix: Signierstunde mit Annette Schavan
Bundesbildungsministerin besuchte gestern Caputher Einstein-Grundschule – ein voller Erfolg
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Schwielowsee - Ein Autogramm der Bundesbildungsministerin im Hausaufgabenheft? Es ist eine zündende Idee, die ein Caputher Grundschüler da gestern hatte. Sekunden später ist Annette Schavan (CDU) von einem Dutzend Schüler umringt, die eilig Blätter aus ihren Heftern reißen. „Hier raufschreiben, darf ich auch mal Deine Hand drücken?“, fragt einer. Schavan kann sich von ihrer leutseligen Seite präsentieren. Nur Tom lässt die Schultern hängen: Er hat seine Mappe im Klassenraum – kein Papier!
Schavan besuchte gestern die Einstein-Grundschule in Caputh, wo ein Projekttag zum Thema „Herbst“ inszeniert wurde. Die Bundesministerin wurde von Raum zu Raum geführt: Kinder bastelten Baumfiguren, klebten Herbarien zusammen, inszenierten ein Windtheater oder druckten mit Kartoffeln. Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) und Brandenburgs Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) begrüßten Schavan, um eine der „besten Ganztagsschulen in Brandenburg“ vorzustellen, wie Rupprecht erklärte. Mehr als die Hälfte aller Schulen im Land hätten sich für das Ganztagsmodell entschieden, so der Minister. „Es ist ein Erfolgsprojekt, das in Caputh hervorragend umgesetzt wurde.“ Die Leistungsstärke überzeuge hier genauso wie das angenehme Klima.
Letzteres war gestern zu spüren, die Kinder zeigten sich von der ministeriellen Autorität und den Bodygards kein bisschen beeindruckt. Ein Abc-Schütze winkt Schavan mit dem Kürbislöffel hinterher und wünscht „ein schönes Wochenende“. Schavan kontert: „Was haben wir denn heute?“ Auf ihre Frage, was er mit dem ausgehöhlten Kürbis machen wird, antwortet ein Schüler trocken: „Deckel rauf, Kerze rein, mit nach Hause.“
Beim Rundgang trifft Schavan auch nochmal Tom, der ihr fürs Autogramm nunmehr einen Bastelbogen hinschiebt. „Komme ich jetzt ins Fernsehen?“, fragt er. Nur in einem Raum sind die Kinder so vertieft ins Drachen basteln, dass die Frage der Bundesbildungsministerin, was den Schülern an ihrer Schule am meisten gefällt, mit eisigem Schweigen quittiert wird. Eine Schülerin warnt in die Stille: „In der 1a wird es genauso sein.“
Der guten Stimmung tut das keinen Abbruch: Bürgermeisterin Hoppe hatte sich drei Jahre lang um den Termin bemüht. Die Schule ist „Konsultationsstandort“ für Ganztagesschulen in Brandenburg, Politiker und Lehrer geben sich die Klinke in die Hand. Gemeinde, Eltern und Lehrer investierten viel Kraft, um die Schule zum Vorzeigestandort zu machen. Und Hoppe dankte Schavan für Fördermittel von 450 000 Euro für den Ganztagsausbau.
Das Ganztags-Programm geht allerdings auf die Regierungszeit von Gerhard Schröder (SPD) zurück. Holger Rupprecht wünschte sich gestern von Schavan eine Neuauflage des Programms, dem die Förderalismusreform inzwischen entgegenstehen dürfte. In der CDU beharrt man beim Thema ohnedies auf die Länderhoheit. „Wir tun was wir dürfen und fördern in allen Bundesländern Serviceagenturen, in denen sich Schulen über pädagogische Konzepte beraten können“, reagierte Schavan diplomatisch.
Mensen, Lernstudios und Sportanlagen zu bauen sei wichtig, reiche aber nicht aus. „Jetzt treten wir in die Phase der qualitativen Entwicklung.“ Ein flächendeckender Ausbau von Ganztagsschulen, fürchtet Schavan, könnte von einigen Bürgern ohnehin als „Eingriff ins Privatleben“ empfunden werden. Als die Ministerin schon weg ist, bringt ihr Referent noch einen Stapel Autogrammkarten.
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