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Potsdam-Mittelmark: Singen ist gut für die Seele

Sozialminister Günter Baaske besuchte Diakonie Teltow / 1000 Euro für behindertengerechtes Fahrrad

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Sozialminister Günter Baaske besuchte Diakonie Teltow / 1000 Euro für behindertengerechtes Fahrrad Von Winfried Gutzeit Teltow. Günter Baaske hatte sich die Zeit genommen. Am Heiligen Abend besuchte Brandenburgs Sozialminister das evangelische Diakonissenhaus und kam dabei nicht mit leeren Händen nach Teltow-Seehof: Brandenburg hilft den Bewohnern der „Wohnstätte für Erwachsene mit geistiger Behinderung“ beim Kauf eines neuen behindertengerechten Fahrrads mit 1000 Euro aus Lotto-Mitteln. Für die Scheckübergabe kam Baaske mit seinen beiden Kindern extra aus dem Weihnachtsurlaub aus seiner Heimatstadt Belzig. „So etwas mache ich doch lieber persönlich“, sagte er im Gesellschaftsraum des Erwachsenen-Wohnbereichs der Diakonie. Hier wurde der Ministerbesuch ein mit Spannung erwarteter Auftakt der Feiertage: die Bewohner begrüßten Baaske auch gleich mit dem Lied „Ihr Kinderlein kommet“. „Einige unserer Mitbewohner werden zu den Feiertagen von ihren Angehörigen abgeholt“, erzählt Sabine Feja-Michel, die Leiterin des Erwachsenen-Wohnbereichs. Viele haben aber keine Familie mehr und bleiben auch zu den Feiertagen in ihrem Wohnumfeld. „Das ist hier ihre Familie“, berichtet sie. Jedoch seien einige Behinderte auch durchaus in der Lage, sich im Rahmen von betreutem Wohnen in eigenen Wohngemeinschaften beinahe völlig selbstständig zu versorgen. „Früher war das leider ganz anders, da hat man solche Mitbürger von der Öffentlichkeit fern gehalten“, ergänzt Diakonie-Leiter Lutz Ausserfeld. Heute befindet sich sogar ein öffentlicher Integrationskindergarten auf dem Gelände der Teltower Diakonie. Der neue Wohnkomplex des Erwachsenen-Wohnbereichs „Kana“ wurde erst vor gut zehn Wochen fertiggestellt. „Den Namen haben wir bewusst gewählt, denn er beschreibt das fünfte Wunder“, berichtet Ausserfeld weiter. Dass Jesus vor 2000 Jahren bei einer Hochzeit Wasser in Wein verwandelt haben soll, sei ein Symbol für die Neubewertung der Dinge. Für Jesus seien alle Menschen gleich wert. „Wir übertragen das auf unsere Schutzbefohlenen, denn das sind alle gleich liebe Menschen“, sagt er. Für das Miteinander der Bewohner gibt es verschiedenste Möglichkeiten, doch sieht Sabine Feja-Michel gerade im Singen eine gute Methode. „Da wird über die Melodien auch viel Seele transportiert“, sagt sie. Und gerade für stärker Betroffene sei das Singen wichtig: Durch das Atmen beim Singen wird ihre Motorik in Gang gehalten und durch das Singen zugleich das Gefühl der Gemeinsamkeit gestärkt. Thomas absoviert derzeit ein Praktikum für Sozialpädagogik bei der Diakonie. Eigentlich ist Schlagzeugspielen seine Passion, doch hier müht er sich redlich auf der Gitarre zu den Weihnachtsliedern. Die 13 Jahre nach der Wende habe er „irgendwelches Zeug“ an „irgendwelche Leute“ verkauft, das sei ihm auf Dauer einfach zu wenig gewesen. Er ist der Meinung, hier bekomme man sehr viel von den Bewohnern zurück. „Schau ihnen mal in die Augen, es ist unglaublich, wie dankbar sie sein können“, sagt er. Sicher scheinen die 1000 Euro für das Fahrrad im Vergleich zu den Kosten für den neuen Wohnkomplex „Kana“ nur eine Kleinigkeit zu sein, doch dass Baaske persönlich gekommen war, das dankten ihm die Bewohner auf ihre besonders ausdrucksvolle herzliche Weise mit Liedern und viel Applaus.

Winfried Gutzeit

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