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Ärger. Erst wurde der Kauf abgelehnt, jetzt ist das Angebot zu niedrig.

© A. Klaer

Potsdam-Mittelmark: Sorge um Michendorfer Bahnhofskauf SPD, Linke und FPD warnen, dass die Bahn abspringt. Der Grund: Ein zu niedriges Kaufangebot

Michendorf - Kurz bevor der Deutschen Bahn ein Angebot für den Kauf des Michendorfer Bahnhofes gemacht werden soll, warnen SPD, FDP und Linke vor dem Platzen des Deals. Der Grund: Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) will ihrer Meinung nach der Bahn zu wenig Geld für ihre Immobilie bieten.

Von Eva Schmid

Stand:

Michendorf - Kurz bevor der Deutschen Bahn ein Angebot für den Kauf des Michendorfer Bahnhofes gemacht werden soll, warnen SPD, FDP und Linke vor dem Platzen des Deals. Der Grund: Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) will ihrer Meinung nach der Bahn zu wenig Geld für ihre Immobilie bieten. Nach einer Krisensitzung am Freitag wurde der Preis offenbar minimal erhöht. Für die Fraktionschefs von SPD, Linke und FDP ist er aber noch immer deutlich zu niedrig. Zur Summe wollte sich am Freitag niemand äußern, da sie im nicht-öffentlichen Teil der Gemeindevertretersitzung am kommenden Montag beraten und beschlossen werden soll.

Der SPD-Fraktionschef Volker-Gerd Westphal sprach von einer skandalös niedrigen Summe. Der Michendorfer Ortschef Harmut Besch (FDP) höhnt, dass er für diesen Preis ohne Weiteres selbst den Bahnhof kaufen würde, „dafür muss keiner Kredite aufnehmen“. Er liege deutlich unter dem ersten Wertgutachten, das die Gemeinde erstellen ließ. Das ging dem Vernehmen nach von 114 000 Euro aus. Die Bahn forderte zuletzt einen Preis von 340 000 Euro.

SPD, Linke und FDP haben den Eindruck, dass das Michendorfer Rathaus am Kauf des Bahnhofes nicht interessiert sei. „Wenn es so kommt, wie Herr Mirbach es plant, dann besteht die Gefahr, dass die Bahn die Gespräche mit der Gemeinde abbricht und den Bahnhof versteigert“, so Westphal. Der Linken-Fraktionschef Peter Pilling will zudem überprüfen lassen, wie glaubwürdig das Gutachten ist. Dafür will er den Gutachterausschuss des Landes einbeziehen.

Wie berichtet hat Michendorfs Bürgermeister das erste Wertgutachten für den Bahnhof erneuern lassen. „Nach den Verhandlungen mit der Deutschen Bahn sind alle Dienstbarkeiten in den Kaufpreis miteingerechnet worden“, so Mirbach. Von der Kritik der drei Fraktionschefs sei er irritiert: „Ich setze den im Januar in der Gemeindevertretung gefällten Entschluss um.“ Dieser sieht vor, das Gebäude zum Zweck der gemeindlichen Weiterentwicklung zu kaufen. Dabei dürfe der Kaufpreis den Wert des Bahnhofes nicht überschreiten. Würde die Bahn den Preis ablehnen, dann könne die Gemeinde erneut über einen Kaufpreis beraten, so Mirbach. „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.“

Dass die Bahn sich aber noch mal hinhalten lasse, bezweifeln SPD, Linke und FDP. „Bei dem Preis fühlen die sich verhöhnt“, so Besch. Die Bahn ist der Gemeinde bereits entgegengekommen und hatte die für Sommer geplante Auktion des Bahnhofs vorerst ausgesetzt, als die ersten Unterschriften in der Gemeinde für den Kauf gesammelt wurden. Favorisiert hatte die Bahn als Käufer schon immer schon die Gemeinde.

Im Dezember letzten Jahres kamen 1760 Unterschriften zusammen. Das Bürgerbegehren hatten der  Michendorfer Jürgen Rose und seine Sportgruppe gestartet. Um nach mehrmaligen Absagen die Gemeindevertreter doch noch davon zu überzeugen, dass der Kauf des eigenen Bahnhofes eine gute Idee sei. Zuvor fürchteten viele Gemeindevertreter die hohen Sanierungskosten, die mit dem Erwerb der Immobilie den Haushalt stark belasten könnten.

Rose hat zahlreiche Ideen, was aus dem Bahnhof einmal werden könnte: Für Touristen solle er attraktiv sein, immerhin sei er das Eingangstor für die Region. Auch von einem Familienzentrum im Bahnhof war die Rede. Umso verärgerter ist Rose nun, dass er erfahren musste, dass die Gemeinde der Bahn so wenig Geld bieten will. Für ihn sei es Verrat an der Sache. „Es ist gemein, über diesen Umweg das Vorhaben zu boykottieren.“

Rose bemängelt auch, dass er und seine Mitstreiter bisher nie in die Planungen miteinbezogen worden seien. Bürgermeister Mirbach presche mit einem Interessensbekundungsverfahren vor. „Dabei geht es doch um die gemeindliche Weiterentwicklung.“ Die Gemeinde sollte erst ihre Ideen einbringen, und dann zu einem Interessensbekundungsverfahren aufrufen.

Auch FDP-Chef Besch kritisiert, dass Mirbach die derzeitigen Mieter, ein Restaurant und eine Psychotherapiepraxis, außen vor gelassen hätte. „Es ist falsch, Flächen anzubieten, die durch unbefristete Mietverträge gebunden sind.“ Mirbach hält dagegen, dass es sich nur um eine Ideensammlung handle. „Es geht nicht um Vergaben.“ Die Mieter würden zudem noch informiert werden. Erst wenn es ausreichend Ideen gebe, könne ein Nutzungskonzept erstellt werden.

Am Montag sollen die Gemeindevertreter über den Kaufpreis entscheiden. Jürgen Rose stellt sich indes darauf ein, erneut für den Bahnhof kämpfen zu müssen.

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