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Potsdam-Mittelmark: Spargel im Regen

Verhaltener Erntestart: Gestern wurde in Rieben offiziell angestochen

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Beelitz - Verrückte Spargelwelt: Bereits im März waren in diesem Jahr bei Beelitz der ersten Stangen gestochen worden. Doch die Träume von einer super-langen Saison zerplatzten schnell. Zum gestrigen offiziellen Spargelanstich fröstelte sich die neue Spargelkönigin Josephin Reiche in ihrem zarten Kleid übers matschige Feld. Mit Schirm und spärlicher Ausbeute in der Hand stand sie das Blitzlichgewitter der Fotografen dann dennoch souverän und tapfer durch.

Im vergangenen Jahr hatten die Spargelbauern um diese Zeit schon das Sechsfache geerntet. „Die Laune könnte besser sein, aber die Alarmglocken schrillen noch nicht“, sagte Spargelbauer Jörg Buschmann. Schließlich sind noch gut zwei Monate Zeit für das Spargelgeschäft. An diesem Wochenende werden einzelne Verkaufsstände bereits geöffnet sein. Am sichersten ist jedoch der direkte Weg zum Spargelhof.

Gefeiert wurde der offizielle Brandenburgische Spargelanstich gestern auf dem „Spargelhof am Storchennest“ im kleinen Beelitzer Ortsteil Rieben: Trotz vieler Gäste war es fast ein Familienfest. Das Storchenpaar landete pünktlich zur Rede von Landeswirtschaftsminister Dietmar Woidke (SPD) auf dem alten Bäckereischornstein nebenan. Die neunjährige Tochter des Hauses, Trudi Heinrich, sang und spielte am Klavier. Zum Essen ging es dann in den nahegelegenen Dorfgasthof. Der Platz davor ist neu gestaltet, die Kirche gegenüber wird gerade saniert. Eine Landidylle, die mittlerweile schon viele Ausflügler aus Berlin und Potsdam entdeckt haben. Bürgermeister Thomas Wardin (SPD) nutzte die Gelegenheit, um kräftig für Beelitz als Austragungsort der Landesgartenschau 2012 zu werben. Am kommenden Dienstag wird die Auswahlkommission erwartet.

Minister Woidke unterstrich die Bedeutung des Spargels für die ländlichen Regionen in Brandenburg. Kein anderes Gemüse habe im Land einen solchen Aufschwung erlebt. Der Ausbau der Fläche hält an, geht aber nicht mehr so rasant weiter wie in den Vorjahren. Landesweit werde auf knapp 2700 Hektar gestochen. Die Region um Beelitz sei mit rund 2000 Hektar bundesweit das größte zusammenhängende Anbaugebiet, sagte Woidke.

„Brandenburger Spargel ist meist weiß“, betonte der stellvertretende Vorsitzende des Beelitzer Spargelvereins, Jürgen Jakobs. Grüne Stangen werden kaum angeboten. Der Flächenanteil für grünen Spargel betrage höchstens sieben Prozent. In diesem Jahr rechnen die Beelitzer insgesamt mit einem Ernteplus. „Dies liegt aber nicht an einer Ausweitung der Fläche“, berichtete Jakobs. „Es gibt jetzt mehr Felder mit jungen ertragsstarken Pflanzen.“

Auf den Feldern südlich von Potsdam wird bei den Erntehelfern weiterhin vorwiegend polnisch gesprochen. Doch es setzt langsam ein Umschwung ein. Für Polen ist die harte Feldarbeit wegen der Abgaben nicht mehr so lukrativ wie noch vor Jahren. Allmählich beginne eine Ablösung durch Rumänen und Bulgaren, hieß es. Hagen Ludwig (mit dpa)

Hagen Ludwig (mit dpa

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