Von Thomas Lähns: Spiel mit den SED-Millionen
Kommunen greifen für neue Spielplätze bei Fördermitteln zu / Weitere Bescheide zum Jahreswechsel
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Potsdam-Mittelmark - Für die Seddiner „Seepferdchen“ gibt es kein Halten mehr: Laut juchzend stürmen die Kinder der örtlichen Kita den rundum erneuerten Spielplatz in der Hauptstraße. Immer wieder geht es rauf auf das Kletter- und Rutschgerüst, während unten aus der blauen Röhre im Fünf-Sekunden-Takt lachend ein Knirps purzelt. 12 600 Euro hat die Gemeinde für die Sanierung des Spielplatzes vom Brandenburgischen Bildungsministerium bekommen, 1400 Euro hat sie aus eigener Tasche bezahlt. So wie der erste Ansturm auf die Geräte lief auch die Bewerbung um die Fördermittel. „Es war ein Windhundrennen, bei dem die ersten das Geld bekommen haben“, erinnert sich Bürgermeister Axel Zinke. Anfang August hatte die Gemeinde einen Antrag gestellt, nicht einmal einen Monat später kam schon der Bescheid.
Im Sommer hatte die Landesregierung eine Förderrichtlinie für die Sanierung und den Neubau von Spielplätzen aufgelegt, bis zu 90 Prozent können bezuschusst werden. Das Geld stammt aus dem Vermögen der Parteien und Massenorganisationen der DDR, von dem ein Teil vor kurzem auf österreichischen Konten entdeckt worden ist. „Wir wollen das Geld möglichst schnell an die Kommunen ausreichen“, sagt Stephan Breiding, Sprecher des Bildungsministeriums. Insgesamt 5,5 Millionen Euro stellt das Land zur Verfügung – zwei Millionen für die Sanierung, zweieinhalb für den Neubau öffentlicher Spielplätze. Weiteres Geld fließt in den Bau von Bolzplätzen und Sportstätten sowie in die Ausstattung von Schulen mit Computertechnik.
„Viele Kommunen sind in einer schwierigen Haushaltslage, für Spielplätze fehlt da oft das Geld“, erläutert Breiding. Vielerorts sind die Geräte nach und nach einfach abgebaut worden – aus Sicherheitsgründen. Ersatz konnte längst nicht in allen Fällen geschaffen werden. In Seddin standen seit der Wendezeit Spielgeräte aus Holz auf dem Platz in der Hauptstraße, doch nach über 15 Jahren waren auch die zu morsch geworden. Die Fördermittel vom Land kamen da gerade recht.
Für beide Töpfe sind die Bewerbungsfristen mittlerweile abgelaufen. Die erste Bilanz: „Es sind wesentlich mehr Anträge eingegangen, als wir bewilligen können“, so der Ministeriumssprecher. Die kleineren Summen für Sanierungen in Höhe von bis zu 20 000 Euro sind mittlerweile ausgereicht worden. Neben den Seddinern haben auch die Beelitzer davon profitiert. Für einen Waldspielplatz in der Stadt wurden für knapp 23 000 Euro neue Geräte angeschafft, für den Spielplatz in der Fichtenwalder Mittelstraße konnten knapp 17 000 Euro aquiriert werden.
Die zweite Bewerbungsrunde um Fördermittel für neue Anlagen endete im Oktober. Hier konnten Projekte für bis zu 100 000 Euro eingereicht werden. Zurzeit prüfe man die vielen Anträge, sagt Stephan Breiding, zum Jahreswechsel sollen die ersten Bescheide verschickt werden. Grundvoraussetzung: Die Kinder müssen an der Planung und wenn möglich am Bau beteiligt werden. Gerade für die Älteren sollen so Spielstätten entstehen. Ein Beispiel: Die Gemeinde Michendorf will eine Ritterburg in der Potsdamer Straße errichten. Der Abenteuerspielplatz soll wie ein mittelalterliches Dorf angelegt werden, mit Kletter- und Spielgeräten sowie einem Wasser- und Sandspielplatz. Seddiner See hat ebenfalls Mittel für den Neubau eines Spielplatzes beantragt, und zwar im Lindenring in Neuseddin.
„Kinder brauchen Bewegung und müssen auch mal toben“, sagt Bürgermeister Axel Zinke auf dem Spielplatz in Seddin. Die 34 Knirpse der Kita „Seepferdchen“ würden ihm wohl zustimmen – wenn sie nicht gerade mit wippen, schaukeln und rutschen beschäftigt wären.
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