Potsdam-Mittelmark: Stampfen und Trampeln
Auf einem Erlebnisparcours im Naturpark Nuthe-Nieplitz gibt es Biotope zu erkunden
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Nuthe-Nieplitz - Der Naturpark Nuthe-Nieplitz ist zusammengeschrumpft - von 623 auf weniger als einen Quadratkilometer. In einem neuen Erlebnisparcours vor dem Naturparkzentrum am Wildgehege Glauer Tal sind jetzt die acht typischen Lebensräume des großen Parks zusammengefasst worden. Entstanden sind kleine, kompakte Biotope auf 15 Hektar – die neuen „Glauer Felder“ hat Brandenburgs Umweltministerin Anita Tack (Linke) am Mittwoch eröffnet.
In der Freilandausstellung ist fast alles, was im Naturschutzgebiet verboten ist, erlaubt: man darf abseits der Wege gehen, durch Wiesen mit hüfthohem Gras spazieren, unter rauschenden Pappeln picknicken und auf eine über zwei Meter hohe Sanddüne klettern. „Wir wollen die Natur erlebbar machen“, sagte die stellvertretende Vorsitzende des Landschaftsfördervereins Nuthe-Nieplitz-Niederung, Christa Schmid, zur Eröffnung. Der Erlebnisparcours zeigt verschiedene regionale Biotope. Dazu zählen Staudenflur, Streuobst- und Blütenwiese, Wald, Weide, Binnendüne, Ackerfläche und Wald. Jedes der acht „Glauer Felder“, die durch ein Wegenetz miteinander verbunden sind, hat eine interaktive Erlebnisstation: Dort wird mit Wasser gespielt, werden Bauernregeln zusammengesetzt, und Tiere wie der kleine Fuchs, ein Edelfalter oder ein Warzenbeißer sind zu entdecken.
„Die Glauer Felder bieten wunderbare Voraussetzungen, bereits die jüngsten Gäste für die Vielfalt der Natur zu begeistern“, betont Tack bei einem Parcours-Rundgang. Tatsächlich ziehen die seit Kurzem fertiggestellten Felder junge Besucher an. Über eine Stunde spielt ein dreijähriges Mädchen in der Mittagshitze an der Wasserstation. Dass sie durch die Kurbel die Fließgeschwindigkeit eines begradigten oder natürlich verlaufenden Flusses steuern kann, interessiert sie noch nicht. Auch nicht ihren Vater. Der sitzt im Schatten auf einer Bank und wartet, bis es mit der Tour weitergehen kann. Für den 33-jährigen Trebbiner ist die neue Ausstellung Naherholung.
Der Erlebnispark soll nicht nur Naturtouristen anlocken. „Er ist auch als Naherholung für die Bewohner der umliegenden Gemeinden gedacht“, betont Christa Schmid vom Landschaftsförderverein. Ohne Zaun, Eintritt und Öffnungszeiten können die Felder jederzeit genutzt werden. Besonders Familien mit Kindern möchte man mit dem Erlebnisnaturpark begeistern. „Sie kann man für Naturthemen nur sensibilisieren, wenn sie auch etwas zum Anfassen und Erleben haben“, erklärt Schmid.
Zwei Millionen Euro wurden in den vergangen drei Jahren in die „Glauer Felder“ investiert. Erstellt wurden sie nach einem Konzept von Studenten der Technischen Universität Berlin. Der Naturpark Nuthe–Nieplitz ist einer von insgesamt 13 Naturparks im Land. Im Brandenburg gibt es zudem den Nationalpark Unteres Odertal sowie drei Biosphärenreservate: Schorfheide Chorin , den Spreewald und die Flusslandschaft Elbe. Laut Umweltministerin Tack sei der Naturpark Nuthe-Nieplitz ein gutes Beispiel einer sogenannte Modellregion für nachhaltige Entwicklung. In derartigen Regionen werde auf Produktvermarktung, nachhaltigen Tourismus und die Unterstützung des Ökolandbaus gesetzt. Damit würden Naturparks und Reservate zur regionalen Wertschöpfung und damit zur Schaffung von Arbeitsplätzen in ländlichen Regionen beitragen, erklärte Tack.
Rund um den Naturpark hat sich mittlerweile ein reiches Naturtouristik- Angebot entwickelt: Dazu zählen unter anderem auch Imker, Bäcker, Landwirte und Fischer, die sich auf Initiative des Naturparks im Netzwerk „Offene Höfe“ zusammengeschlossen haben.
Im kleinen Naturpark gibt es reichlich zu kurbeln, zu drücken und zu stampfen. Abpflücken und Ausprobieren ist geradezu erwünscht. „Besonders unsere Binnendüne braucht Erosion und Tritte – hier müssen ganze Schulklassen und Besuchergruppen darauf rumstampfen, um sie festzutreten“, erklärte Andreas Meißner vom Landschaftsförderverein bei einer Tour durch die Felder.
Bisher sind die Besucher noch eher schüchtern: „Sie fahren zwar mit ihren Rädern hier durch, aber die Wege verlassen sie selten“, berichtete Christa Schmid. Mit Kindern von Bekannten sei sie vor Kurzem zur Düne gegangen. Die Kinder seien prompt darauf los gestürmt und runtergerollt. „Da haben die anderen Besucher aber gestaunt“, so die stellvertretende Vorsitzende des Landschaftsfördervereins. Der Erlebnisparcours sei auch ein Experiment: „Was trauen sich die Besucher, welche Eigendynamik entwickelt sich?“ Wenn sie weiterhin so vorsichtig sind, werde man Schilder aufstellen mit den Hinweisen: Bitte die Wege verlassen, bitte anfassen, bitte trampeln!
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