Verkehrsanbindung zum neuen Großflughafen BER: Starre Haltung zu Lande und in der Luft
Im Landkreis Potsdam-Mittelmark fühlt man sich abgekoppelt vom neuen Flughafen in Schönefeld. Der Kreis kritisiert die Verkehrsplanung des Landes – und will um Schienenanbindung zum BER kämpfen.
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Potsdam-Mittelmark - Der Landkreis Potsdam-Mittelmark will für eine bessere Zuganbindung an den Flughafen Schönefeld kämpfen. „Wir sollten einen zweiten, und auch einen dritten Versuch starten, um die Lage zu verbessern“, fordert Landrat Wolfgang Blasig (SPD). Im Moment allerdings sei bei den Verantwortlichen eine starre Haltung zu erkennen – sowohl zu Lande auch in der Luft, so Blasig vielsagend auf der jüngsten Sitzung des mittelmärkischen Kreisausschusses.
Wie berichtet, hat die Landesregierung den gesamte Region im Berliner Südwesten von der Schienen-Direktanbindung zum BER abgekoppelt: Die Regionalbahnlinie 22, bislang wichtigstes Verkehrsmittel für Flugreisende und Pendler aus dem Fläming, fährt seit diesem Jahr am bisherigen Umsteigepunkt Michendorf vorbei. Und auch der geplante Regionalexpress 9 vom Berliner Hauptbahnhof zum BER soll künftig nonstop fahren – obwohl er die gesamte Region Teltow mit einem einzigen Halt am Teltower Bahnhof an den BER anbinden könnte. Doch Fahrgastzählungen hätten ergeben, dass sich das nicht lohnen würde, wie die Infrastrukturstaatssekretär Rainer Bretschneider (SPD) immer wieder betont hatte.
Damit sind für Potsdam-Mittelmark die schlimmsten Befürchtungen eingetroffen: Während der Fluglärm ab dem 3. Juni mit Eröffnung des BER frei Haus kommen wird, erreichen die hiesigen Bürger den Airport nur durch mehrmaliges Umsteigen. Zwar will der Landkreis einen zusätzlichen Bus einsetzen, doch müsste der aus Kostengründen in möglichst vielen Orten halten. „Mit dieser Lösung können wir uns nicht begnügen“, mahnte auch der Vorsitzende des Kreisausschusses Ludwig Burkardt (CDU).
Auch Susanne-Melior, Chefin der SPD-Fraktion im Kreistag und als Landtagsabgeordnete Mitglied der Regierungskoalition, will sich mit dem derzeitigen Verkehrsplan nicht zufrieden geben: „Wir sollten das im Auge behalten, Hoffnung gibt es immer“, sagte sie. Vielleicht lasse sich die Landesregierung umstimmen, wenn erst einmal klar ist, wie viele Pendler aus Potsdam-Mittelmark tagtäglich zum BER fahren werden, so Melior.
Weitaus entschlossenere Töne kommen gestern aus der Gemeinde Michendorf: Deren Bürger hatten bis Ende 2011 mit dem RB 22 die Direktanbindung noch noch vor der Haustür. „Wir werden kämpfen“, so Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU). Er befürchtet, dass langfristig auch die Linie 33, die derzeit nach Berlin Wansee fährt, ausgedünnt wird und in Michendorf am Ende nur noch ein einziger Zug – der RE 7 – halten wird.
Kreis und Kommune haben auf eine Studie verwiesen, welche die Industrie- und Handelskammer im vergangenen Jahr mit der Uni Potsdam erarbeitet hat. Derzufolge sollte der Michendorfer Bahnhof zum regionalen Verkehrsknotenpunkt ausgebaut werden. „Die aktuelle Planung versäumt eine schnelle und leistungsfähige Vernetzung des neuen Flughafens mit dem Südwesten Berlins sowie dem Westen und Südwesten Brandenburgs", heißt es darin kritisch. Die bisherige Lage an den Hauptstrecken, dem RE 7 zwischen Berlin und Dessau sowie der OE 33 zwischen Wannsee, Beelitz und Jüterbog, könne Bahn-strategisch kaum besser sein, so die IHK. In dem Papier wird zudem nicht nur die Beibehaltung der bisherigen Linie 22 von Potsdam über Caputh und Michendorf nach Schönefeld gefordert, sie sollte sogar bis nach Werder (Havel) erweitern werden – um das „Fahrgastpotenzial der großen Räume Magdeburg-Berlin und Dessau-Berlin in die neue Flughafenlinie einzubeziehen“.
Im Moment scheine der Fokus jedoch ausschließlich auf Potsdam zu liegen. „Man versucht damit, einen Bahnhof, auf dem kein ICE hält, mit Regionalverbindungen aufzuwerten“, schätzt Reinhard Mirbach.
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