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Potsdam-Mittelmark: Steintherme: Landrat nimmt Hilfsangebot zurück

Bad Belziger Bürgermeisterin soll mit Klage gedroht haben. Kein Interesse an Beratung vom Landkreis

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Potsdam-Mittelmark - Bei der Entwicklung ihrer Steintherme ist die Kreisstadt Bad Belzig künftig auf sich allein gestellt. Potsdam-Mittelmarks Landrat Wolfgang Blasig (SPD) hat gestern seinen Rückzug aus allen Diskussionen um die Zukunft des defizitären Bades angekündigt. Vorausgegangen war ein Streit um ein Gesamtkonzept für die Therme, welches Blasig in Auftrag gegeben und in Auszügen bereits vorgestellt hatte. Bad Belzigs Bürgermeisterin Hannelore Klabunde (parteilos) fühlte sich übergangen und übte laut Kritik. Zuletzt habe sie bei der Kommunalaufsicht interveniert und mit Klage gedroht, sollte er sich weiter einmischen. Klabunde war gestern nicht zu erreichen.

„Ich war mit besten Absichten angetreten“, sagte Blasig am Donnerstag, „aber wenn ein Pferd tot ist, sollte man es nicht weiterreiten.“ Er habe den Bad Belziger Stadtverordneten Hilfe anbieten wollen, doch die Debatte sei von Anfang an von Missverständnissen und Fehlinterpretationen begleitet gewesen. Nun sehe er keine Möglichkeit mehr zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit. Ob das Konzept für die Zukunft der Therme, welches der Kreis zur Hälfte gesponsert hatte, nun überhaupt noch übergeben wird, sei dem Planer überlassen, so Blasig. Eine weitere Konsequenz des Krachs: Verhandlungen mit einem österreichischen Investor, der neben der Therme ein Medizinhotel errichten will, würden nun auf Eis liegen.

Badentwickler Ludwig K. Lüllepop, der bereits diverse Thermen in Brandenburg auf Vordermann gebracht hat, gab sich gestern überrascht von Blasigs Erklärung. Aber auch er habe von Anfang an einen schweren Stand gehabt, sagte er auf PNN-Anfrage. „Die Bürgermeisterin wollte mir verbieten, mich überhaupt mit dem Bad zu beschäftigen – oder auch nur öffentlich darüber zu reden“, so Lüllepop. Dass die Stadt übergangen worden sei, treffe indes nicht zu: Man habe Bad Belzig in die Vertragsverhandlungen einbinden wollen – doch die habe eine Beteiligung am Konzept abgelehnt. So habe er selbst die andere Hälfte der Kosten übernommen, erklärte der Projektentwickler.

Die ersten Ergebnisse der Studie dürften nicht erfreulich für die Stadt gewesen sein: Von allen Thermalbädern Brandenburgs stehe die Steintherme – obwohl vor vier Jahren erst saniert – am schlechtesten da, heißt es. Um das Bad auf dem Markt als „JungbrunnenTherme“ neu zu positionieren – und damit mehr Besucher zu gewinnen – müssten rund sieben Millionen Euro investiert werden, unter anderem für den Bau eines sogenannten Mediterraniums oder eine Lavendelhalle mit zwei Thermalsole-Innen- und einem Außenbad sowie ein Ausschwimm- und ein Wildwasserkanal gehören. „Im Moment wird zwar Heilwasser vermarktet, aber ausgerechnet im großen Becken ist nur Leitungswasser“, so Lüllepop.

Mit der Neuorientierung könnte eine jährliche Besucherzahl von 240 000 erreicht werden, heißt es in dessen Konzept. Im vergangenen Jahr wurden nur 147 000 Gäste gezählt. Diese Zahlen hatte die städtische Kultur- und Freizeit-GmbH als Träger der Therme noch zu Jahresanfang relativiert. Es werde zu viel Aufhebens darum gemacht, hieß es in einer Pressemitteilung, wichtiger sei die Leistung.

Und für die sorgen die gut 30 Mitarbeiter. Sie seien laut Lüllepop das stärkste Pfund der Therme, denn durch ihr Engagement werde ein Pro-Kopf-Erlös von 13 Euro erreicht. Doch mit dem Engagement könnte es bald vorbei sein: Die Mitarbeiter verdienen weit weniger als ihre Kollegen im Bad Belziger Freibad. Sie fühlen sich unterbezahlt und haben vor gut einer Woche bereits gestreikt. Die nächste Tarifverhandlung ist für kommenden Montag geplant. Bad Belzigs Bürgermeisterin hatte erklärt, ein Streik sei in Anbetracht der wirtschaftlich schwierigen Lage der Therme überzogen.

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