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Potsdam-Mittelmark: Strenger Selbstkontrolle gestellt Seniorenzentrum Schwalbenberg mit Gütesiegel

Werder - Was im Sozialgesetzbuch zum Stichwort „Pflege“ definiert ist, klingt so allgemein und auslegbar wie vieles, was in Gesetzen steht. Zudem werden die Senioreneinrichtungen nur in weiten Abständen durch die staatliche Heimaufsicht kontrolliert.

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Werder - Was im Sozialgesetzbuch zum Stichwort „Pflege“ definiert ist, klingt so allgemein und auslegbar wie vieles, was in Gesetzen steht. Zudem werden die Senioreneinrichtungen nur in weiten Abständen durch die staatliche Heimaufsicht kontrolliert. So ist es kein Wunder, dass sich gelegentlich schwarze Schafe in der Branche finden. „Die Qualität von Pflegeleistungen ist für Außenstehende nicht oder schlecht vergleichbar“, sagt Iris Utecht, Leiterin des Awo-Seniorenzentrums „Am Schwalbenberg“ in Werder (Havel). Erst durch „Erprobung“ wüsste der Kunde Bescheid, aber da ist er womöglich schon mittendrin im Dilemma.

Das Seniorenzentrum „Am Schwalbenberg“ hat sich mit seinen 52 Beschäftigten einer strengen Selbstkontrolle gestellt: Diese Woche bekam es das Gütesiegel der „Qualitätsgemeinschaft Pflege im Land Brandenburg“ (QgP) überreicht. Vor drei Jahren hatte die QgP die Qualitätsurkunde für die Häuser der Wohlfahrtsverbände ins Leben gerufen. Die Standards des Sozialgesetzbuchs wurden dazu durch die „Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen“ (DQS) in vier Bereichen konkretisiert, an denen sich Pflegeeinrichtungen zu messen haben: Qualitätsmanagement, Pflege, Ernährung und Hauswirtschaft sowie Organisation und Verwaltung.

In Workshops, zum Beispiel zur „offenen Kommunikation“, zur Hygiene, zur Sterbebegleitung oder auch zur Tischdekoration hatte man sich „Am Schwalbenberg“ auf die Prüfung vorbereitet, jeden Winkel und jedes der 77 Einzelzimmer des anderthalb Jahre alten Heimes durchleuchtet und die Arbeit, zum Beispiel durch Reinigungspläne, transparent gemacht. Bis hin zum richtigen Lösungsverhältnis des Desinfektionsmittels wurde dann am Tag X alles kontrolliert, auch der Blick unter die Bettdecke stark pflegebedürftiger Patienten blieb nicht aus. 94 von 100 möglichen Punkten bekam das Awo-Seniorenzentrum bei der Prüfung und erhielt so neben dem Gütesiegel auch ein DQS-Zertifikat.

Acht der zehn brandenburgischen Awo-Seniorenzentren haben inzwischen Gütesiegel mit Zertifikat, sie sind zwei Jahre gültig und müssen dann erneuert werden. Von den 300 Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände landesweit sind erst 24 zertifiziert, so QgP-Vorsitzender Andreas Kaczynski. Weil sie öffentlich kaum bekannt ist, sei das Gütesiegel mit Zertifikat noch nicht marktentscheidend. „Ich ziehe deshalb den Hut vor jedem Träger, der sich das auferlegt.“ Denn die Zertifizierung kostet Zeit, Nerven und Geld. „Und sie bedeutet natürlich nicht, dass alle anderen Senioreneinrichtungen schlecht sind.“

Was den Wohlfahrtsverbänden im Land ihr Siegel, ist den privaten Pflegeeinrichtungen die allgemeinere „ISO 9001“. Bundesweite, definierte Pflegestandards lassen indes auf sich warten, „jedes Bundesland und jeder Träger kocht mehr oder weniger sein eigenes Süppchen“, sagt DQS-Auditorin Cornelia Peter. Bedenklicher noch als in manchen Heimen sehe es da mit Standards in Tagespflegeeinrichtungen aus, so Andreas Kaczynski. Auch für diesen Geschäftsbereich mit zwölf Plätzen wird „Am Schwalbenberg“ jetzt die Zertifizierung angestrebt.

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