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Konzentration und Schwerstarbeit: Die ersten Erntehelfer sind bei Mötzow zwischen den Erddämmen aus lehmigem Sand unterwegs.

© Klaus-Dietmar Gabbert/dapd

Spargelernte: Tausende Male bücken am Tag

Auf den Feldern des Vielfruchthofs Domstiftsgut Mötzow bei Brandenburg/Havel herrscht reges Treiben

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Potsdam-Mittelmark - . Erntehelfer sind zwischen den Erddämmen aus lehmigem Sand unterwegs und ziehen kleine Wagen hinter sich her. Trotz der Geschäftigkeit geht es konzentriert zu – nur das Geräusch beim Aufschlagen der dunklen Folien vermischt sich mit Vogelgezwitscher aus dem nahe gelegenen Wald. In der Haupt-Erntezeit werden hier rund 1 000 Helfer Spargel stechen, wie Betriebsleiter Arendt Kolloge sagt. Die meisten kommen aus Polen und Rumänien.

Eine von ihnen ist Monika Sajdak. Zum fünften Mal reiste die 34-Jährige aus Polen an, um als Saisonarbeiterin auf Brandenburgs Feldern zu stechen. Mehrere Tausend Mal müsse sie sich am Tag bücken, sagt die zierliche, braunhaarige Frau. Nach neun Stunden Spargel stechen, waschen, sortieren will sie nur noch eines: „Viel schlafen.“

„Wir erwarten eine gute Saison“, sagt der Vorsitzende des Beelitzer Spargelvereins, Manfred Schmidt. Die warmen Temperaturen Ende März hätten dazu geführt, dass bereits Anfang April und damit knapp eine Woche früher als gewöhnlich die ersten Spargelstangen geerntet werden konnten. Ob die Spargelsaison für die Anbaubetriebe erfolgreich wird, hängt Kolloge zufolge vor allem von zwei Faktoren ab: Preis und Wetter. Nicht zu heiß dürfe es in den kommenden Wochen werden, sonst erhitzten sich die Dämme zu stark. „Dann wächst der Spargel zu schnell und die Knospen platzen auf.“ Auch der Preis sei entscheidend. „Wenn Spargel zu Beginn gleich zu teuer auf den Markt kommt, dann schreckt das Kunden ab - und das oftmals für die gesamte Saison“, sagt Kolloge. Der Anbaubetrieb vermarktet Spargel auf Wochenmärkten, im Hofladen und über den Einzelhandel. Große Discounter seien darunter. Zwischen sieben und acht Euro pro Kilogramm Spargel sei im Mittel ein tragbarer Preis für Verbraucher und Anbauer.

Die Anbaufläche in Brandenburg schrumpfte dem Agrarministerium zufolge im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2010 um 117 auf 2650 Hektar. Ein Sprecher erklärt dies unter anderem damit, dass die Möglichkeiten der Direktvermarktung für Spargel in der Hauptstadtregion weitgehend ausgeschöpft seien. Das bestätigt auch die Sprecherin des Brandenburger Gartenbauverbands, Margarete Löffler. „Wir sind in Berlin und Brandenburg an der oberen Grenze angelangt.“ Dennoch scheint sich den Anbaubetrieben zufolge ein Trend zu festigen, der Absatzsteigerungen verspricht: geschälter Spargel. In den vergangenen Jahren habe es hier ein enormes Wachstum gegeben, sagt der Verkaufsleiter des Domstiftsguts, Matthias Ment. Viele Erwerbstätige bevorzugten aus Zeitgründen die geschälte Variante des Edelgemüses. Auch der Inhaber des größten brandenburgischen Anbaubetriebs Buschmann & Winkelmann in Klaistow (Potsdam-Mittelmark) sieht in geschältem Spargel Wachstumspotenzial beim Verkauf. „Das wird immer besser angenommen“, sagt Ernst-August Winkelmann. Dennoch glaubt er, dass es immer auch Familien geben wird, die Spargel selber schälen wollen.

Am 19. April eröffnet Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) bei Buschmann & Winkelmann offiziell die Saison. Viele Spargelhöfe haben jedoch schon geöffnet und verkaufen frisch vom Feld.

Anna Ringle-Brändli

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