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Potsdam-Mittelmark: „Teltow Gallery“ soll an Teilung erinnern
Vorschlag der Linken im Stadtparlament angenommen / Jubiläumsfest zum Mauerfall am 8. November
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Teltow - Es sind zwar keine originalen Mauerteile, die da am Straßenrand der Nordspange liegen, aber sie sehen genauso aus. Jetzt sollen sie zum Gegenstand einer „Teltow Gallery“ werden. Der Teltower VEB Betonwerke hatte jene unverwüstlichen, knapp vier Meter hohen Betonsegmente, wie sie in der Berliner Mauer zu finden waren, in seiner Angebotspalette. Der Weg von der Produktionsstätte zur Staatsgrenze war ja nicht weit, die genormten Segmente wurden aber auch für Stallmist- und Kohle-Lager genutzt. Ein Dutzend dieser historischen Artefakte sind auf einem Betriebshof liegengeblieben, der heute zur Klösters Baustoffwerke GmbH gehört – der antifaschistische Betonhaufen ist für sich schon ein Denkmal.
Zur Jubiläumsveranstaltung „20 Jahre Mauerfall“, die Teltow am 8. November als „Fest ohne Grenzen“ gemeinsam mit dem Nachbarbezirk Steglitz-Zehlendorf an der Knesebeckbrücke plant, sollen die Mauersegmente zur Malfläche werden. Einer der Höhepunkte wird ein Konzert der Ostrocker von „Karat“. Auch der Titel „Teltow Gallery“ lässt einiges erwarten. Die Idee dazu hatte der Linke Fraktionschef Steffen Heller, der über jeden DDR-historischen Zweifel erhaben zu sein scheint: Am Mittwochabend beantragte er im Stadtparlament auch noch eine Gedenkminute zum Aufstand am 17. Juni 1953. Auch sein Vorschlag für die „Teltow Gallery“, den er gemeinsam mit den Bündnisgrünen und der SPD einbrachte, wurde einstimmig angenommen, Enthaltungen gab es aus der FDP, die sich daran störte, dass die Betonsegmente keine Originale sind.
„Die ,Teltow Gallery’ in diesem historischen Umfeld soll die Erinnerung lebendig halten“, sagte Heller. „Das Bunte soll über das triste Grau der Mauer dominieren, wie die Freude der Maueröffnung über das aufgezwungene Grenzregime.“ Selbst deren Opfer ließ Heller nicht unerwähnt und sprach „vom Widersinn der Teilung“. Erinnern solle das Künstlerprojekt auch an deren Folgen, die, so Heller, noch nicht überwunden seien: „Die Vollendung der sozialen Einheit gebietet ständiges Bemühen aller gesellschaftlichen Kräfte“, sagte der Linke.
Die FDP kritisierte diesen zweiten Teil von Hellers Rede, die den „politischen Inhalt des Mauerfalls“ einschränke. FDP-Fraktionschef Hans-Peter Goetz ärgerte zudem, dass man sich in Berlin den Anglizismus leiht. „Wenn wir hier schon eine Mauer nachempfinden müssen, dann als Teltow-Galerie.“ Andere Stadtverordnete stießen sich nicht daran.
Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) betonte abschließend, dass es hier nicht um die Schaffung eines neuen Teilungs-Denkmals gehe. „Zentrales Ziel ist es, die Feierlichkeiten zum Mauer-Jubiläum zu flankieren.“ Wenn daraus mehr erwächst, „sollte mich das freuen“. Die Firma Klösters habe signalisiert, die Betonsegmente zur Verfügung zu stellen, dann sind die Künstler gefragt. Sicher lassen sie sich von der East-Side-Gallery in Berlin-Friedrichshain inspirieren: Sie ist nach Öffnung der Mauer im Frühjahr 1990 von 118 Künstlern mit eigenwilligen Kommentaren zum Mauerfall dekoriert worden. Henry Klix
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