Potsdam-Mittelmark: Tiefer Anflug nur im Notfall
CDU-Flugroutenforum in Beelitz: Air-Berlin-Pilot beruhigt die Anlieger, doch es bleiben Zweifel
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Beelitz - Andreas Busch überlegt, nach Seddin zu ziehen. „Ich suche ein ruhiges Plätzchen zum Wohnen“, erklärt der Köpenicker. Deshalb haben ihn die Nachrichten, dass Beelitz und Umgebung in einer Höhe von knapp 1000 Metern beim Anflug auf den neuen Flughafen Schönefeld (BER) überflogen werden sollen, beunruhigt. Bisher überfliegen die Maschinen den Ort in 3000 Metern Höhe.
Etwa 50 weitere Bürger sind mit ihm der Einladung des CDU-Landtagsabgeordneten Ludwig Burkardt, zu einer Informationsveranstaltung im Beelitzer Tiedemannhaus am Dienstagabend gefolgt. Viele der Besucher kamen aus Linthe und Bad Belzig. Ludwig Burkardt hält zwar den Standort Schönefeld für falsch gewählt, betonte aber, dass man mit den Gegebenheiten leben müsse.
Holger Meyer, Pilot bei der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft Air Berlin, versuchte aus seiner Praxiserfahrung heraus, die neuen Anflugkorridore zu erklären. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) hatte vor kurzem angekündigt, schon ab Bad Belzig, also 70 Kilometer vor dem Flughafen, die Radarführungsstrecke zu beginnen. Bereits dort wären Flüge in knapp 1000 Metern Höhe möglich. Laut Meyer handele es sich dabei jedoch um eine Sicherheitsmaßnahme, die nur in Notfällen ausgeflogen werde. „Es ist unwirtschaftlich, schon so früh in dieser Höhe zu fliegen“, so der Pilot.
Normalerweise versuche man, die Höhe von 1000 Metern erst in einer Entfernung von 15 Kilometern zum Flughafen zu erreichen, erklärte er weiter. Seiner Meinung nach ist dieser Anflugkorridor nur deshalb ausgewiesen worden, um den unkontrollierten Flugverkehr zu verhindern. Damit meint er vor allem die Ballonfahrer sowie Drachen- und Segelflieger. Auch für den renommierten Segelflugplatz in Lüsse bei Bad Belzig – dort fanden im vergangenen Jahr die Weltmeisterschaften statt – sieht er deshalb eine Zukunft. „Es wird an den Wochenenden sicherlich Zeitfenster geben, in denen dort gestartet werden kann“, so seine Prognose.
Auf die Frage nach der politischen Zielrichtung der CDU-Fraktion im Landtag, betonte deren verkehrspolitischer Sprecher, Rainer Genilke, dass man im Haushalt das Budget der Fluglärmkommission erhöhen wolle, damit diese handlungsfähiger sei. Allerdings forderte er auf Nachfrage der PNN eine Diskussion über eine dritte Startbahn. Da seiner Meinung nach spätestens in zehn Jahren der BER an die Kapazitätsgrenze gelangen wird, sei jetzt schon eine transparente Planung notwendig. „Es kann nicht sein, dass wir im Jahr 2020 vor vollendete Tatsachen gestellt werden, eine Suche nach geeigneten Flächen muss schon jetzt beginnen“, so Genilke. Sein Parteifreund Burkardt ist mit seinen Überlegungen schon weiter. „Man könnte den Cargo- oder Billigflugsektor auslagern“, so sein Vorschlag, allerdings auch ohne Nennung eines Standorts.
„Die Informationsveranstaltung hat sicherlich die Spannung aus der Tiefflugdiskussion herausgenommen“, resümierte Burkardt. Axel Wolfram aus Bad Belzig zeigte sich jedoch wenig überzeugt. „Wenn dieser Flugraum ausgewiesen wird, wird er auch genutzt“, ist er sich sicher. Andreas Busch sieht seine Zweifel ebenfalls nicht ausgeräumt. Ob er tatsächlich nach Seddin ziehe, stehe noch nicht fest. Andreas Koska
Andreas Koska
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