Mädchen aus Nuthetal verunglückt: Tödlicher Skiunfall am Wilden Kaiser
Ein elfjähriges Mädchen aus Nuthetal starb nach Skiunglück in Tirol – die Gemeinde reagiert schockiert
- Jana Haase
- Eva Schmid
Stand:
Nuthetal/Innsbruck - Tragisches Ende eines Ski-Familienurlaubs in Tirol: Am Sonntagnachmittag ist ein elfjähriges Mädchen aus Nuthetal bei einem Unfall im Skigebiet Going am Wilden Kaiser in Österreich ums Leben gekommen. Das Mädchen war in einer scharfen Kurve von der Piste abgekommen und zehn Meter tief in ein Bachbett gestürzt. Trotz Helm erlitt es dabei schwere Verletzungen an der Wirbelsäule und am Kopf, denen sie schließlich erlag.
Das Unglück ereignete sich am Sonntag zwischen 14.15 Uhr und 14.30 Uhr, sagte Erwin Vögele, der Sprecher der Polizeidirektion Tirol, den PNN am Montag. Die Elfjährige sei gemeinsam mit ihrer Mutter und einem Bekannten auf der Sonnenlift-Abfahrt unterwegs gewesen, jedoch hinter der Mutter gefahren. Als diese das Mädchen an der Talstation vermisste, suchte sie gemeinsam mit dem Vater, der auf eine andere Piste gefahren war, und dem Bekannten nach dem Kind. Sie fanden die Elfjährige schließlich in einem Bachbett nahe der Piste.
Das Mädchen war auf einer scharfen 90-Grad-Kurve im Zielbereich der Abfahrt geradeaus gefahren und etwa zehn Meter tief in das Bachbett gestürzt, so der Polizeisprecher. Sie sei vom Vater und den mit einem Hubschrauber eintreffenden Rettungskräften zunächst reanimiert worden. Nach Eintreffen im Krankenhaus im nahegelegenen Kitzbühel wurde aber um 15.40 Uhr der Tod des Mädchens festgestellt. Todesursache waren laut Polizei die Verletzung der Halswirbelsäule und ein Schädel-Hirn-Trauma.
Bei der Piste habe es sich um eine einfache blaue Piste für Anfänger gehandelt, sagte der Polizeisprecher. Andere Unfälle an dieser Stelle seien ihm nicht bekannt. Auch das Wetter sei am Sonntagnachmittag nicht auffällig gewesen: „Es war gute Sicht, gab keine Hindernisse“, so Polizeisprecher Vögele.
Nach PNN-Informationen besuchte das Mädchen die Otto-Nagel-Grundschule in Bergholz-Rehbrücke, war zudem als Läuferin aktiv. In der Gemeinde sorgte die Nachricht vom Tod des jungen Mädchens am Montag für Fassungslosigkeit. „Das kann man gar nicht in Worte fassen – ich bin schockiert“, sagte Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke) den PNN. Sie spreche als Mutter von zwei Kindern den Eltern ihr Mitgefühl aus und biete ihre Hilfe an. Zudem wolle sie sich mit der Schule in Verbindung setzen und Vorbereitungen für den ersten Schultag nach den Ferien treffen. „Wir müssen eine psychologische Betreuung der Klassenkameraden am kommenden Montag sicherstellen“, so Hustig. Es sei wichtig, auch die Schulklasse und die Freunde des Mädchens zu betreuen.
Bestürzt reagierten auch andere Nuthetaler, als sie am Montag auf der Straße von dem Unfall hörten. Darunter war auch die 80-jährige Renate Schlotzhauer. Auch ihre Enkelkinder im Alter von neun und elf Jahren seien derzeit mit dem Schwiegersohn im Bayrischen Wald beim Skifahren, sagte sie. „Sie haben einen Helm auf und fahren hoffentlich auf kindgerechten Pisten, aber sicher ist man nie.“ Dass manche Skipisten nicht gut abgesichert sind, weiß auch die 14-jährige Anna-Lena. Die Nuthetalerin fährt Snowboard. Als sie den Sport vor wenigen Jahren lernte, habe sie direkt neben der Strecke auch tiefe Schluchten gesehen. „Ich würde mich sicherer fühlen, wenn das besser abgesperrt wäre.“ Auch ein älteres Ehepaar, das seit Jahrzehnten regelmäßig Abfahrtsski betreibt, sorgt sich um die Sicherheit in Skigebieten. „Das Material erleichtert es vielen, die nicht so gut Ski fahren können, den Berg schnell runterzufahren“, sagt ein 59-Jähriger. Die schnellen Fahrer würden wenig Rücksicht nehmen, das sei nicht nur für Kinder gefährlich. Viele Familien in Nuthetal finden für die Eltern des verunglückten Kindes mitfühlende Worte: „In so einem Moment gilt mein ganzes Mitgefühl den Eltern, man kann nur hoffen, dass die Familie zusammenhält“, sagte eine Nuthetaler Krankenschwester, die Mutter von drei Kindern ist.
Tragische Unfälle dieser Art ließen sich nie ganz ausschließen, sagte Dagmar Deutschmann, die Geschäftsführerin des Landesskiverbandes Brandenburg e.V., den PNN am Montag: „Skifahren ist eine Risikosportart“, betonte sie. Sie rät beim gemeinsamen Skifahren mit Kindern zu besonderer Vorsicht (siehe Kasten).
Das österreichische Going ist im Sommer und Winter ein gut besuchtes Ferienziel. Bekannt ist die 1800-Einwohner-Gemeinde im Bezirk Kitzbühel auch aus dem Fernsehen: Der Dorfplatz mit jahrhundertealten Bauernhäusern rund um die Barockkirche „Zum Heiligen Kreuz“ ist einer der Hauptdrehorte der ZDF-Serie „Der Bergdoktor“ mit dem Film-Gasthof „Wilder Kaiser“. Auch die vom ZDF und dem österreichischem ORF gemeinsam produzierte Krimiserie „Soko Kitzbühel“ ermittelte bereits in Going.
Tödliche Unglücke gibt es am Wilden Kaiser auch immer wieder unter Kletterern: Im vergangenen Sommer verunglückten innerhalb einer Woche drei Kletterer aus Deutschland tödlich im Kaisergebirge.
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