Potsdam-Mittelmark: Tolerantes Werder
Stadt-SPD will sich unter bestimmten Bedingungen neuem Aktionsbündnis gegen Rechts anschließen
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Werder - Wie dringend ist in Werder der Kampf gegen Rechts? Nachdem sich Anfang des Monats ein Aktionsbündnis gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus gegründet hatte (PNN berichteten), wird zurzeit in der hiesigen SPD diskutiert, inwieweit man sich beteiligen sollte. So einfach ist die Frage nicht zu beantworten, wie sich auf der jüngsten Sitzung des Ortsvereins zeigte.
Denn als Initiator des Bündnisses gilt die Werderaner PDS. Bereits vor knapp einem Jahr hatten die Sozialisten erstmals zu einem „Forum gegen rechts“ eingeladen. Anlass war damals eine Studie der beiden Berliner Sozialwissenschaftler Oskar Niedermayer und Richard Stöss, der zufolge 31 Prozent der Brandenburger unter anderem ausländerfeindlich denken würden. Chauvinismus und Sozialdarwinismus wurden als weitere Facetten von rechtem Denken untersucht. Als Konsequenz hatte der Werderaner PDS-Landtagsabgeordnete Andreas Bernig einen überparteilichen Konsens gegen Rechtsextremismus gefordert und war damit zumindest bei den Grünen auf offene Ohren gestoßen.
Einige Sozialdemokraten machten nun aber zur Bedingung, dass die PDS sich nicht an die Spitze stellt und das Bündnis tatsächlich parteiübergreifend ist. „Wir sollten uns nicht vor einen Karren spannen lassen, den wir nicht ziehen wollen“, hieß es. Ein weiteres Argument war, dass die Blütenstadt alles andere als eine rechte Hochburg ist. Kreistagsabgeordneter Joachim Raupach verwies auf die Kriminalitätsstatistiken. „Ich möchte keine rechten Tendenzen herbeireden.“
Allerdings würden sich rechte Gesinnungen nicht immer in der Kriminalitätsstatistik niederschlagen, hielt die Werderaner Sozialdemokratin Anja Spiegel dagegen. „Nicht alle werden straffällig.“ Die Tendenzen seien vorhanden - und das nicht nur bei Jugendlichen, äußerte sie ihre Erfahrungen. Subjektiv würde man diese auch wahrnehmen, zum Beispiel beim Baumblütenfest. Und auch wenn das rechte Potenzial zurückgehen würde, sei es immer noch hoch. „Es geht nicht darum, Werder an den Pranger zu stellen, sondern zu sagen: Wir sind eine weltoffene und tolerante Stadt“, so Spiegel.
Auch die Befürchtungen, die PDS werde sich das Thema auf ihre Fahnen schreiben, versuchte sie zu zerstreuen. Mit einem Beschluss sollen sich alle Stadtverordneten gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus aussprechen. Der Antragstext wird momentan von zwei Schülern des hiesigen Gymnasiums ausgearbeitet. Für das Aktionsbündnis sollen darüber hinaus auch die Kirchen und die örtlichen Vereine gewonnen werden.
Nachdem sich Werder mit dem Parlaments-Beschluss offiziell zu Toleranz und Weltoffenheit bekannt hat, will sich das Aktionsbündnis dann mit einzelnen Projekten, zum Beispiel an Schulen, beschäftigen. Am 6. März um 19 Uhr trifft man sich erneut im Hotel zur Insel. Dort soll dann über einen Namen und über ein gezieltes Toleranz-Konzept für Jugendliche beraten werden. Thomas Lähns
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