
© Torsten Fritz
POTSDAM-MITTELMARK: Toter Wolf am Straßenrand
Vier Tiere wurden bereits bei Verkehrsunfällen im Landkreis getötet – insgesamt aber wächst die Wolf-Population.
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Beelitz / Kloster Lehnin – An der Landesstraße 88 zwischen Busendorf und Emstal ist ein toter Wolf gefunden worden. Das Tier soll vom nahe gelegenen Truppenübungsplatz Lehnin gekommen sein und ist vermutlich bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, wie das Landratsamt am Freitag mitteilte. Es handelt sich um ein einjähriges männliches Jungtier – ein weiterer Beleg dafür, dass auch im Herzen des Landkreises Wölfe nicht nur leben, sondern sich auch rege fortpflanzen. Er ist bereits der vierte Wolf, der in Potsdam-Mittelmark bei einer Kollision im Straßenverkehr getötet wurde. Der Kadaver wurde gestern zur pathologischen Untersuchung vom Berliner Institut für Zoo- und Wildtierforschung abgeholt.
Erst Ende vergangenen Jahres war eine Schafsherde in Neuendorf bei Brück von einem Wolfsrudel angegriffen worden. 15 Schafe wurden gerissen, weitere 20 sind an ihren Bissverletzungen eingegangen. Die Gemeinde Neuendorf liegt – wie die Dörfer Emstal und Busendorf – am Rande des Truppenübungsplatzes Lehnin. Dort ist vor drei Jahren erstmals ein Wolfspaar beobachtet worden, mittlerweile sollen auf dem Areal schon zwölf Tiere leben, wie der Damsdorfer Jäger Bodo Puschner gestern auf PNN-Anfrage mitteilte. Puschner sitzt für die CDU im Kreistag und beschäftigt sich auch deshalb mit dem Thema. Zwölf Wölfe auf so engem Raum, sagt er, seien zu viel.
Puschner fordert eine Regulierung der Wolfsbestände in Brandenburg. Die Populationen seien in den vergangenen Jahren so stark gewachsen, dass man Isegrim von der roten Liste streichen sollte, argumentiert er. Vier Wölfe im Bereich Brück-Lehnin seien mehr als ausreichend. Die überzähligen Tiere müssten umquartiert oder – wenn es nicht anders geht – geschossen werden. „Ich bin nicht dafür, den Wolf wieder abzuschaffen“, unterstreicht Puschner. Ebensogut könne man dann auch die Verdrängung des Fuchses fordern. Längst seien die Wölfe hier wieder heimisch geworden. Doch es reiche auch nicht, die Tiere nur zu zählen.
Zwar hat das Landesumweltministerium angekündigt, einen sogenannten „Wolfsmanagementplan“ aufstellen zu wollen. Bei den bisherigen vorbereitenden Gesprächen seien die eigentlich Betroffenen wie Landwirte und Jäger jedoch gegenüber den „Pro-Wolf-Verbänden“ stark unterrepräsentiert gewesen, wie der Landesbauernverband Brandenburg kritisiert. Die Landesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer sei erst nach Intervention und die Kreisbauernverbände überhaupt nicht zu einer ersten Tagung Anfang April eingeladen worden, heißt es in einer Mitteilung des LBV. Auf der Veranstaltung sei dann auch unterstrichen worden, dass Landwirte keinen Rechtsanspruch auf Entschädigung hätten, wenn ihre Tiere durch Wölfe gerissen werden. Man fühle sich zum „Bittsteller umerzogen“, so Bauernverbandssprecher Holger Brantsch.
Entschädigung gibt es, wenn ein Tierhalter nachweisen kann, dass es Wölfe waren, die sich an seinem Bestand gütlich getan haben. Die Einschätzung nimmt der Landkreis vor. Laut Kreisverwaltung sind im Jahr 2010 gut 5000 Euro an Entschädigung an zwei mittelmärkische Bauern gezahlt worden, deren Schafsherden von Wölfen angegriffen worden waren. Ein Streitfall hatte sich erst im Juni diesen Jahres im Groß Kreutzer Ortsteil Krielow ergeben: Ein Kalb war auf offener Weide getötet worden, am Kadaver fand man Bissspuren. Die hätten zwar auch von einem Marder oder Füchsen stammen können, allerdings sind auch hier, südlich der Havel, bereits Wölfe gesichtet worden.
„Im vergangenen Winter wurde auch bei uns ein Tier gesehen, das über die A 2 gewandert sein muss“, so der Damsdorfer Bodo Puschner. Für ihn als Jagdpächter hat sich der Wolf, der sich in erster Linie von Dam-, Rot- und Rehwild ernährt, zu einem ernsthaften Konkurrenten entwickelt. „Ein Wolf braucht pro Tag vier Kilogramm Fleisch. Bei zwölf Wölfen sind das rund 17 Tonnen pro Jahr.“ Man müsse sich fragen, ob der Mensch künftig zugunsten der Wölfe auf Wildfleisch verzichten wolle. Denn dass die Bestände an Rehen und Hirschen überhöht seien, wie es immer mal wieder heißt, weist der Jäger zurück. „Das war Anfang der 1990er so. Doch damit ist es längst vorbei.“
Ihre Reviere haben die mittelmärkischen Wölfe auf den Truppenübungsplätzen bei Jüterbog, Altengrabow – und Lehnin. Die beiden letzteren werden nach wie vor von der Bundeswehr genutzt. Der Wolf hat sich dem offenbar angepasst.
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