Von Thomas Lähns: „Treffpunkt Leben“ unterm Kirchendach
Innenausbau zum Gemeindezentrum Rieben kann im Herbst beginnen / Land fördert das Projekt
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Beelitz - Was Rieben vorhat, könnte zum Beispiel für die Kirchenlandschaft in ganz Brandenburg werden: Die Dorfkirche des Beelitzer Ortsteils soll künftig auch als weltliches Gemeindezentrum genutzt werden. Nur so konnte die dringende Sanierung des 1813 errichteten Gebäudes finanziert werden, die Stadt Beelitz, die evangelische Landeskirche und allem voran die Riebener selbst haben das Projekt gemeinsam in die Hand genommen. Die Außensanierung ist mittlerweile abgeschlossen, im Herbst könnte mit dem Innenausbau begonnen werden. Dafür hat das Land jetzt Fördermittel zugesagt: Von den bis zu 470 000 Euro teuren Kosten sollen 75 Prozent aus dem EU-Topf für die Integrierte Ländliche Entwicklung kommen.
Die frohe Botschaft verkündete Bürgermeister Thomas Wardin (SPD) jetzt vor dem Bauausschuss des Landkreises, der extra in Rieben tagte, um das ambitionierte Vorhaben in Augenschein zu nehmen. Architekt Jürgen Götz erläuterte die Pläne: Demnach soll es in der Riebener Dorfkirche künftig neben dem sakralen Raum mit Orgel und Altar einen „Multifunktionsraum“ für die weltliche Nutzung geben. Dafür werden Orgel und Empore versetzt, die Räume mit einer Glasfalttür getrennt. Die kann zu Festen wie Weihnachten, Hochzeiten oder Taufen wieder aufgeschoben und der Kirchenraum damit vergrößert werden. Im Turm sollen eine Garderobe, eine Teeküche und Toiletten entstehen. Im Obergeschoss sind zwei kleinere Räume hinter der Empore sowie ein Raum für die Heiztechnik geplant.
Gottesdienste und Ortsbeiratssitzungen, Konfirmationen und Seniorenfeiern – all das soll in Rieben künftig unter einem Dach stattfinden. „Im ersten Moment sagt man immer: Geht denn das? Macht die Kirche das mit?“, kam Ortsvorsteher Armin Hilgers den offenbar typischen Reaktionen zuvor. Aber gerade der evangelischen Landeskirche sei daran gelegen, dass das Gebäude von mehr als nur zehn Leuten genutzt werde, so Hilgers – und deshalb habe sie das Projekt von Anfang an mitgetragen. Ein wesentlicher Teil der Kosten für die Außensanierung in Höhe von insgesamt 400 000 Euro sei von der Landeskirche gekommen.
In Rieben selbst ist das Vorhaben seit Mitte der 90er Jahre im Gespräch. Als 2006 dann endlich der Startschuss für die Hüllen- und Turmsanierung fiel, brach sich damit auch das Gemeinschaftsgefühl der Einwohner Bahn: An unzähligen Wochenenden klopften sie Putz, deckten das Dach ab, entkernten den Innenraum und richteten die Außenanlagen her. „Zeitweilig hatten wir 23 Leute auf dem Gerüst“, erinnerte sich der Ortsvorsteher. Im vergangenen Jahr ist auch ein Förderverein gegründet worden. Dessen Name ist gleichzeitig das Motto der künftigen Kirche: „Treffpunkt Leben“.
Über 50 Mitglieder engagieren sich hier mittlerweile, längst nicht alle sind in der Kirchengemeinde. Bei insgesamt 350 Einwohnern ist diese Zahl beachtlich. „Als wir den Turm fertig hatten und die Kirche damit weithin sichtbar war, haben sich plötzlich sehr viele neue Leute mit dem Projekt identifiziert“, beschrieb Planer Götz eines der vielen kleinen Wunder im Zuge der Sanierung. Um neun Meter ist der Kirchturm gewachsen, aus dem provisorischen Satteldach der 70er Jahre ist wieder ein hohes Faltdach geworden, bekrönt mit Kreuz und Kugel.
„Kirche ist bei uns nicht mehr nur der geistliche, sondern auch der soziale und kulturelle Mittelpunkt des Dorfes“, resümierte Hilgers. Schon jetzt habe das Kirchbauprojekt sein Dorf zusammengeführt. Und das beeindruckte auch die Kreistagsabgeordneten: „Soweit wir Unterstützung mitbringen können, wollen wir es tun“, versprach Hermann Bobka (CDU). In den nächsten Monaten ist aber erst einmal die Kreisverwaltung am Zuge: Die muss dem Bauantrag zustimmen, um den Treffpunkt Kirche künftig wieder mit Leben zu füllen.
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