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Potsdam-Mittelmark: Tuba, Horn und Posaune für alle

Die Beeskower Grundschule ist erfolgreich mit einem eigenem Blasorchester / Üben mit dem „viel cooleren“ Saxophon

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Die Beeskower Grundschule ist erfolgreich mit einem eigenem Blasorchester / Üben mit dem „viel cooleren“ Saxophon Von Bernd Kluge „Vielleicht werde ich ja mal Profimusiker“, erklärt der 12-jährige Nico. Noch vor zwei Jahren spielte der Schüler lieber Fußball, als sich mit einem Musikinstrument zu beschäftigen. Doch dann begann an seiner Beeskower Grundschule Musikunterricht der besonderen Art. Jeder der 40 Viertklässler bekam von Pädagogen der örtlichen Musikschule ein Blasinstrument zugeteilt – Tuba, Horn, Klarinette oder Querflöte. Seitdem wird wöchentlich vier Stunden geübt. Vor einem Jahr wurden auch die neuen vierten Klassen in die Geheimnisse von Notenlesen und gekonntem Lippenschürzen eingeweiht. Nunmehr gehören 73 Nachwuchsmusiker zum einzigen Grundschulblasorchester Brandenburgs. Das Besondere daran: Die Kosten für Unterricht, Notenmaterial und Instrumente werden durch Sponsoren zusammengetragen, die Beeskower Musikschule übernahm die Patenschaft und stellt die Fachlehrer. „Ich wollte eine musische Grundausbildung – gleichberechtigt für alle Schüler, egal aus welchem sozialen Umfeld sie kommen“, erinnert sich Initiator und Schulleiter Eberhard Schulze, der das Projekt mit dem Breitensport vergleicht. „Eliteförderungen gibt es schließlich schon genug.“ Wenn die Mädchen und Jungen nach der 6. Klasse auf weiterführende Schulen wechseln, können sie auf eine zweijährige musische Grundausbildung verweisen. Und nicht nur dass: Ist doch wissenschaftlich erwiesen, dass eine intensive Musikausbildung die Konzentrationsfähigkeit bei Kindern steigert. Das wird in den Proben deutlich – mit erstaunlich guter Körperhaltung bläst jeder in sein Instrument, Noten und Dirigent stets im Blick. Keiner tanzt aus der Reihe. „Die Schüler sind disziplinierter, üben, aufeinander Rücksicht zu nehmen, haben mehr Freude am Lernen“, sagt der Schulleiter. Die drei betreuenden Grundschulpädagogen haben seiner Ansicht nach einen intensiveren Kontakt zu den Kindern. „Sie merken sofort, wenn ein Schüler Probleme hat, können viel besser auf ihn eingehen.“ Bei einem gemeinsamen Konzert wollen die 73 Grundschüler am Dienstag unter Beweis stellen, dass sich das Üben gelohnt hat. Marsch, Walzer, Rock, Blues und Swing gehören inzwischen zu ihrem Repertoire. Zu dem Auftritt im Beeskower Schützenhaus hat Schulze nicht nur Förderer und Sponsoren eingeladen, sondern auch Pädagogen weiterführender Schulen. Ist ihm doch wichtig, dass „seine“ Mädchen und Jungen auch weiterhin Musik machen können. „An den Gesamtschulen und Gymnasien gibt es die unterschiedlichsten Leistungskurse, vielleicht künftig auch stärker im Bereich der Musik“, hofft Schulze. Nico spielt inzwischen nicht nur Querflöte, sondern probiert sich an der Beeskower Musikschule auch am „viel cooleren“ Saxophon. Das ist der positive Nebeneffekt für Musikschulleiter Jürgen Wesner, der sich für das landesweit einmalige Projekt besonders ins Zeug legte. Immerhin 25 Grundschüler haben sich inzwischen für einen weiterführenden Unterricht an seiner Einrichtung angemeldet, um künftig auch im weitaus professionelleren Jugendblasorchester mitzuspielen. „Mit normaler Werbung hätten wir niemals so viele Kinder erreicht“, weiß Wesner. Eine finanzielle Unterstützung durch das Potsdamer Bildungsministerium haben die Beeskower bisher nicht erhalten. Der Schulleiter hat beim Land jetzt die Zulassung der Bildungseinrichtung als Ganztagsschule für drei Tage wöchentlich beantragt. „Dafür gibt es vom Land neben Extra-Lernmitteln auch zusätzliche Lehrerstunden, die wir für die Musikschulpädagogen nutzen können“, berichtet Schulze. Denn im Februar sollen die nächsten Viertklässler Horn oder Posaune die ersten Töne entlocken.

Bernd Kluge

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