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Bunte Vielfalt. Eine große Palette an Kürbissen wird in Zauchwitz angeboten.

© dpa

Potsdam-Mittelmark: Unkraut noch per Hand gejätet

Immer mehr Landwirte bauen wieder Kürbis an. Landwirt Thomas Syring schwört auf das Öl

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Potsdam-Mittelmark - Die riesigen Blätter liegen schlapp am Boden, die einst starken Ranken haben sich völlig verausgabt. Auf dem Acker bei Zauchwitz leuchten dafür umso besser die riesigen Kürbisse. Jetzt beginnt die Erntezeit. Landwirt Thomas Syring ist zufrieden. „Die Früchte sind gut gewachsen, auch wenn weniger Regen besser gewesen wäre.“ In den nächsten Tagen können die riesigen „Ballone“ noch nachreifen, bevor sie vom Feld geholt werden.

In den vergangenen Jahren haben sich immer mehr märkische Bauern für die anspruchslose Frucht interessiert. Die „Brandenburger Streusandbüchse“ mit leichten und oft schlechten Böden eigene sich gut für den Anbau, sagt Andreas Jende, Geschäftsführer des Brandenburger Landesverbandes Gartenbau. Jetzt werden landesweit schon 140 Hektar dafür genutzt. „Es ist immer noch eine Nische“, räumt Jende ein. Zum Vergleich: Spargel steht auf 2800 Hektar, Getreide auf 476 000 Hektar. „Aber die Schar der Kürbis-Liebhaber wächst beständig“, sagt er. Bauer Syring konzentriert sich mit seinem Ökolandbaubetrieb auf Ölkürbisse. In der Steiermark in Österreich lernte der geborene Brandenburger das wertvolle Kürbiskernöl kennen. Für den Agrarbetrieb seiner Familie wollte er ein weiteres Standbein aufbauen. Seit 2003 wächst nun vor den Toren Berlins der Steirische Ölkürbis - auch „grünes Gold“ genannt. „Wir waren die ersten in Brandenburg“, berichtet der 31-Jährige stolz. Nach seinen Angaben gibt es bundesweit nur sechs Berufskollegen, die Ölkürbisse anbauen. Bundesweit wachsen sie auf rund 200 Hektar. Familie Syring steht an der Spitze: Sohn Thomas bearbeitet 45 Hektar im Ökolandbau, sein Vater 45 Hektar konventionell. 50 Sorten gehören zum Programm: Zierkürbisse, Muskat-Kürbisse, Hokkaidos, Butternuts, Halloween-Kürbisse zum Schnitzen und die Ölkürbisse. Auch wenn die Pflanze im heimischen Garten quasi fast allein auf dem Kompost wächst, im Profianbau sind ein paar Mühen erforderlich. „Zum Teil muss das Unkraut per Hand zwischen den Reihen gejätet werden, um Ranken nicht zu zerstören“, berichtet der Landwirt. „Dazu ist komplett neue Technik erforderlich, die es so in Deutschland nicht gibt“, betont er. Syring holt etwa 350 bis 400 Kilogramm von jedem Hektar. In der Steiermark ist es etwa die doppelte Menge. „Das liegt an den Bodenverhältnissen, am Klima und den mehr als 200-jährigen Erfahrungen.“ Heute verkauft der Beelitzer Betrieb mit fünf Mitarbeitern Kürbiskernöl aus eigener Ernte. Die Kerne werden nach Österreich gebracht – zurück kommen etwa 2000 Liter dunkles Öl. „Wir wollen einmal auch hier pressen“, kündigt der Landwirt an. Auch dafür sind spezielle Apparaturen notwendig. „Die Kerne werden gemahlen, mit Salz und Wasser zu einem Brei geknetet, geröstet und gepresst“, beschreibt er die Arbeitsschritte. Es ist mühselig: Ein Kürbis hat etwa 50 Gramm Kerne, etwa 2,5 Kilogramm ergeben einen Liter Öl. Das Know-how Brandenburger Landwirte hat sich nicht nur in der Königsdisziplin Spargel herumgesprochen. Im Sommer schaute sich die thailändische Kronprinzessin Maha Chakri Sirindhorn auf dem Spargelhof Buschmann und Winkelmann in Klaistow (Potsdam-Mittelmark) um. Sie ließ sich in die Finessen des Anbaus und der Verwertung von Kürbissen einweisen. Noch ist das Thema für die Bauern in ihrer Heimat fremd.

Gudrun Janicke

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