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Gelistet. Die Schüler der Lenné-Gesamtschule Potsdam sind mit ihrer Aktiengesellschaft Medien & Büro im Branchenbuch der Schülerfirmen beschrieben.

© Manfred Thomas

Von Heike Kampe: Unternehmen in der Schule

Das erste Branchenbuch über Schülerfirmen in Brandenburg: Über das Wirtschaftsleben an Schulen

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Ob Fahrradwerkstatt, Imkerei oder Schülercafé – die Bandbreite von Brandenburger Schülerfirmen ist enorm. Die gesamte Vielfalt ist nun im ersten Brandenburger Schülerfirmenbranchenbuch zu entdecken, das von der Servicestelle für Schülerfirmen herausgegeben und am Montag in Anwesenheit des Bildungsministers des Landes Brandenburg, Holger Rupprecht und des Wirtschaftsministers Ralf Christoffers, im Filmmuseum Potsdam vorgestellt worden ist. Seit fünf Jahren unterstützt die Servicestelle als zentrale Koordinations- und Beratungsstelle die jungen Gründer und steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite.

Schülerfirmen sind ein Erfolgsmodell. „Jede dritte weiterführende Schule in Brandenburg hat inzwischen eine Schülerfirma“, erklärt Anne Sieber von der Servicestelle-Schülerfirmen, die durch das Bildungs- und das Wirtschaftsministerium des Landes Brandenburg unterstützt wird und Regionalpartner der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung ist. Mehr als 100 Schülerfirmen gibt es in Brandenburg, 50 von ihnen stellt „das gelbe in grün“ nun auf knapp 100 Seiten vor. Auch die Potsdamer Schüleraktiengesellschaft „Medien & Büro“ der Gesamtschule „Peter Joseph Lenné“ ist im bundesweit ersten Schülerfirmenbranchenbuch vertreten. Im Juli 2007 gründete sich die Schülerfirma, die Büroartikel verkauft, Film-, Audio- und Bildmaterial digitalisiert, bei der Problembehebung an Hard- und Softwarekomponenten behilflich ist und auch Schulungen in Word, Excel oder Photoshop anbietet.

„Ich lerne den Umgang mit anderen Menschen und Sachen am Computer, die ich vorher nicht konnte“, sagt Marie Burgemeister, die zum 15-köpfigen Team der „Medien & Büro“ gehört und in die 9. Klasse geht. So habe sie etwa gelernt, wie man Bilder einscannt oder Kalender erstellt. Auch Richard Schuhmann ist in der Schülerfirma aktiv, um „Sachen zu lernen, die ich in der Schule nicht vermittelt bekomme“. Eine Schülerfirma bietet die Möglichkeit, erste Erfahrungen bei der Verwirklichung von Geschäftsideen zu sammeln und betriebswirtschaftliche Grundlagen in der Praxis zu erlernen. Auch für die Buchhaltung sind die Schüler komplett verantwortlich. „Unsere Kunden sind hauptsächlich Schüler, Eltern, aber auch Privatpersonen“, erzählt Aaron Radtke. Denn eine Schülerfirma ist keineswegs nur in der Schule aktiv. Jeder kann Aufträge an sie vergeben. Das Geld, das die Potsdamer Schüler verdienen, fließt zurück in neue Investitionen für die Firma, etwa in neue Computer und einheitliche Firmenkleidung. „Oder auch mal in ein Geschäftsessen“, so Aaron Radtke. Das Gehalt, das die Schüler bekommen ist symbolisch: Etwa einen Cent verdient jeder pro Monat. Je nach Auftragslage werden von den Schülern durchaus 20 bis 40 Arbeitsstunden im Monat geleistet.

Kinder und Jugendliche, die sich in Schülerfirmen engagieren, lernen viel über sich selbst, über eigene Stärken und Schwächen kennen. „Unternehmerisches Denken und Teamarbeit sind wichtige Elemente, die in Schülerfirmen gelernt werden können“, sagt Heike Kahl, Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Aber auch der soziale Zusammenhalt und das Schulleben würden durch die Firmengründungen verändert. „Mit den Schülerunternehmen kommt Bewegung in die ganze Schule“, so Kahl.

Das nun erschienene Schülerfirmenbranchenbuch bietet nicht nur die Möglichkeit, das eigene Unternehmen vorzustellen und für Dienstleistungen und Produkte zu werben. „Die Schülerfirmen können nun gezielt Kontakt untereinander aufnehmen und sich vernetzen“, erklärt Anne Sieber. Das Branchenbuch biete auch einen guten Überblick über die vorhandenen Geschäftsideen.

Natürlich müssen sich auch Schülerfirmen mit Problemen auseinandersetzen. So wünscht sich die „Büro & Medien“ Schüleraktiengesellschaft mehr Platz, denn derzeit hat das Unternehmen nur einen kleinen Raum in der Schule zur Verfügung. Und auch intern gibt es manchmal Unstimmigkeiten, verraten die Schüler. So sei etwa die Frage, wer das Geschirr sauber mache, ein häufiger Streitpunkt. Eine gute Kommunikation ist eben auch in einer Schülerfirma wichtig.

Das Schülerfirmenbranchenbuch ist unter www.servicestelle-schuelerfirmen.de kostenfrei zu bestellen.

Heike Kampe

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