Potsdam-Mittelmark: Unterwegs in den Norden
Beelitzer Mühle gestern zur Sanierung zerlegt / Eröffnung in zehn Monaten
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Beelitzer Mühle gestern zur Sanierung zerlegt / Eröffnung in zehn Monaten Beelitz - Es ist soweit: In dieser Woche soll die Beelitzer Bockwindmühle auf Reisen gehen. Gestern wurde das verfallene Wahrzeichen der Stadt an der Trebbiner Straße von der Firma Zecher Mühlenbau aus dem niedersächsischen Wittenburg zerlegt, nun sollen die Kanthölzer, Bretter und Balken zum Sitz des Unternehmens nahe Hamburg gebracht werden. Über den Winter werden die Experten dort das Holzgestell nachbauen, um es im kommenden Jahr in Beelitz originalgetreu wieder zu errichten. „In zehn Monaten soll die Mühle wieder stehen", sagt Karl Steffens, Sprecher des Fördervereins Beelitzer Bockwindmühle. Dann soll das historische Bauwerk für die Besucher öffnen, an den Wochenenden soll hier sogar wieder Korn gemahlen werden – einen Müller hat der Verein bereits in seinen Reihen. Darüber hinaus ist ein kleines Museum geplant, in dem die elektronischen Rütteltische und Walzenstühle, mit denen hier ab 1910 gearbeitet wurde, ausgestellt werden. Die Windmühle selbst, so schätzen die Förderer, wurde im Jahre 1792 erbaut, und auf den damaligen Stand soll sie nun wieder gebracht werden. Das Familienunternehmen Zecher Mühlenbau hat den Auftrag übernommen. Seit 1874 gibt es die Firma in Norddeutschland, früher baute sie ihre Mühlen vorwiegend in Schleswig-Holstein, berichtet Hans-Jürgen Zecher. Sein Sohn Martin führt das Unternehmen mittlerweile in der vierten Generation. Heute sanieren die Wittenburger Mühlenbauer deutschlandweit Wasser- und Windmühlen. „Hinter den meisten Projekten stehen Vereine“, berichtet er aus Erfahrung. Den hiesigen Förderverein um den Vorsitzenden Karl Gedicke gibt es seit knapp fünf Jahren. Die Interessengemeinschaft der Beelitzer Mühlenfreunde hat das Gebäude übernommen und 2200 Quadratmeter neben dem ursprünglichen Standort – heute ein Privatgrundstück – gekauft. Hier steht bereits das Fundament in 1,60 Meter Höhe, auf welches die Mühle nach ihrer Rückkehr aufgestellt werden soll. Auf dieser Position wird das rotierende Wahrzeichen dann über weite Teile des Beelitzer Sanders sichtbar sein. Über den Standortwechsel von 50 Metern hatte auch eine Berliner Boulevard-Zeitung berichtet und den Beelitzern eine Menge Ärger bereitet: Laut des Artikels würden 300 000 Euro Fördergelder allein für das Umsetzen der Mühle verschwendet. Dass es sich um eine Sanierung handelt und die Holzkonstruktion noch einen „Umweg“ über Wittenburg nimmt, wurde verschwiegen. Knapp 300000 Euro kostet das Projekt insgesamt. Die Fördermittel aus Landes- und EU-Töpfen belaufen sich auf 236000 Euro, rechnet Karl Steffens vor. 67000 Euro muss der Verein aufbringen, von denen ein großer Teil bereits aus Sponsorengeldern zusammengekommen ist. Die Beelitzer Bürger haben auf verschiedenen Veranstaltungen insgesamt 3000 Euro gespendet. Darüber freue sich der Verein besonders, so Steffens, zeige es doch, dass die Spargelstädter hinter dem Projekt stehen. Viele sind auch Mitglied im Förderverein geworden, die Gemeinschaft zählt mittlerweile 32 Mühlenfreunde. Deren Arbeit ist mit dem Abschluss der Sanierung aber längst nicht abgeschlossen: Der Verein will auch den Betrieb von Mühle und Museum übernehmen. Thomas Lähns
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