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KulTOUR: Viele Flöten – viele Farben Das Kölner „Consort of Five“ zu Gast in Caputh

Schwielowsee · Caputh - Was für ein Instrument geschrieben und seriell gehört wird, kann ganz schön anstrengend wirken. Musik für Cello und Cembalo zählen oftmals dazu, auch die Sippe der Blockflöten bisher.

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Schwielowsee · Caputh - Was für ein Instrument geschrieben und seriell gehört wird, kann ganz schön anstrengend wirken. Musik für Cello und Cembalo zählen oftmals dazu, auch die Sippe der Blockflöten bisher. Dass es fortan auch anders geht, bewies jüngst ein ganz ausgezeichnetes Ensemble bei den „Caputher Musiken“. Das Kölner „Consort of Five“ besteht aus jungen Damen, die sich allesamt beim Studium kennenlernten und teils sogar dieselben Lehrmeister hatten, sie wohnen zwischen Basel und Bremen zerstreut. Auf dem Weg ins Baltikum machten sie am Schwielowsee halt. Ihr Auftritt versprach den zahlreichen Hörern in der Stülerkirche „Eine Nacht am Mittelmeer“.

Virtuose Blockflötenklänge des 14. bis 17. Jahrhunderts, gespielt auf mehr als zwanzig Instrumenten, Renaissance-Musik mit oftmals kaum bekannten Namen, aber kühnem Ansatz, manchmal zwischen homo- und polyphonem Notensatz. Man wusste gar nicht so recht, wo mit dem Aufmerken beginnen: Bei den teils fremdartigen Klängen aus Portugal, Spanien, Frankreich und Flandern, beim virtuosen Stil der Künstlerinnen oder bei den Instrumenten. Sie wurden nach historischen Originalen eines Wiener Museums extra für das Consort angefertigt. Sonja Kemnitzer, Andrea Vincon, Eva Susanna Kuen, Claudia Heinisch und Nina-Eike Riegler haben sich auf alte Musik spezialisiert. Man durfte also die vielberufene „historische Aufführungspraxis“ erhoffen.

Unbekannt zwar, wie etwa die drei Stücke „aus einem portugiesischen Manuscript“ tatsächlich gespielt wurden, aber das kleine Lied „Tierras mias ado nasci“ oder „Baxad senora los ojos“, musikalisches Testament eines Bauern, worin eine tiefe Einzelstimme sich gegen vier andere behauptet, können gar nicht anders geklungen haben, als man es in der Stülerkirche hörte. Virtuose Technik, perfekte Synchronisation vom ersten bis zum letzten Akkord, kunstvoller Ausdruck, nicht zuletzt viel Charme bei den Ansagen und beim Erklären der teils merkwürdigen Instrumente – toll!

Von Francisco Correa de Arauxos wunderbarem „Canto Llano de la Immaculada“ über Guiseppe Giambertis „Scherzi sopra ,La Girometta““ bis zur „Aria sopra la Bergamacsco“ des frühbarocken Marco Uccellini war ein Stück so schön wie das andere. Sopra zu sopra: Eine Familie – so viele Farben, ganz wie im richtigen Leben! Besonders brillant die Canzone der Nachtigall von Tarquinio Merula, worin die Solistinnen einen geradezu himmlischen Jubel á Fünf anstimmten, besonders eindrucksvoll das Zusammenspiel des riesigen Subbasses mit seiner etwas kleineren Schwester, der Bass-Flöte, in Luca Marenzios „Io piango“, hier konnte man sogar Orgelklänge hören.

Für jeden war etwas dabei: Mittelalterlicher Tanz, Amoretten, französische Chansons aus dem 16. Jahrhundert, denn das klug zusammengestellte Programm ließ sich sowohl horizontal (nach Ländern) wie auch als Chronik verschiedener Tonsetzerkünste lesen: In Quartett- oder Quintettbesetzung begegnete man der gregorianischen Lesart, hörte dialogische und fugale Klänge von großer Feinheit, das Unisono wie die Vielstimmigkeit, den „neuen Stil“ – alles, was der unklare Begriff „Renaissance“ für sich vereinnahmt. Die hohe Schule der Continuo-Führung wäre ein eigenes Kapitel.

So etwas gab es in Caputh 2003 schon einmal. Damals musizierte das Tropos Quartett am selben Ort und mit ähnlicher Intensität „mediterran“. Wie sie, könnte man auch dieses Ensemble getrost die „Seele des Mittelmeers“ nennen.

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