Potsdam-Mittelmark: „Viele Projekte kommen zu kurz“
Mittelmärkische Ausländerbeauftragte Ulrike Kasten tritt für hauptamtliche Stelle ein
Stand:
Potsdam-Mittelmark - In der Diskussion um die Einstellung eines hauptamtlichen Integrationsbeauftragten im Landkreis hat sich jetzt Ulrike Kasten zu Wort gemeldet. Die 28-jährige Studentin ist seit August 2009 ehrenamtliche Ausländerbeauftragte und würde die Erweiterung des Postens zur 30-Stunden-Stelle begrüßen. In Anbetracht des Arbeitspensums würden viele Projekte im Moment zu kurz kommen, so Kasten in einem Brief, den sie bereits im Dezember an die Kreistagsfraktionen verschickt hat. Zurzeit arbeite sie an einer Übersicht, in der sämtliche Tätigkeiten aufgelistet sind, kündigte sie gestern den PNN an.
Wie berichtet, haben SPD, Linke, Grüne und FDP den Antrag auf eine hauptamtliche Stelle formuliert, der allerdings im Sozialausschuss nur knapp befürwortet worden ist. CDU und FBB sehen den Bedarf nach einer solchen Stelle nicht, weil die Zahl der Migranten in der Mittelmark nicht mit denen in Berlin oder Potsdam zu vergleichen sei. Genaue statistische Angaben konnte Kasten nicht machen, allerdings sehe sie einen „besonderen Handlungsbedarf“ bei der Betreuung und Beratung von Migranten im Belziger Asylbewerberheim. Allein deren Zahl beläuft sich auf rund 50 Personen. Gut Hundert weitere Asylbewerber sind zwar im Landkreis gemeldet, leben aber in Potsdam und Brandenburg (Havel). Ihre Aufgabe liege in der Unterstützung der Sozialarbeiter vor Ort, vor allem in organisatorischen Angelegenheiten, so Kasten.
Zusätzlich kümmere sie sich um Anliegen, die Migranten direkt an sie herantragen. Als Beispiel nennt sie die Begleitung einer ungarischen Familie in Stahnsdorf. „Es ergeben sich immer wieder neue Barrieren, die die Eltern nicht allein bewältigen können“, schreibt Kasten in ihrem Brief und verweist auf die schwierige Suche nach einer Grundschule für das Kind und die Gespräche, die sie mit dem Schulamt, Schulleitern, Lehrern und anderen Eltern habe führen müssen. Für Veranstaltungen und Projekten sei oft keine Zeit. Ihr Resümee: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass eine ehrenamtliche Stelle diese vielfältigen und zeitintensiven Aufgaben nicht adäquat erfüllen kann.“
Mit ihrem Antrag für einen hauptamtlichen Integrationsbeauftragten wollen die Mitte-Links-Fraktionen die Aufgabenbereiche noch erweitern. Neben der Betreuung von Migranten soll sich der Integrationsbeauftragte generell um Menschen mit Migrationshintergrund im Landkreis kümmern und für deren Integration werben. Ulrike Kasten wird nur noch bis Februar ihr Ehrenamt ausüben können, danach geht sie in den Mutterschutz, kündigte sie an. „Das ist ein optimaler Moment, die Finanzierung einer solchen Stelle zu überdenken.“
Die Entscheidung sei von aktueller Brisanz, sagte sie. Nur ein Hauptamtlicher könne sich angemessen um die Anliegen der Migranten kümmern. Thomas Lähns
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: