Potsdam-Mittelmark: Vom Schloss zum Bürgerhaus
Das Jahr der „Landschaft und Gärten“ könnte den Güterfelder Gilly-Bau und seinen Park wachküssen – SPD-Gemeindevertreter sehen eine Chance für ein „Gesamtpaket“
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Das Jahr der „Landschaft und Gärten“ könnte den Güterfelder Gilly-Bau und seinen Park wachküssen – SPD-Gemeindevertreter sehen eine Chance für ein „Gesamtpaket“ Von Peter Könnicke Stahnsdorf. Schlösser und Märchen sind enge Verwandte. So kamen einst auch die Güterfelder Heimatforscher nicht umhin, ihr Schloss mit einer Prinzessin zu vergleichen. Der 1804 von Schinkel-Lehrer David Gilly erbaute Adelssitz galt als Schönheit im von Schlössern und Gärten gesegneten Umland der Residenzstadt Potsdam. Wie ein Kranz legten sich die Schlösser Paretz und Marquardt, das Schloss Caputh, der gleichfalls von Gilly gebaute Herrschaftssitz der Hake-Familie in Kleinmachnow und der Güterfelder Renaissance-Bau um die Preußen-Metropole. Während die Herrenhäuser in Caputh und Paretz wieder in altem Glanz erstrahlen, bedient das Güterfelder Haus weiter märchenhafte Klischees. Als „Aschenputtel“ wird der arg ramponierte Bau bezeichnet. In einen Dornröschenschlaf sind Schloss und der vom königlichen Hofgärtner Ferdinand Jühlke angelegte Park gefallen. Letzteres könnte durch den Verein Kulturland Brandenburg e.V. wachgeküsst werden. „Nach Europa ist hier“ in diesem Jahr hat der Verein „Landschaft und Gärten“ zum Jahresthema 2004 gemacht. Dabei soll der Blick auch auf „ästhetisch geformte Landschaftsbereiche“ gelenkt werden. „Verlorene Orte“ wiederherzustellen „oder einfach nur wieder aufzufinden, den Blick auf die neue Situation zu öffnen“, ist eines der thematischen Anliegen im kommenden Jahr. Mit einer Ausstellung „200 Jahre Schloss und Park Gütergotz“ könnte eine landschaftliche Betrachtung der Mark auch in Güterfelde stattfinden. Der vom Stahnsdorfer Heimatverein gestellte Projektantrag für eine Ausstellung – einer von 130 – ist in die engere Auswahl gekommen, verrät Rosemarie Döhle vom Kulturland-Verein den PNN. Eine Fachjury, in der auch Vertreter der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten sitzen, wird über eine Antwort auf die Anträge befinden. In diesem Jahr wurden 56 von 180 Projektvorschlägen befürwortet. Die Gemeindevertreter der Stahnsdorfer SPD sehen in der Idee eine „einmalige Chance“, wie Ortsparteichef Heinrich Plückelmann betont. Mehr noch: Sie erkennen in dem Bemühen, das Augenmerk auf Güterfelde zu lenken, die Möglichkeit eines „Gesamtkonzeptes“ für die den Ortsteil. Neben der „Gütergotz“-Ausstellung könnten der Schlosspark rekonstruiert, Güterfelder Bezüge zur brandenburgischen Kulturlandschaft „touristisch vermarktet“ und die Alte Schule unweit des Schlosses zum Bürgerhaus entwickelt werden. „Die geplante Ausstellung zum 200-jährigen Bestehen des Schlosses könnte in diesen Räumen stattfinden und einen Beitrag zur Integration darstellen,“ verkündete die SPD am Dienstag im Finanzausschuss ihre Ideen. „So lobenswert“ Güterfeldes Ortsbürgermeister Huckshold die „Sache mit dem Schloss“ findet – „das Bürgerhaus ist eine andere Geschichte“. Die Frage des Standortes ist inzwischen zum Politikum geraten. Eigentlich schien die Frage mit dem Vertrag zur Gemeindegebietsreform geklärt: Dort ist die Alte Schule in der Potsdamer Straße 16 als Adresse für ein künftiges Bürgerhaus fixiert. „Finanzielle Erwägungen“ führten bei einem Teil des Ortsbeirates jedoch zum Umdenken, so dass sich eine knappe Mehrheit des Gremiums für die ehemalige Kita in der Berliner Straße 3 als Bürgerhaus entschied. Vorgestern untermauerte Huckshold das Votum, indem er den Entwurf eines Finanzierungskonzeptes präsentierte. „Wir bleiben bei den 200 000 Euro, wie sie im Haushalt vorgesehen sind“, zitierte Huckshold die Kernaussage des Papiers. Mit derart konkreten Angaben konnten die SPD–Abgeordneten noch nicht dienen. „Wir können keine verbindliche Finanzierungsaussage machen“, räumte Vize-Fraktionschef Dietmar Otto ein, „aber es gibt Aussicht auf Fördermittel.“ Die Projekte des Kulturland Brandenburg e.V., die im Rahmen der Jahresthemen umgesetzt werden, stützen sich auf Fördermittel des Bundes und Landes sowie auf Spenden der Sparkassenstiftung und privater Mäzene. Als Träger des Güterfelder Vorhabens könnte die Projektagentur „Domäne Dahlem“ fungieren, die bereits eng mit dem Kulturland-Verein zusammenwirkt. In Kooperation mit dem Arbeitsamt könnte die Agentur Fachkräfte für die Rekonstruktion des Schlossgartens und der Alten Schule, für das Erstellen und Betreuen der Ausstellung in ein befristetes Beschäftigungsverhältnis übernehmen. Zuschüsse von „mehreren Hunderttausend Euro“ hält Otto für möglich. Zudem wisse er vom Interesse des Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverbandes, sich zu engagieren. Auch bei der konzeptionellen Zuarbeit würde die Berliner Projektagentur als gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung von Bildung, Kultur und Umweltschutz hilfreich sein. In ersten Überlegungen wird dabei die Alte Schule als Begegnungsstätte für Kinder und Jugendliche, Selbsthilfegruppen und Vereine, als Ausstellungsort und Informationsstätte für die Besucher der Berlin-Brandenburgischen Kulturlandschaft gesehen. Als „wichtigsten Effekt“ der Ausstellung zum 200. Jahr des Schlossbaus sieht die Agentur die „Gewinnung von Sponsoren für die Rekonstruktion des Schlosses und der Parkanlagen“. Die Wiederherstellung des Parks könnte als Beitrag für die Bewerbung Potsdams als europäische Kulturhauptstadt konzipiert und mit der für 2004 geplanten Ausstellung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten über „Leben und Wirken der Gärtner in Preußen“ verbunden werden. „Besonders durch die Verbindung zum Jagdschloss Stern könnte ein Ausflugsziel erschlossen werden“, heißt es in ersten Überlegungen der Berliner Kulturförderer. „Das Projekt ist eine intensive Überprüfung wert“, warb Stahnsdorf SPD-Chef Plückelmann am Dienstag um Gehör. Ein Beschluss zum Güterfelder Bürgerhaus, so „ernst zu nehmen das Votum des Ortsbeirates ist“, sollte nicht voreilig gefasst fassen. Vielmehr plädiert die SPD für einen Runden Tisch mit allen Fraktionen des Gemeindeparlamentes und des Ortsbeirates, mit der Gemeindeverwaltung, dem Landkreis sowie mit Vertretern des Kulturland Brandenburg e.V., der Projektagentur Domäne Dahlem und der Schlösserstiftung. Das Gelingen des Gesamtkonzeptes sei von allen Beteiligten abhängig. Sollte der Park rekonstruiert werden, ist sich mit dem Landkreis abzustimmen, dessen GZG-Tochter Eigentümerin des Schlosses ist und dieses als Pflegeheim betreibt. Neben der Sanierung des Gilly-Baus hat die GZG Pläne für weitere Bauten in Teilen des Schlossparkes. Vor allem aber ist Einigkeit in der Gemeinde herzustellen. Huckshold und seine „Wir Vier“-Fraktion sehen die Zeit reif für einen Beschluss für das Bürgerhaus. Zuvor jedoch will die SPD Ende September im Güterfelder Ortsbeirat über ihr Ansinnen informieren.
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