
© Manfred Thomas
Potsdam-Mittelmark: Von der Tochter zum Zugpferd
Herbstreith & Fox profilieren sich in Werder / Ministerpräsident Platzeck unterwegs in der Mittelmark
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Potsdam-Mittelmark - Es ist ein altes Werdersches Prinzip: Aus dem Obst das Beste machen und damit auch noch Geld verdienen. Seit über 20 Jahren wird im Norden der Blütenstadt, direkt am Berliner Ring, Pektin gewonnen. Das gelierende Extrakt aus getrockneten Apfel- oder Zitronenschalen wird für Marmeladen, Backwaren, aber auch in der Kosmetik verwendet. Das mittelständische Unternehmen Herbstreith & Fox hat sich damit auf dem internationalen Markt etabliert und ist heute der weltweit drittgrößte Pektin-Produzent. Gestern besuchte Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) den Firmensitz. Auf seiner Kreisreise durch die Mittelmark begegnete er einigen Erfolgsgeschichten.
Die von Herbstreith & Fox begann in den Wendejahren und sah am Anfang noch gar nicht danach aus: Nachdem der DDR-Markt für Pektine weggefallen war und die Produktion gestoppt wurde, übernahm das Unternehmen aus dem württembergischen Neuenbürg die Werderaner Pektinfabrik und modernisierte sie. Allerdings brach 1991 auch noch der Markt in der sich auflösenden Sowjetunion zusammen, den die neuen Firmenleiter angepeilt hatten. Leute mussten wieder entlassen werden und kurzzeitig habe man Wodka in Werder hergestellt, erinnerte sich Geschäftsführer Andreas Bernhardt. Die hauseigenen Marken trugen Namen wie „Kalinka“ oder „Romanow“ und wurden bis 1998 produziert. „Sie haben sich also mit Wodka über Wasser gehalten“, kommentierte Platzeck.
Erst vor zehn Jahren habe sich die Lage wieder normalisiert, berichtete Bernhardt. Heute arbeiten in der Werderaner Niederlassung 150 Leute, die meisten in der Produktion. „Werder ist nicht mehr nur die Tochter in der Unternehmensgruppe, sondern das Zugpferd“, veranschaulichte Junior-Chef Ferdinand Fox. Er lobte den Standort, nannte ihn zukunftsfähig und sieht hier Potenzial, die Werke zu erweitern. Ein wenig einschränken musste Fox das Lob dann aber doch: Die Qualität und Motivation der Schulabgänger lasse zu wünschen übrig. Acht Ausbildungsplätze bietet seine Firma hier an, 24 Bewerber hatte man jüngst zum Vorstellungsgespräch eingeladen – nur fünf seien überhaupt erschienen.
Platzeck nahm die Botschaft mit. Zuvor hatte er jedoch andere Eindrücke von „aufgeweckten“ und „diskussionsfreudigen“ Schülern gewinnen können, mit denen er im Fläming-Gymnasium in Bad Belzig ins Gespräch kam. Danach gab es frische Luft: Zusammen mit Landrat Wolfgang Blasig (SPD) enthüllte Platzeck das neue Qualitätssiegel für den Burgenwanderweg zwischen der Bischofsresidenz Ziesar, dem Schloss Wiesenburg sowie den Burgen Rabenstein und Eisenhardt. Die knapp 150 Kilometer lange Strecke ist im Dezember fertiggestellt worden. Für 200 000 Euro hat der Landkreis die Wege ausbessern, ausschildern und unter anderem mit Bänken versehen lassen. Mit dem Qualitätssiegel hat der Deutsche Wanderverband den Burgenwanderweg – nicht zuletzt aufgrund der landschaftlichen Reize – mit der höchsten Auszeichnung geadelt, die es in Deutschland gibt. Insgesamt tragen erst 57 Wege bundesweit das Siegel.
Der Deutsche Wandertag 2012 im Fläming rückt näher. Der Ministerpräsident nannte das Großereignis eine Chance, die die Region nicht so schnell wieder bekomme. „Zehntausende wandern und der Bundespräsident vorneweg“, so Platzeck, der sich auch Impulse für das gesamte Land Brandenburg erhofft. Bislang sei die Mark als Wasserwander- und Radfahrerland bekannt. „Aber dass man hier auch mal die Beine in die Hand nehmen kann, wissen noch zu wenige“, sagte Platzeck. Thomas Lähns
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