Potsdam-Mittelmark: Vor-Frühling für die Beelitzer Stange
Spargelbauern bereiten ihre Äcker auf die 150. Saison vor. Jetzt wird noch eine Königin gesucht
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Beelitz - Die Beelitzer Spargelbauern bereiten schon jetzt ihre Äcker auf die kommende Saison vor. Rund um die Stadt wird der Boden aufgefräst, die Erde aufgeschüttet, werden vielerorts Folien über die Dämme gezogen. „So gaukelt man dem Spargel vor, dass das Frühlingswetter schon weiter fortgeschritten ist“, erklärt Landwirt Jürgen Jakobs. Nur dadurch könnten bereits im April die ersten Stangen gestochen werden. Unter freiem Himmel ist das Gemüse erst im Mai bereit für die Ernte. Der offizielle Startschuss für die mittlerweile 150. Saison in Beelitz soll am 14. April gegeben werden.
Im Jahre 1861 begann der Glasermeister und Ackerbürger Karl Friedrich Wilhelm Herrmann mit dem feldmäßigen Anbau des Spargels. Bereits damals wurde das „weiße Gold“ zum Verkauf nach Berlin gebracht. 1935 hatte sich Beelitz mit 625 Hektar Anbaufläche bereits zum Spargelzentrum der Mark Brandenburg gemausert. Nach dem 100-jährigen Jubiläum – drei Monate vor dem Mauerbau in der DDR – war es jedoch ruhig um den Exportschlager geworden. Erst nach der Wende erfreute sich der Spargel bei hiesigen und zugezogenen Landwirten wieder größerer Beliebtheit. Heute liegt die Anbaufläche bei 1100 Hektar und bildet damit das größte zusammenhängende Spargelgebiet Ostdeutschlands.
Jürgen Jakobs ist einer von 15 Spargelbauern in der Region, die die Fahne der Tradition hochhalten. In der kommenden Saison rechnet er mit einem Gesamtertrag von 6000 Tonnen in Beelitz – wenn das Wetter mitspielt. Im vergangenen Jahr hatten Regengüsse von April bis Mai zu erheblichen Einbußen geführt. „Das passiert uns hoffentlich nicht noch einmal“, so der Landwirt. Um möglichst früh ernten zu können, lässt er auf 20 Prozent seiner Anbauflächen Folien aufbringen. Über die schwarzen Planen kommen Abstandshalter und darüber noch einmal eine Lage durchsichtiger Thermofolie. Wie in einem Gewächshaus erhitzen sich die Zwischenräume und legen eine wärmende Decke über die Spargelreihen – allerdings nur, wenn auch genug Sonne scheint. Die Nachfrage nach dem Beelitzer Exportgut Nummer 1 ist nach wie vor groß. In diesem Jahr haben die Landwirte ihre Anbauflächen noch einmal um zehn Prozent erweitert und damit die Grenze des Machbaren erreicht. „Die Fläche und auch das Absatzpotenzial sind an der Obergrenze“, schätzt Jakobs.
Das sieht man auch im Potsdamer Agrarministerium so. Die Grenze sei langsam erreicht, meint der zuständige Referatsleiter Jörg Lübcke.Insgesamt wird auf 2800 Hektar in Brandenburg Spargel angebaut, vor allem in Beelitz, aber auch in der Prignitz sowie im Osten des Landes. Die Mark hat sich mittlerweile hinter Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen bundesweit den dritten Platz erobert. Neben dem Flächenzuwachs gibt es laut Ministerium auch einen deutlich verbesserten Ertrag: Während vor 20 Jahren nur rund 14 Dezitonnen pro Hektar vom Acker geholt wurden, seien es im vergangenen Jahr – einem schlechten – bereits immerhin 53 Dezitonnen gewesen. 2010 wurden im Land insgesamt 14 700 Tonnen geerntet. Um den Preis einigermaßen stabil zu halten, müssten unter anderem neue Absatzwege gefunden werden, stellt Lübcke fest. Zahlreiche Beelitzer Anbieter seien deshalb bereits in Berlin mit eigenen Ständen vertreten. Daneben werde auch der Export attraktiv – zum Beispiel nach Skandinavien.
Auch an anderer Stelle laufen die Vorbereitungen auf die 150. Saison auf Hochtouren: Es wird nach einer würdigen Nachfolgerin für Spargelkönigin Carina Wunderlich gesucht, deren Amtszeit im Frühjahr endet. Anwärterinnen auf den Spargelthron haben nur noch zwei Wochen Zeit, ihre Bewerbungen beim Spargelverein einzureichen. Die Voraussetzungen: Die potenziellen Majestäten sollten zwischen 20 und 30 Jahre alt sein, in der Region leben und sich in Sachen Spargel und seiner 150-jährigen Beelitzer Geschichte auskennen. Thomas Lähns (mit dpa)
Bewerbungen an Manfred Schmidt, Kietz 31a, 14547 Beelitz / Schlunkendorf oder spargelschmidt@t-online.de.
Thomas Lähns (mit dpa)
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