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Potsdam-Mittelmark: Wahlheimat Beelitz
Weshalb polnische Erntehelfer in Beelitz bleiben und was ihnen dort geboten wird
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Beelitz - Beelitz ist schon fast seine Heimat: Seit 17 Jahren arbeitet Krzysztof Kamedulski auf dem Spargelhof Josef Jakobs in Schäpe. „Ich bin aus Liebe in Beelitz geblieben“, erzählt der 43-jährige Vorarbeiter. Damals habe er eine deutsche Frau kennengelernt. Im Juni bekommen sie zusammen ein Kind.
Dass er einen Job in Beelitz gefunden hatte, war Zufall: Als Erntehelfer hatte er auf dem Spargelhof der Jakobs in Brüggen, Nordrhein-Westfalen, angefangen. Er sprach nur wenig Deutsch. Josef Jakobs machte ihm dann das Angebot, auf seinem neu gegründeten Hof in Beelitz Vorarbeiter zu werden. Seitdem kümmert er sich nicht nur um die begehrten Stangen, sondern auch um die derzeit 320 Erntehelfer aus Polen und Rumänien. „30 Prozent von ihnen werden in der nächsten Saison wiederkommen“, ist sich der Vorarbeiter sicher.
Die guten Arbeitsbedingungen, heißt es von den Jakobs-Höfen und dem Spargelhof in Klaistow, seien der Grund für die Treue. „In unseren Großunterkünften bieten wir einiges“, erklärt die Pressesprecherin Claudia Ehrlich von Buschmann & Winkelmann. Es gebe einen kleinen Supermarkt, Kino, Sportmöglichkeiten und auch Polnisch sprechende Krankenschwestern. Ärzte würden zur Stelle sein, wenn der Rücken schmerze oder es andere Beschwerden gebe.
Mehr Platz und Komfort gebe es jetzt seit diesem Jahr auch in Schäpe, erklärte die Marketingleiterin vom Jakobs-Hof, Carmen Runge. In den Mehrbettzimmern, die in einem großen Gebäudekomplex in nächster Nähe zum Spargelhof gebaut worden seien, hätten die rund 350 Gäste eigene Küchen, Toiletten und Fernseher im Zimmer. Sie nennt das Haus sogar Hotel. Das Gebäude werde außerhalb der Saison voraussichtlich für größere Feierlichkeiten zur Verfügung stehen.
„Es spricht sich rum, dass es hier ganz gut ist“, bestätigt Kamedulski. Viele Arbeiter würden in der nächsten Saison dann Schwester, Onkel oder Cousine mitbringen. Nur wenige würden trotz der guten Arbeitsbedingungen in Deutschland bleiben. „Viele Saisonkräfte haben Familie und sind froh, wenn sie nach 60 Tagen wieder zurückkönnen“, sagt Kamedulski. Die Vorarbeiterin Katarzyna Iwan sieht das ähnlich: „Wir Polen hängen sehr an unseren Familien. Für eine kurze Zeit im Ausland gutes Geld zu verdienen ist in Ordnung, aber mehr nicht“, erzählt Katarzyna Iwan.
Die 35-jährige Polin arbeitet seit neun Jahren auf dem Hof von Buschmann & Winkelmann. Sie kümmert sich wie Kamedulski um den Spargel und die polnischen Saisonkräfte. Im letzten Jahr hat sie gemeinsam mit ihrem Mann, der auch auf dem Hof arbeitet, Polen den Rücken gekehrt. „Wir mussten uns entscheiden, da unsere Tochter in den Kindergarten sollte.“ Ihre Arbeit in Deutschland wollte sie nicht aufgeben, auch ihrem Mann gefiel es gut in Klaistow. Und selbst im Winter gebe es auf dem Hof noch genug zu tun. Jetzt besucht ihre vierjährige Tochter eine Kita in Kanin.
Für Katarzyna Iwan hat Beelitz viele Vorteile: „Meine Tochter wächst zweisprachig auf, uns geht es sehr gut hier und meine Familie ist nur 600 Kilometer entfernt.“ Die Heimat fehlt ihr im Gegensatz zu Kamedulski nicht. Klar ist beiden aber, dass sie im Alter wieder nach Polen zurückkehren werden. Eva Schmid
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