Potsdam-Mittelmark: Wahlkampf gegen den Chef
Nadine Hofmann trug einst die Spargelkrone – jetzt greift sie nach dem Beelitzer Rathausschlüssel
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Beelitz - Es war ein unerwarteter Schachzug: Als Nadine Hofmann gestern Dutzende Beelitzer, die Regionalpresse und den RBB auf ihrem Hof zu Gast hatte, nutzte sie die Gelegenheit, um ihre Kandidatur für die anstehende Bürgermeisterwahl im März bekannt zu geben. Eigentlich hatte die AG Städte mit historischem Stadtkern zur Öffnung des 15. Adventstürchens in die Poststraße 22 eingeladen, um an diesem Beispiel auf die Erfolge der Altstadtsanierung hinzuweisen. Das alte Ackerbürgergehöft musste in Sachen Aufmerksamkeit aber gegenüber seiner jungen Besitzerin zurückstecken.
Dabei dürfte Nadine Hofmann vielen bereits bekannt sein: Vor zwei Jahren amtierte sie als Beelitzer Spargelkönigin. Die 30-Jährige stammt aus Kanin, absolvierte ihr Abitur am Sally-Bein-Gymnasium und machte in Potsdam eine Ausbildung zur Rechtsanwalts-Fachangestellten. Das Großstadtleben tauschte sie dann aber doch wieder gegen die Beelitzer Idylle: 2003 hat sie mit ihrem Mann Kay, einem Berufssoldaten und Ur-Beelitzer, das leer stehende Gehöft gekauft, das Haus aus dem Jahre 1889 saniert und sich hier niedergelassen. Seit fünf Jahren arbeitet sie in der Beelitzer Stadtverwaltung, ist dort für die Finanzen zuständig und engagiert sich zudem im Personalrat. Nun tritt sie gegen ihren eigenen Chef, Thomas Wardin (SPD), an.
Der Entschluss, als Einzelkandidatin anzutreten, sei während ihrer Elternzeit gereift, berichtete sie. Töchterchen Lilli Marleen ist jetzt ein Jahr alt – ihr erster Geburtstag war gestern. Es gebe einige Sachen, die sie im Rathaus stören würden und die sie verbessern könnte, sagte Hofmann, ohne dabei konkret zu werden. Ihre politischen Ziele verkündete sie aber freimütig auf einer Wandzeitung im Hausflur: Wirtschaft fördern, Vereine stärken, Altstadt beleben. Die Marke „Beelitzer Spargel“ müsse noch besser vermarktet werden, die Ortsteile dürften in der Stadt nicht zu kurz kommen.
Die Synthese von allem: „Beelitz muss attraktiver werden“ – eine Forderung, die aus dem Munde einer jungen Frau besonders bedeutungsschwer klingt. Nadine Hofmann hat bereits ihren Teil zur Stadtverschönerung beigetragen, und das nicht nur als Spargelkönigin: Für 450 000 Euro – auch aus Fördermitteln – hat sie mit ihrem Mann das Haus in der Poststraße saniert und neben der eigenen auch vier Mietwohnungen geschaffen. Künftig sollen auch noch die Stallungen erneuert werden, in denen zumindest gestern schon allerlei Haustiere zu bestaunen waren. Auch Ackergeräte wurden ausgestellt. „Wir wollen zeigen, wie das Leben früher in der Ackerbürgerstadt war“, erläuterte die Chefin. Und wie das Leben künftig aussehen soll, davon hat Nadine Hofmann auch schon einige Vorstellungen. Thomas Lähns
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