Von Thomas Lähns: Waldfrucht mit Wachstumspotenzial
Heidelbeer-Saison in Klaistow eröffnet / Anbaufläche in der Mark wächst – die Voraussetzungen sind gut
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Beelitz – Ein blauer Exil-Amerikaner erobert Brandenburg: Die Heidelbeere erfreut sich bei den Märkern immer größerer Beliebtheit. Auf mittlerweile 75 Hektar wird die Waldldfrucht angebaut, damit liegt Brandenburg bundesweit an vierter Stelle. Die meisten Flächen befinden sich im Raum Beelitz – und hier darf größtenteils sogar selbst gepflückt werden. Gestern fiel der offizielle Startschuss für die Heidelbeer-Ernte auf dem Spargel- und Erlebnishof Klaistow. Der Familienbetrieb geht damit nach dem Spargel und den Erdbeeren in seine dritte wichtige Saison des Jahres, sagte Unternehmensgründer Ernst-August Winkelmann.
Mitten im Klaistower Kiefernforst, direkt neben dem Kletterwald befindet sich die für Selbstpflücker angelegte Heidelbeer-Plantage des Spargelhofes. Dieser Tage wimmelt es von Besuchern, die gemütlich durch die Sträucher streifen – wobei der Korb nie so richtig voll werden will, weil die meisten Beeren direkt in den Mund wandern. Ernst-August Winkelmann verwies auf die gesunde Wirkung der Heidelbeere: „Sie mindert den Stress. Sogar die Tiere beruhigen sich während der Brunftzeit, indem sie Heidelbeeren essen“, erläuterte er. Außerdem sei diese Frucht ein echter Schlankmacher.
Die einstige Wildbeere wurde zuerst in Nordamerika für den Anbau gezüchtet. In Deutschland begann der Botaniker Wilhelm Heermann aus Rinteln an der Wester in den 1920er Jahren, diese Sorten zu übernehmen. Um 1930 startete er die ersten Versuche in Brandenburg – mit Erfolg. Aber erst seit der Wende geht es so richtig aufwärts mit der Heidelbeere. Es sind vor allem die Spargelbauern gewesen, die mit der blauen Frucht ihr Sortiment erweitert haben. Auch in Klaistow ist sie zu einem wichtigen Baustein im Geschäftskonzept geworden.
„Was sie auch in die Hand nehmen, es wird ein Erfolg“, lobte der Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth (Bürgerbündnis Beelitz) die Arbeit des Spargel- und Erlebnishofes, der in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert. Immer wieder wurde das Sortiment erweitert, über die Jahre sind Attraktionen wie Hofladen, Gastronomie, Wildgehege und Kletterpark dazugekommen, so dass jetzt fast das ganze Jahr über Hochbetrieb herrscht. „Für die Region ist das wirtschaftlich gut, und touristisch schlägt es ein wie eine Bombe“, so Knuth.
Im gesamten Land sind allein im vergangenen Jahr 20 Hektar neue Heidelbeer-Flächen hinzugekommen. „Wir haben allerdings noch Nachholbedarf“, räumte Agrar-Staatssekretär Rainer Bretschneider (SPD) ein, der die Saison in Klaistow eröffnete. Denn der Pro-Kopf-Verbrauch in Amerika beträgt im Vergleich zu Deutschland das Zehnfache. Zwei Faktoren würden dafür sprechen, dass die Anbaufläche auch in den kommenden Jahren weiter wächst, schätzte Bretschneider: Die günstigen klimatischen Bedingungen und die Nachfrage.
Tatsächlich scheint der Klimawandel nicht nur Nachteile für die hiesigen Obstbauern zu haben, wie zum Beispiel die Spätfrostschäden durch das kalte Frühjahr. Laut Manfred Kleinert, Obstbauer und Fachgruppenleiter beim Landesverband Gartenbau, können die Äpfel mittlerweile zwei Wochen länger reifen. Außerdem würde sich durch die warmen Sommer auch wieder der Anbau von Tafeltrauben und Aprikosen in Brandenburg lohnen. Dafür müsse der Obstbau aber auch weiterhin wissenschaftlich begleitet werden, forderte Kleinert. In der Versuchsstation Müncheberg (Märkisch Oderland) werde zum Beispiel seit Jahren getestet, welche neuen Sorten auf dem sandigen märkischem Boden gedeihen können – auch wenn es künftig wärmer wird.
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