Condio GmbH in Werder (Havel): Was die Mayonnaise zusammenhält
Die Firma Condio produziert in Werder (Havel) natürliche Zusätze für Lebensmittel. Auch für den Iran.
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Werder (Havel) - Es kommt ganz darauf an, wie der Kunde es haben möchte. Schleimig oder weniger schleimig können beispielsweise gewünschte Attribute für ein Produkt sein.
Die Condio GmbH in Werder kann genau solchen Kundenwünschen entsprechen. Die Firma an der Havel produziert sogenannte Stabilisatoren und Zusatzstoffe für Lebensmittel. Obwohl das Wort Stabilisator von den Machern gar nicht gern in den Mund genommen wird, da es nicht ganz der Philosophie des Unternehmens entspricht. „Bei uns geht es vor allem um die Viskosität und die Textur eines Produkts“, sagt Domingo Garcia Douba, der Teil der Geschäftsleitung ist. Bei der Ende 1996 gegründeten Firma geht es aber auch um die Wurst, den Käse oder Salatsoßen.
Interessanter Markt im Iran
Beinahe weltweit hat die Firma aus Werder Dependancen. In Spanien, Ungarn, Nord- und Südafrika und neuerdings auch im Iran ist Condio aktiv. „Obwohl wir im Iran bereits seit fünf Jahren im Markt sind“, sagt Garcia Douba. „Lebensmittel waren dort zwar nicht direkt von den Sanktionen betroffen, aber trotzdem waren 2012 und 2013 für uns dort die härtesten Jahre, da der Markt insgesamt schwierig war.“ Mittlerweile liefert Condio entsprechende Stabilisatoren für das im Iran beliebte Joghurtgetränk Dugh. Es ähnelt dem türkischen Ayran, einem salzigen Joghurtdrink. „Generell werden dort viel mehr Joghurtprodukte konsumiert als in Europa“, sagt Garcia Douba. Mit fünf Tonnen hat Condio im Iran begonnen. In den nächsten Jahren sollen 500 bis 600 Tonnen des Stabilisators dorthin exportiert werden. „Der Markt im Iran ist für uns hochinteressant“, sagt Garcia Douba.
Die Arbeit vor Ort ist für Condio ein wichtiger Teil des Geschäfts. „Dort prallen Kulturen aufeinander“, sagt Garcia Douba. „Es wird ganz anders konsumiert und diese Informationen bekommen wir nur, wenn wir uns mit den Menschen und deren Kultur auseinandersetzen.“ Unter Umständen können ganz neue Ideen für Lebensmittel entstehen. Wichtig ist auch das Wissen um die Kultur. Wenn in deutschen Küchen seit jeher die üblicherweise aus Schweineknochen oder -haut gewonnene Gelatine als Verdickungsmittel genutzt wird, ist das in muslimisch geprägten Ländern unmöglich. „Eine Alternative ist etwa das Verdickungsmittel Agar-Agar, das aus Algen gewonnen wird“, sagt Garcia Douba.
Firma aus Werder arbeitet an 50 Projekten
Seit 1998 erforschen und entwickeln rund 50 Mitarbeiter in Werder für die Lebensmittelindustrie individuelle Zusätzen. „Wir entwickeln diese Zusätze ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen“, sagt Garcia Douba. Ein einfaches Beispiel für die Nutzung eines Stabilisators in einem Produkt ist die Mayonnaise. Bei dieser Soße dient üblicherweise das Eigelb als Emulgator, verbindet also die Anteile Öl mit den Anteilen Wasser. „Wir machen nichts anderes als zu Hause in der Küche, nur nutzen wir den Stoff aus dem Eigelb, der dafür verantwortlich ist, dass sich die Stoffe in der Mayonnaise verbinden“, sagt Garcia Douba. Ein anderes Produkt, für das Condio Stabilisatoren entwickelt und das wohl jeder aus dem Supermarkt kennt, sind Salatsoßen. Üblicherweise setzten sich die schweren Teilchen in einer Flüssigkeit am Boden ab. „Will der Kunde, dass die Kräuter stets in der Flasche verteilt zu sehen sind, können wir den Zusatz herstellen“, so Garcia. Zurzeit arbeiten die Lebensmitteltechniker in Werder an rund 50 Projekten.
In den Versuchshallen der Firma stehen komplette Produktionsstrecken einer Molkerei oder einer Wurstfabrik – im Miniaturformat. „Alles ist modular aufgebaut und kann von uns jederzeit für den Produktionsprozess angepasst werden“, sagt Garcia Douba. „Das könnten die Lebensmittelproduzenten nicht oder nur mit großem Aufwand und entsprechend hohen Kosten realisieren“, sagt Garcia Douba. Daher wird bei Condio in Werder immer das komplette Produkt hergestellt. „Will der Kunde, dass sich sein Pudding samtiger auf der Zunge anfühlt, produzieren wir den Pudding vom Anfang bis zum Ende.“ Ist der Kunde mit dem Ergebnis zufrieden, wird der neue Pudding beim Kunden produziert. Condio steuert für den neuen Produktionsprozess das nötige Know-how bei. „Wir sagen dann, was der Kunde im Produktionsprozess verändern muss, damit der Zusatzstoff funktioniert“, so Garcia Douba.
Für rund 200 Kunden arbeitet Condio. „Unsere Philosophie ist es, den Kunden und das Produkt weiter zu begleiten“, sagt Garcia Douba. „Daher verstehen wir uns auch als ein Vermittler von Know-how.“ Mehr als 100 Mitarbeiter beschäftigt Condio weltweit. Der Hauptsitz in Werder soll bleiben. „Hier sind wir mittlerweile einfach zu Hause“, sagt Garcia Douba.
Björn Stelley
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