
© Thilo Rückeis
Denkmalschutz in Brandenburg: Was passiert mit der Hakeburg in Kleinmachnow?
16 Wohnungen sollen in der denkmalgeschützten Hakeburg in Kleinmachnow entstehen. Doch wie können Wohnungsbau und Denkmalschutz in Einklang gebracht werden? In Brandenburg gibt es bereits positive Beispiele.
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Kleinmachnow - Ist die Hakeburg noch zu retten? Ist ein ehemaliges Schloss überhaupt geeignet, es mit 16 Wohnungen zum Mehrfamilienhaus umzubauen, wie es für das denkmalgeschützte Herrenhaus derer von Hake geplant ist? Zu dieser und ähnlichen Fragen hatte die Heinrich-Böll-Stiftung unlängst einen kompetenten Gast nach Kleinmachnow eingeladen: Landeskonservator Thomas Drachenberg äußerte sich im denkmalgeschützten Gutsarbeiterhaus zu Freuden und Nöten der Denkmalschützer in Kleinmachnow und anderswo.
In der näheren Umgebung gibt es eine Reihe von Beispielen für solche Wohnungsschlösser: Aktuell werden ins Schloss Petzow über 30 Appartements implantiert, vom Grundriss des Tudor-Schlosses wird nicht viel übrigbleiben. In Wiesenburg und Güterfelde sind ähnliche Projekte bereits abgeschlossen. In Kleinmachnow laufen noch Planverfahren für die Verwandlung der Hakeburg in ein Mehrfamilienhaus, Flächennutzungsplan und Bebauungsplan müssen geändert werden. Eigentümer des um 1906 erbauten Burgenensembles ist die Orco-Tochter Vivaro aus Berlin.
Schwierig, in ein Schloss exklusive Wohnungen unterzubringen
Thomas Drachenberg sprach von einer wachsenden Kultur, mit brandenburgischen Herrenhäusern umzugehen, meinte aber vor allem die Peripherie des Landes. Besonders in der Prignitz oder der Uckermark seien positive Beispiele zu besichtigen. „Da kümmern sich Bevölkerungsschichten um solche Gebäude, die ihre Arbeit ebenso gut mit dem Notebook erledigen können und aus der Großstadt wegziehen.“ Feinfühlig würden sie an die Umgestaltung alter Adelssitze gehen.
Und die Hakeburg? Prinzipiell sei es schwierig, in ein Schloss mit seinem großzügigen Raumprogramm in sich abgeschlossene, exklusive Wohnungen unterzubringen, sagte Drachenberg. In Wiesenburg habe man zwar insgesamt ganz gute Erfahrungen damit gemacht, doch der Änderungsbedarf im Neorenaissance-Bau, der auf eine mittelalterliche Burg zurückgeht, sei groß gewesen. „Alle Wohneigentümer wollten natürlich auf den Schlosspark schauen.“ Terrassen und Gebäudeeinschnitte drohten, den Blick auf das Schloss kaputtzumachen. „Wir waren die einzigen, die überhaupt noch vom Schloss geredet haben.“
1980 nur zehn Denkmale in Kleinmachnow, heute 70
Auch wenn die neue Hakeburg zu einer anderen Zeit gebaut wurde als das Wiesenburger Schloss, fürchtet Drachenberg, dass es schwer werden wird, die großzügigen Raumstrukturen unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten in Appartements umzumünzen. „Unmöglich ist es aber nicht.“ Als negatives Beispiel wurde in der Runde mit etwa 40 Teilnehmern das Güterfelder Schloss genannt, dessen Gliederung mit Terrassen, Türmen und einer Freitreppe der Maximalverwertung geopfert worden sei. Laut Drachenberg sei das Güterfelder Schloss für die Denkmalpfleger ein schwerer Fall gewesen, besonders was seine Hinfälligkeit anging.
Kleinmachnow ist für die Denkmalpfleger insgesamt ein interessantes Pflaster: Villen berühmter Architekten, die alte Autobahnbrücke, die Reichspostforschungsanstalt, die Eigenherdschule, das sowjetische Ehrenmal oder die Schleuse – insgesamt sind 70 Einzeldenkmale im Ort verzeichnet. In den nächsten Jahren könnten weitere dazukommen, Drachenberg sprach von 64 offenen Unterschutzstellungen im Ort. In den 1980er-Jahren habe es lediglich zehn Denkmale in Kleinmachnow gegeben.
"Es geht um die Identität unseres Landes" - Ein Interview mit Landeskonservator Thomas Drachenberg lesen Sie HIER.
Die alte Dorfanlage mit Gutshof gehörte damals schon dazu, auch wenn von der Struktur allenfalls Fragmente erhalten sind. Große Teile gehören inzwischen zum Landschaftsschutzgebiet Parforceheide, Landschaftsschutz trifft also Denkmalschutz. Die Kirchengemeinde will ein neues Gemeindezentrum mit Kirchsaal in dem Bereich bauen, im März soll ein architektonisches Wettbewerbsverfahren für den Neubau abgeschlossen werden. Die Alte Dorfkirche und das Gemeindezentrum mit „Winterkirche“ sind dann nah beieinander. Die Idee, den Neubau auf dem Grundriss der alten Stallungen zu bauen, hätte Drachenberg begrüßt. „Da hatte die Umweltbehörde aber den Vorrang vor dem Denkmalschutz.“
Trotzdem verfolgen die Denkmalschützer die Pläne der Kirche genau, laut Drachenberg dürfe durch den Neubau keine neue Höhendominante gegenüber der alten Dorfkirche entstehen und die Kubatur des Neubaus müsse sich an den Vorgängerbauten orientieren. Es gibt noch ein anderes Problem: Die alte Auferstehungskirche wird mit dem Neubau nicht mehr gebraucht, auch sie steht unter Denkmalschutz. Drachenberg nannte es schade, dass das Gebäude seine Nutzung verliert. Dass der Denkmalschutz ein Auge auf die künftige Nutzung hat, hat auch die Kirchengemeinde gemerkt: Das Gebäude lässt sich schwer verkaufen.
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