Potsdam-Mittelmark: „Weh tut das nicht“
Für Frauen zwischen 50 und 69 ist die Mammographie kostenlos – angenommen wird sie bisher zu selten
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Beelitz – Die kostenlose Brustkrebsfrüherkennung für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren, das Mammographie-Screening, wird in Potsdam-Mittelmark bisher nur schleppend angenommen. Im Schnitt suchen nur rund 45 Prozent aller eingeladenen Mittelmärkerinnen die zentrale Anlaufstelle zur Brustkrebsfrüherkennung in Beelitz oder eines der „Mammobile" auf. Alle zwei Jahre werden brandenburgischen Frauen im entsprechenden Alter eingeladen, sich freiwillig und kostenlos untersuchen zu lassen. Nicht mal eine Praxisgebühr ist zu entrichten. Seit Februar dieses Jahres bietet Patricia Hirsch, leitende Radiologin der Mammographiestelle in Beelitz, diesen Service an – sie ist die einzige im Landkreis und zu ihrer Praxis gehört auch ein Mammobil, ein 13 Meter langer Anhänger mit Mammographen, Warte- und Untersuchungsraum.
500 und 10, das sind die Zahlen die Patricia Hirsch jeder noch unentschlossenen Frau zur Mahnung entgegenhält: Im Land Brandenburg sterben jährlich 500 Frauen an Brustkrebs, und statistisch gesehen wird jede zehnte Frau in Deutschland von der Krankheit getroffen. Grund genug, die kurze Untersuchung in Kauf zu nehmen, erklärt die Radiologin.
Obwohl es vor der Tür zum Warteraum der Mammographiestelle brütend heiß ist, herrschen drinnen angenehme Temperaturen. Drei ältere Frauen haben es sich hier auf Korbsesseln bequem gemacht. „Zwischen 50 und 69 Jahren ist die Wahrscheinlichkeit am größten, an Brustkrebs zu erkranken", erklärt Hirsch. Im Mammographiezentrum in Beelitz sind viele Patientinnen in diesem Alter. „Wir finden hier Brustkrebs, der nicht ertastbar ist", erklärt die Ärztin, während sie im kleinen Untersuchungsraum mit dem Fuß auf einen Schalter vor dem Mammographen tippt. Mit einem leisen Summen setzt sich die Apparatur in Bewegung. Normalerweise bedient eine ausgebildete Röntgenassistentin die Technik allein. Hirsch ist hier nie, denn Praxis und Mammographieeinheit sind streng von einander getrennt. Die Untersuchung ist völlig anonym, auf einen Arzt treffe die Patientin erst bei einem auffälligen Befund, erklärt Hirsch. Sie weiß, wie schwer es manchen Frauen fällt, die erste Hürde zu nehmen.
Dabei geht eigentlich alles recht einfach: Mit dem Schalter am Boden wird der Röntgenapparat der Körpergröße angepasst. Anschließend legt eine Assistentin die Brust der Patientin zwischen zwei Plexiglasplatten, die für die Aufnahme kurz zusammengedrückt werden. Einige Frauen empfinden das als unangenehm, erklärt Hirsch, „weh tut das aber nicht." Der Druck ist notwendig, um das Brustdrüsengewebe besser darstellen zu können. So können bei möglichst geringer Strahlenexposition beurteilbare Bilder erzielt werden. Von jeder Brust werden zwei Aufnahmen angefertigt. Sekunden später ist die Silhouette der Brust mit den feinen Verästelungen im Gewebe auf einem Bildschirm zu sehen. Nach ein paar Minuten ist die Untersuchung beendet. Spätestens nach sieben Kalendertagen erhalten die Frauen das Ergebnis, das von zwei unabhängigen Spezialisten überprüft wurde. Bei Auffälligkeiten muss nachuntersucht werden. Erst dann trifft die Patientin auf den Arzt.
Viele Frauen seien erstaunt, wie harmlos eine Mammographie ist, erklärt Patricia Hirsch. Hinterher zeige sich oft, dass die Angst vor dem Automaten übertrieben war. Schlimmer sei die Ungewissheit: „Man weiß nie was rauskommt." Deshalb warten viele Frauen lange, einige zu lange, erklärt die Ärztin. Im Warteraum ist davon nichts zu spüren: „Ich geh ganz locker hierher, ohne Ängste", erklärt eine Patientin aus Brück, eine zweite stimmt ihr zu. Für Beide ist es nicht die erste Untersuchung. Die liegen aber schon Jahre zurück, damals noch zu DDR-Zeiten. Inzwischen, erklärt Hirsch, habe sich vieles geändert: Die Apparatur ist moderner und auch die Operationstechniken sind besser. „Wir arbeiten heute brusterhaltend, nur in seltensten Fällen muss die gesamte Brust abgenommen werden." Mit der Mammographie kann man winzige Karzinome finden – gerade 3,4 Millimeter maßen die kleinsten Krebserkrankungen, die bisher in Beelitz entdeckt wurden. Wird der Brustkrebs, so wie in diesem Fall früh erkannt, haben die Frauen beste Heilungschancen. Alles was Frau dafür tun müsse, so Hirsch, sei auf die entsprechende Einladung zu reagieren. Tobias Reichelt
Infos zur Mammographie und dem Mammobil unter Telefon: (0800) 5002345
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