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Von Thomas Lähns: Weihnachtsbäume aus Werder an Bord
Tannenhof pflegt Kontakt zur Fregatte „Brandenburg“ – auch im Einsatz werden E-Mails ausgetauscht
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Werder (Havel) - Dreieinhalb Monate sind sie auf hoher See im Einsatz gewesen: Am Horn von Afrika haben die Besatzungsmitglieder der Fregatte „Brandenburg“ Versorgungsschiffe begleitet und zum Teil unter Waffeneinsatz vor Piraten geschützt. Anfang Oktober ist das Kriegsschiff mit seiner 220 Mann starken Besatzung nach Wilhelmshaven zurückgekehrt. Die Adventszeit verbringen die Soldaten in ihrem Heimathafen und an Land. Für besinnliche Stunden werden Weihnachtsbäume aus Werder sorgen: Fünf Nordmanntannen gehen morgen früh auf die Reise und werden am Nachmittag auf dem Deck der „Brandenburg“ und in den Messen aufgestellt.
Seit der Grünen Woche in diesem Jahr pflegt der Werderaner Tannenhof einen engen und herzlichen Kontakt zur Besatzung. „An unserem Stand kam damals eine Delegation der Brandenburg vorbei – und seitdem lassen sie regelmäßig von sich hören“, erzählt Chefin Karin Lorenz. Per E-Mail werden die Werderaner auf dem Laufenden gehalten, so haben die Tannenbauern zum Beispiel aus erster Hand erfahren, wie die Befreiung des deutschen Containerschiffes „Hansa Stavanger“ Anfang August abgelaufen war. 120 Tage lang war der Frachter in der Hand von Piraten gewesen, bis das Schiff für rund zwei Millionen Euro freigekauft wurde. Die „Brandenburg“ übernahm sofort die Versorgung der erschöpften Stavanger-Besatzung und eskortierte das Schiff in den Hafen von Mombasa.
Während es an Bord der Fregatte dieser Tage wieder ruhiger zugeht – zurzeit laufen Wartungsarbeiten und die Vorbereitungen auf den nächsten Einsatz – herrscht im Werderaner Tannenhof Hochkonjunktur. Pausenlos klingelt das Telefon im Büro von Karin Lorenz und Tannenhof-Chef Gerald Mai, immer wieder rollen Autos mit Anhänger auf den Hof und werden von den Mitarbeitern mit Bäumen beladen. 1991 hat das Ehepaar die ersten Nordmann-Tannen in der Glindower Obstflur angepflanzt und sich damit eine Marktlücke erschlossen. Heute werden hier auf insgesamt 50 Hektar Weihnachtsbäume für den Verkauf „geerntet“: Nordmann-, Colorado- und Koreatannen, Blau- und Rotfichten, Schwarzkiefern. Der Verkauf läuft an Ständen in 30 größeren Städten überall in Ostdeutschland. Zu den Abnehmern gehören der Berliner Zoo, diverse Hotels – und sogar Ex-Boxprofi Henry Maske soll bereits an einem Stand zugegriffen haben. Seit 2005 kann man in Werder seinen Weihnachtsbaum auch selbst schlagen – und danach einen Glühwein trinken und über den Hofmarkt an der Lehniner Chaussee, gleich neben dem Obsthof Lindicke, schlendern. Viele Firmen unternehmen statt einer Weihnachtsfeier einen Ausflug auf den Tannenhof. Bis zu 600 Leute seien an den Wochenenden auf der 20 Hektar großen Plantage auf der „Jagd“ nach dem richtigen Begleiter für die Feiertage, erzählt Karin Lorenz.
Einmal mehr klingelt das Telefon. Als die Chefin abhebt, macht sich ein Strahlen auf ihrem Gesicht breit. Am anderen Ende der Leitung ist Fregattenkapitän Torsten Ites, der die Übergabe der Bäume abstimmen will. Er bietet an, die Überbringer für eine Nacht auf der „Brandenburg“ unterzubringen, damit die nicht den ganzen Tag unterwegs sind. „Das würde ich zu gern selbst erleben“, so Lorenz. Doch der Hochbetrieb in Werder lässt den beiden Geschäftsführern keine freie Minute.
Torsten Ites berichtet, dass nach dem Einsatz vor der Somalischen Küste die Weihnacht in der Heimat etwas Besonderes werden soll. An Bord soll es eine Feier geben mit Geschenken, Lichterketten – und Werderaner Weihnachtsbäumen, von denen der größte viereinhalb Meter hoch sein soll. Ab dem 18. Dezember soll dann ein Großteil der Besatzung Urlaub machen dürfen. „Wir werden die Wache mit unserem Schwesterschiff, der Schleswig-Holstein, zusammenlegen, damit mehr Leute an Land gehen können“, berichtet der Kommandant. Denn schon am 10. Januar sticht die Fregatte „Brandenburg“ wieder zu einer Einsatz- und Ausbildungsfahrt in See, dieses Mal über fünf Monate. Erneut wird das Ziel die ostafrikanische Küste sein. Auch in Werder wird man hoffen, dass alles gut geht.
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