Potsdam-Mittelmark: Weihnachtssterne aus Langerwisch
190 000 Exemplare wurden im Rosengut produziert / Probleme gibt es nur mit den Töpfen
Stand:
Michendorf · Langerwisch - Sie ist die beliebteste Topfpflanze Deutschlands und findet vorwiegend in diesen Tagen ihren Weg in die Haushalte: Die Poinsettia, hierzulande eher bekannt als Weihnachtsstern. 35 Millionen Exemplare werden bundesweit pro Jahr verkauft, 190 000 wurden für diesen Winter im Rosengut Langerwisch angebaut.
Allerdings will bei dem momentan frühlingshaften Wetter kaum Weihnachtsstimmung aufkommen – für Rosengutgeschäftsführer Gerhard Bräutigam ein Grund mehr, auf den „Poinsetta-Tag“ am 12. Dezember hinzuweisen. Dieser kommt zwar wie Halloween und der Valentins-Tag in seiner kommerziellen Variante aus Amerika, sei aber nicht von Marktstrategen ausgebaut worden. Vor rund 200 Jahren hatte der US-Botschafter Joel Poinsett die Pflanze von Mexiko in die USA gebracht.
Der Weihnachtsstern-Verkauf ist einer der Höhepunkte des Jahres im Rosengut. Gestern wurde er zum Anlass genommen, eine Bilanz des Geschäftsjahres 2006 zu ziehen und auf die allgemeine Situation im Gartenbau zu schauen. Dazu hatte man die Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein (SPD) und den Präsidenten des Landesverbandes Gartenbau (LVG), Jörg Kirstein, eingeladen.
Mit insgesamt 20 000 Beschäftigten gehört der Gartenbau zu den wichtigen Wirtschaftszweigen im Land. Während der Anbau von Obst und Zierpflanzen stabil auf dem Niveau der Vorjahre liege, gebe es beim Gemüseanbau sogar eine Steigerung zu verzeichnen, berichtete LVG-Präsident Kirstein. Entscheidend dazu beigetragen habe eine bessere Vermarktung der Produkte. Allerdings sehen die Gartenbauer dieses Wachstum auch gefährdet: durch die momentan diskutierte EU-Verpackungsrichtlinie.
Der Richtlinie zufolge sind Pflanztöpfe als Verpackung zu werten – wodurch die Gartenbauer verpflichtet wären, das Recycling zu bezahlen. Pro kleinem Topf seien dies 0,05 Cent. Im Rosengut Langerwisch werden jährlich zirka zwei Millionen Pflanzen verkauft, die Abgabe an das Duale System Deutschland würde sich im günstigsten Fall auf 30 000 Euro summieren, so Gerhard Bräutigam, der die Regelung wie folgt zitiert: „Pflanztöpfe wären keine Verpackung, wenn die Pflanze den Topf nicht verlassen würde – aber wie sollen wir bitte nachweisen, dass zuhause nicht umgetopft wird?“ Bereits jetzt würden alte Töpfe in Langerwisch kostenlos zurück genommen.
Besonders bitter für den hiesigen Gartenbau: Staaten wie die Niederlande, Dänemark und Frankreich lehnen es ab, die Richtlinie zu übernehmen. Immerhin kam aus dem Bundesrat bereits die Forderung, die Regelung zu ändern. Für Andrea Wicklein ist das Problem nicht neu, auch in ihrer Fraktion werde über eine Novellierung des EU-Gesetzes diskutiert.
Ein weiteres Thema, das nicht nur den Gartenbau beschäftigt: Bürokratie. Gerhard Bräutigam hat ein Beispiel direkt vor der Haustür: Nach Jahren wird von der hiesigen Straßenmeisterei das Hinweisschild an der Straße nach Saarmund bemängelt. Laut Gesetz müssen 20 Meter Abstand zur Fahrbahn eingehalten werden. „Das war auch mal so, aber durch die Sanierung wurde die Straße verbreitert, nun sind es nur noch zwölf Meter.“ Thomas Lähns
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: