Potsdam-Mittelmark: Wenn der Brummi schlafen muss
Großaktion der Polizei / Zu wenig Ruhezeiten und Laster mit technischen Mängeln weiter ein Problem
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Großaktion der Polizei / Zu wenig Ruhezeiten und Laster mit technischen Mängeln weiter ein Problem Von Thomas Lähns Werder - So viel Zulauf hat der Autobahnparkplatz an der A 10 zwischen Phöben und Töplitz/Lesst schon lang nicht mehr gehabt. Im Zehn-Minuten-Takt fahren Autos, Busse, Transporter heran, andere wieder davon – ein stetiges Kommen und Gehen. Zwischen den haltenden Fahrzeugen rotieren Polizisten mit Papieren oder Tachoscheiben in der Hand. Andere sind in Gespräche mit Fahrern vertieft oder lassen routinierte Blicke über die Autos schweifen. Nicht alle dürfen weiterfahren: Hinten stehen zwei Lkw. Die Fahrer wurden „schlafen“ geschickt, sie hatten ihre Ruhezeiten nicht eingehalten. Seit 5.30 Uhr sind die Mitarbeiter des Verkehrsdienstes des Schutzbereiches Brandenburg am Donnerstag vor Ort. Im gesamten Bereich des Potsdamer Polizeipräsidiums, von der Prignitz bis zum Landkreis Elbe-Elster, sind insgesamt 215 Beamte an den Straßen und Autobahnen im Einsatz. Besonderes Augenmerk bei der Großkontrolle gilt heute den Kleintransportern, aber auch größeren Lastkraftwagen. Der Verkehr auf der A10 rauscht langsam vorbei. Eine Spur ist gesperrt, auf der anderen tasteten sich die Fahrzeuge mit nur 60 Stundenkilometern voran. „Einige Lkw haben schon vorher die Autobahn verlassen“, berichtet Dieter Ilsitz vom Verkehrsdienst. Der CB-Funk macht es möglich, dass sich die Brummis gegenseitig warnen. An der Auffahrt Phöben würden bereits Laster stehen, in denen die Fahrer nun ihre Ruhezeit nachholen. „Auch damit haben wir schon was erreicht“, kommentiert der Polizeihauptkommissar. Im Einsatz sind heute auch zwei brandneue Arbeitswagen. Die Mercedes Sprinter, ausgerüstet mit allerlei technischem Gerät wie Fax, Telefon oder Laptop, wurden gerade erst in Betrieb genommen. Zu einem der Polizeiautos gehört eine mobile Waage. Damit wird kontrolliert, ob Ladegrenzen überschritten werden. Reihenweise rollen die Kleintransporter über die Sensoren, immer wieder stellt sich heraus, dass die Zahlen überschritten wurden. Die Toleranzgrenze liegt bei fünf Prozent des Gesamtgewichts, ab zehn Prozent kostet es Bußgelder. Einige Fahrer nehmen die Kontrolle kommentarlos hin, andere geben sich mürrisch. Etwas Charme erfahren die Beamten dann aber doch noch: Zwei ältere Paare aus Wien, gerade mit ihren Wohnwagen zum Nordkap unterwegs, nehmen die kleine Abwechslung mit Humor. „Müssen''s meine Frau mitwiegen? Ich hab sonst eine viel schlankere dabei", ruft der eine aus dem Fenster. „Wir haben soviel Proviant mitgenommen, weil''s in Norwegen so teuer ist“, sagt der andere. Die Polizisten werden nebenher sogar noch zu Hauptdarstellern für das Urlaubsvideo. Das Gewicht der Fahrzeuge liegt im Toleranzbereich, ergibt die Messung. „Ihre Steaks können sie also mitnehmen“, lacht einer der Beamten. Ebenfalls bei der Kontrolle dabei sind Mitarbeiter vom Amt für Arbeitsschutz. Sie überprüfen gerade den Fahrtenschreiber in einem Reisebus. „Uns geht es um die Ruhezeiten, alles andere übernimmt die Polizei“, erklärt Bernd Jaroszynsk die Arbeitsteilung. Gerade Fahrer aus dem Ostblock würden gesetzliche Pausen oft nicht einhalten. Erst kurz vor der Grenze würden sie ihre Fahrtenscheiben einlegen, daher sei es kaum möglich, Überschreitungen nachzuweisen. Der Arbeitsschützer erinnert sich voller Graus an einen Bus, der acht Tage lang von Kasachstan aus unterwegs war. „Insgesamt waren 38 Beamte des Polizeischutzbereiches Brandenburg gestern an zehn mittelmärkischen Kontrollstellen im Einsatz“, zieht Polizeisprecher Heiko Schmidt am Nachmittag eine erste Bilanz. Zwar musste diesmal kein Lkw wegen gravierender Mängel aus dem Verkehr gezogen werden. Dennoch stimmt das Ergebnis nachdenklich. Von 78 kontrollierten Lkw wurden immerhin 51 beanstandet. Oft war die Ladung schlecht gesichert oder es wurden diverse technische Defekte entdeckt. „Eine Mängelquote von über 50 Prozent, die bei unser Kontrollen leider noch normal ist“, resümiert Schmidt.
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