zum Hauptinhalt
Reif für die Insel. In der Verbindung zum Wasser sieht Werder für die Zukunft die größten touristischen Potenziale.

© Christian Zube

Potsdam-Mittelmark: Werder ist fertig

Neues Tourismuskonzept ohne große Investitionen. Saß: „Jetzt sind die Wirtschaftsakteure an der Reihe“

Stand:

Werder (Havel) - Die Blütentherme wird vorerst die letzte große touristische Investition in Werder sein. Das geht aus dem Tourismuskonzept hervor, das Werder als zehn Jahre alter Erholungsort jetzt aktualisieren musste. Im alten Konzept sei der Bau der Therme eines der Kernziele gewesen, sagte Werders 1. Beigeordnete Manuela Saß gegenüber den PNN. Nach den erheblichen städtischen Investitionen in die touristische Infrastruktur seien nunmehr die Wirtschaftsakteure an der Reihe. Im neuen Konzept seien deshalb vor allem Aufgaben für die Leistungsträger der Branche gestellt worden.

Werder ist einer von 16 Erholungsorten im Land Brandenburg. Alle zehn Jahre wird von Fachleuten getestet, ob sie ihren Titel noch zu Recht tragen. Eine landschaftlich bevorzugte und klimatisch begünstigte Lage, Erholungseinrichtungen, gekennzeichnete Rad- und Wanderwege, Sport-, Spiel- und Liegewiesen sowie ein Frei- oder Hallenbad in der Nähe sind für den Titel gefordert, zudem allgemein zugängliche Angebote der Gesundheitsförderung.

Eine Fachjury hatte im August bestätigt, dass Werder den Titel zu Recht trägt. Die Blütenstadt habe eine sehr gute Entwicklung genommen. „Diese Entwicklung schließt die touristische Infrastruktur, das kulturelle Angebot als auch das Gastgewerbe ein“, so das Votum der Jury. Weiter heißt es, dass „die die Erholungsortprädikatisierung begründenden Voraussetzungen nach dem Brandenburgischen Kurortgesetz ohne Einschränkungen nachgewiesen wurden“.

Laut Saß sei das Lob der Fachleute vor allem der positiven Entwicklung im Hotel- und Gaststättenbereich zu verdanken. „Seit 2002 konnten sechs neue Hotels eröffnen, im Bereich der gewerblichen Übernachtungen gibt es seit 2004 eine Steigerung von 90 Prozent zu verzeichnen.“ Handlungsbedarf hat die Jury vor allem in der barrierefreien Gestaltung der touristischen Angebote, der Modernisierung der Touristeninformation sowie der Anbindung der Blütentherme an den ÖPNV gesehen. Dies, so Saß, sei in das neue Tourismuskonzept eingeflossen.

Mit dem Konzept, an dessen Erarbeitung Branchenvertreter beteiligt waren, habe man sich neu einjustiert. „Die Priorität wird in Zukunft ganz klar beim Wassertourismus liegen“, sagte Saß. Auch im Fahrradtourismus gibt es nach dem Bau des Obstpanorama- oder des Havelradwegs noch erhebliche Potenziale. Mit der neuen Therme könne sich Werder ab dem Jahreswechsel im Bereich Gesundheit und Wellness profilieren.

Eine Wanderregion werde Werder hingegen wohl nicht werden. Und bei Kunst, Kultur und Theater könne die Blütenstadt gegenüber dem nahen Berlin und Potsdam allenfalls mit „kleinen feinen Angeboten“ punkten. Ein einmaliges Alleinstellungsmerkmal gebe es zwar nicht, so Saß im Gespräch mit den PNN. „Wir können aber mit der Insel, dem Wasser, der Landschaft und der Nähe zu den Metropolen werben.“ Insofern sei die Vielfalt das Pfund, mit dem Werder wuchern könne.

Die touristischen Leistungsträger müssten sich derweil um die „Regionalisierung ihrer Angebote“ und um die Qualität bemühen. Ein Thema im Tourismuskonzept ist die Zertifizierung mit dem Service-Q oder dem Siegel „Potsdamer Gastlichkeit“. Die Gäste sollten vor allem mit regionalen Produkten verwöhnt werden, die Stadt und das Umfeld habe da inzwischen einiges zu bieten – von Obst, Ketchup, Bränden, Wein, Marmeladen bis hin zu Tees und vielen anderen Produkten.

Für die Stadt stellt das Konzept noch die Aufgabe, das touristische Leitsystem zu verbessern. Die Tourismusinformation soll an einen größeren Standort umziehen. Darüber hinaus werde es darum gehen, die gut ausgebaute touristische Infrastruktur zu erhalten, so Saß. Dazu soll die Kurtaxe beitragen, die die Stadt nach der Eröffnung der Blütentherme ab dem kommenden Jahr erheben will.

Eckpunkte zur Kurbeitragssatzung sollen zur nächsten Stadtverordnetenversammlung am 17. Oktober vorgestellt werden. Die Stadt rechnet bei derzeit etwa 240 000 Übernachtungen jährlich mit zusätzlichen Einnahmen im sechsstelligen Bereich, die dann ausschließlich für die touristische Entwicklung verwendet dürfen. „Das fängt bei der Pflege der Grünanlagen an und endet bei der Reparatur von Radwegen“, so Saß. Als Gegenleistung für die Kurtaxe können die Gäste zum Beispiel ermäßigte Fahrpreise oder Eintritte erwarten.

Der Tourismus als Wirtschaftszweig soll auch das große Thema für den Werderaner Wirtschaftstag am 13. November sein. Motto: „Nimms regional. Perspektiven der touristischen Entwicklung“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })