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Potsdam-Mittelmark: Werders Bahnhof noch nicht aufgegeben

Seit Jahren liegt die Stadt mit der DB AG im Streit – gestern war die Stimmung etwas entspannter

Stand:

Werder (Havel) - Zuversicht für den Bahnhof Werder: Joachim Trettin, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn AG für Brandenburg, geht davon aus, dass das Gebäude bald verkauft werden kann. „Das ist hier nicht die Prignitz. Die positive Wirtschaftsentwicklung und die wachsenden Einwohnerzahlen stimmen uns optimistisch, den Bahnhof in Werder bald veräußern zu können.“ Die Bahn wird die Immobilie in den nächsten Tagen im Internet ausschreiben. Ein Verkaufspreis wurde gestern nicht genannt, zuletzt wurde das denkmalgeschützte Gebäude der Stadt Werder für 40 000 Euro angeboten, der Investitionsbedarf dürfte nach Schätzungen des Rathauses allerdings bei ein bis zwei Millionen Euro liegen.

Werder Bürgermeister Werner Große (CDU) hatte Trettin gestern zu einem Vor-Ort-Termin eingeladen. Der gestand erstmals ein, dass sein Konzern im Jahr 2001 einen schweren Fehler begangen habe: Die Stadt hatte 2001 ein komplettes Sanierungskonzept mit Pächter zur Nutzung des Gebäudes vorgelegt, doch erst wollten die Bahngremien gar nicht verkaufen. Und dann wollten sie prüfen, ob das Gebäude „entbehrlich“ ist. Jahre gingen darüber ins Land. Die Partner der Stadt sprangen ab, die Fördertöpfe leerten sich. Jetzt will die Bahn verkaufen, aber Werder will nicht mehr. Seit Jahren liegt man im Clinch, gestern war die Stimmung etwas entspannter.Die Deutsche Bahn hatte - offenbar unmittelbar vor dem Termin - sogar den Fußgängertunnel unter den Bahnsteigen gereinigt, dessen Zustand in der Stadtverwaltung gelegentlich Kopfschütteln hervorruft. Trettin begründete auf Nachfrage auch, warum der neue DB Servicestore voriges Jahr in einem Container auf den Bahnsteig gestellt wurde, statt ihn in das Bahnhofsgebäude zu integrieren: Das ließe sich ohne Mieter einfacher verkaufen.

Die Bahngremien würden sich freuen, doch wieder das Interesse der Stadt wecken zu können. Die Leiterin des Bahnhofsmanagements, Kirstin Kobs, die gestern ebenfalls dabei war, verwies auf die guten Beispiele aus anderen Kommunen: So werde am Luckenwalder Bahnhof in drei Wochen eine neue Stadtbibliothek eröffnet. In Ludwigsfelde habe sich das Industriemuseum am Bahnhof angesiedelt. Es gäbe aber auch Beispiele wie Kloster Chorin, wo ein Privatinvestor Wohnungen im Bahnhofsgebäude ausgebaut hat, zudem habe hier die Naturwacht ein Büro. Die Bahn ist deshalb zuversichtlich, gegebenenfalls auch einen privaten Käufer für den Bahnhof zu finden. Kobs sprach gestern von der Werderaner Essigmanufaktur, die Interesse gezeigt habe. Die bestätigte gestern zwar auf PNN-Anfrage, dass sie sich kundig gemacht hat. Der Aufwand für die Sanierung des historischen Bahnhofsgebäudes sei allerdings zu groß.

Auch in Werders Stadtverwaltung hat sich jüngst wieder ein Interessent gemeldet, der hiesige Getränkemarkt Schrödter. Dieser möchte nach PNN-Informationen jedoch nur einen Teil des Bahnhofs mieten, keinesfalls kaufen.

Werders Bürgermeister Große sagte gestern, dass man die Bemühungen der Bahn zum Verkauf des Gebäudes unterstützen werde. Die Kommune selbst habe aber endgültig Abstand von dem Projekt genommen. „Wir können ja nicht die ganze Welt retten“, so Große. Hintergrund ist, dass die Stadt derzeit mit der Rekonstruktion der Bismarckhöhe und des Schützenhauses zwei große Investitionen zu schultern hat.

Auch wegen des L90-Bahntunnels gab es gestern einen Austausch mit Trettin, die Landesregierung hatte kürzlich angekündigt, mit den Planungen dafür zu beginnen. Große appellierte an den Konzernbevollmächtigten, das Projekt zu unterstützen und voranzutreiben, zum Beispiel auch durch den Abriss des maroden Stellwerks. Dass ein von Werderaner Gewerbetreibenden im Februar aufgesetztes Schreiben an Bahnchef Hartmut Mehdorn immer noch nicht beantwortet ist, sei kein gutes Zeichen.

Zudem steht das Rathaus in Verhandlungen zum kostenlosen Parkhaus am Bahnhof: Werders 1. Beigeordneter Hartmut Schröder (CDU) geht davon aus, dass rund 30 Prozent der Parkenden keine Bahnreisenden sind, sondern zum Beispiel vom benachbarten Ausbildungszentrum kommen. Deshalb gibt es Überlegungen, wie der Zutritt nur zusammen mit Bahnfahrkarten gewährt wird. „Wir verhandeln darüber, wie das technisch zu machen ist“, so Schröder. Die anderen Parkhausgäste sollen künftig eine Parkgebühr bezahlen. Henry Klix

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