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Potsdam-Mittelmark: Werders schlechteste Apfelernte seit Jahren Einbußen von bis zu zwei Dritteln / Verband fordert staatliche Unterstützung für Obstbauern

Werder (Havel) - Es war die schlechteste Apfelernte in der 15-jährigen Geschichte seines Familienbetriebes. Obstbauer Stefan Lindicke hat in diesem Jahr 40 Prozent Einbußen zu beklagen.

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Werder (Havel) - Es war die schlechteste Apfelernte in der 15-jährigen Geschichte seines Familienbetriebes. Obstbauer Stefan Lindicke hat in diesem Jahr 40 Prozent Einbußen zu beklagen. Seinen Nachbarn geht es nicht anders: Die frostigen Temperaturen in den April- und Mai-Nächten haben so gut wie jeden Baum im Werderaner Anbaugebiet angegriffen und zahlreiche Blüten zerstört. Eigentlich müssen die Betriebe, jetzt da die Ernte eingebracht ist und die Misere feststeht, an ihr Erspartes gehen. Das Problem: Nur die wenigsten haben Rücklagen, so Lindicke, der auch Geschäftsführer des Werderaner Obstbauvereins ist.

Im Land Brandenburg werden die Einbußen auf bis zu zwei Drittel beziffert. Damit wurden die schlechten Prognosen vom Sommer bestätigt. Den Osten Brandenburgs habe es besonders hart getroffen, sagte Andreas Jende, Geschäftsführer des Landesverbandes Gartenbau, gestern den PNN. Im Obstbaugebiet zwischen Werder und Potsdam hingegen variieren die Erträge von Fläche zu Fläche – bei manchen sieht es besser aus, bei anderen schlechter. Dass es für die Obstbauern eng wird, stehe für ihn außer Frage. „Die wirtschaftliche Lage ist kompliziert: Die Anlagen müssen ja weiterhin gepflegt werden, und das kostet Geld“, so Jende.

Der Verband fordert entweder Liquiditätshilfen für besonders stark betroffene Betriebe, wie es sie auch für die Landwirtschaft gibt, oder steuerliche Erleichterungen. Wenn ein Gartenbauer zum Beispiel Rückstellungen bilden könnte, die er erst nach einem längeren Zeitraum versteuern muss, ließen sich Schwankungen bei den Jahreserträgen besser abfangen. Im Moment müssen die Obstbauern ihre Einkünfte jährlich abrechnen und im Folgejahr versteuern. Folgt auf ein gutes ein finanziell schlechtes Jahr, wird es ernst. Im Moment wird noch auf Bundesebene über steuerliche Erleichterungen diskutiert.

Stefan Lindicke nimmt die Einbußen gelassen: Die eigenen Kunden werde er auf jeden Fall über das kommende Jahr versorgen können. Lediglich die Zwischenhändler müssten ab dem Frühjahr mit einem Lieferstopp rechnen. Und da auch in den privaten Gärten kaum etwas zu ernten war, steige generell die Nachfrage. Lindicke baut auf vier Hektar Kernobst an, auf einem Hektar davon darf selbst gepflückt werden. Kleine Betriebe wie seiner könnten mit einer breiten Palette von Obst und Gemüse Einbußen bei der Apfelernte besser abfedern als große, schätzt er.

Die geringen Erträge sind nicht das einzige Problem: In den Plantagen treiben Langfinger ihr Unwesen. Der Gartenbaubetrieb von Thomas Giese ist in diesem Jahr besonders oft von Apfeldieben heimgesucht worden, wie er gestern den PNN bestätigte. Im Prinzip sei ständig jemand in den Plantagen unterwegs gewesen und habe gepflückt oder die saftigen Früchte gleich in der Obstkiste abtransportiert. Der wirtschaftliche Schaden sei enorm, „nicht nur durch den Diebstahl, sondern auch, weil die Täter die Zäune kaputt machen“, so Giese. Gefasst werde kaum jemand, „in der Regel verläuft es im Sande“, sagt er.Thomas Lähns

Am Sonntag wird auf dem Obsthof Lindicke, Am Plessower Eck 1, von 9 bis 17 Uhr ein Apfelfest gefeiert. Dazu gibt es Leckereien mit Äpfeln, eine Apfelprobierstraße und Gegrilltes. Auf kleine Gäste warten Spiele, außerdem kann man sich mit frischem Obst aus dem Hofladen versorgen.

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