Potsdam-Mittelmark: Widerstand gegen Lidl und Netto
Michendorf will keinen siebenten Supermarkt / Pläne in Wilhelmshorst lehnt der Landkreis ab
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Michendorf – In der Gemeinde Michendorf gibt es nach wie vor Widerstand gegen einen neuen Supermarkt an der Luckenwalder Straße. Wie berichtet, will der Discounter Lidl auf dem Grundstück des früheren Autohauses Basel eine Filiale mit knapp 800 Quadratmetern Verkaufsfläche errichten. Nachdem der Bauausschuss dem Vorhaben sein Einvernehmen verweigert hatte, weil Lidl zu wenig Parkplätze plant, hat jetzt auch der Verkehrsausschuss das Projekt einstimmig abgelehnt. Das Gremium befürchtet chaotische Zustände im Kreuzungsbereich zur Potsdamer Straße.
Es wäre der siebente Supermarkt in der 11500-Einwohner-Gemeinde. Die Michendorfer sehen zwar die Gefahr, dass der Lidl-Markt entweder selbst nicht überlebt oder anderen Märkten im Ort die Kundschaft abgräbt, doch da das Grundstück als Mischgebiet ausgewiesen ist und im Innenbereich liegt, gibt es kaum eine Handhabe. Allerdings kann aus verkehrs- und baurechtlicher Sicht argumentiert werden: „In Spitzenzeiten wird der Verkehr an dieser Stelle zum Erliegen kommen“, sagte Ausschuss-Vorsitzender Wolfgang Kroll (UWG). Da Lidl nur 40 Parkplätze bauen will, sei damit zu rechnen, dass die Leute zu Fuß vom Parkplatz auf der anderen Seite – hier befinden sich Aldi und Edeka – über die Straße pendeln werden. Außerdem befürchtet das Gremium, dass die Autos von den Parkplätzen nicht auf die Straße kommen werden.
Eine Berliner Immobilienfirma hatte das ehemalige Autohaus in der Potsdamer Straße 116 bei einer Zwangsversteigerung im Auftrag von Lidl erworben. Laut Bauantrag plant der Konzern, das Gebäude abzureißen und dafür einen neuen Markt zu errichten. Kurzzeitig hatte es allerdings noch einen anderen Interessenten gegeben, der das Haus gern weiter genutzt hätte: Das Fitness-Studio Neuseddinland. „Wir hatten vor einem Jahr angefragt, aber der Insolvenzverwalter hatte mitgeteilt, dass der Verkauf schon so gut wie sicher ist“, sagte Leiter Bernd Spitzer auf PNN-Anfrage. Gern würde er mit seinem Neuseddiner Unternehmen in Michendorf Fuß fassen, doch im Moment mangele es an brauchbaren Alternativen.
Dass ein Fitness-Studio die bessere Variante für die Gemeinde gewesen wäre, findet zumindest Edeka-Leiterin Silke Bogisch. Auch sie rechnet mit einem Verkehrschaos, sollte an der Stelle ein weiterer Supermarkt eröffnen. „Wir werden uns aber dagegen verwehren, falls Lidl unsere Parkplätze mit nutzen will“, sagte sie den PNN. Schon jetzt würden die 120 Stellplätze zwischen ihrem Markt und dem Aldi in Spitzenzeiten nicht reichen. „Es wäre auch schade für die Gemeinde, denn unter dem Wettbewerb zwischen den Discountern wird das Leben im Ortskern leiden“, prognostizierte Bogisch. Für ihr Geschäft rechne sie jedoch nicht mit Einbußen, da Edeka als Vollversorger ein breiteres Sortiment anbietet. „Und bloß weil Lidl kommt, wird unsere Qualität ja nicht schlechter“, sagte sie.
Der potenziell achte Supermarkt in der Gemeinde hat indes noch weniger Chancen. Wie berichtet, wollte Netto eine Filiale in Wilhelmshorst in der Straße An der Umgehungsbahn errichten und damit seinen zweiten Markt in der Gemeinde Michendorf schaffen. Allerdings sei der Antrag von der Bauaufsicht abgelehnt worden, weil sich das Grundstück im Außenbereich befindet, hieß es im Ausschuss. „Dabei wäre dort ein Markt sinnvoll und machbar gewesen“, so Vorsitzender Kroll, der auch Ortsvorsteher in Langerwisch ist. „Bei uns und in Wilhelmshorst wäre der Bedarf eigentlich da“, sagte er. Thomas Lähns
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