Von Thomas Lähns: Wie der Hirsch über die Autobahn kommt
„Ökologischer Korridor Südbrandenburg“ geht in die Umsetzungsphase / Wildbrücken an der A 9 geplant
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Potsdam-Mittelmark - Brandenburg 2030: Wie ein grünes Band ziehen sich satte Mischwälder durch den Süden der Mark. Sie wirken wie Adern, die der heimischen Tierwelt Wanderungen von Polen bis in den Fläming ermöglichen. Auf ehemaligen Truppenübungsplätzen haben sich Rothirsch, Dachs und Wolf längst neue Reviere erobert, während Otter und Biber durch die Gräben schwimmen. Solche Bilder sind noch Vision, denn allerorts wird die Landschaft durch Verkehrstrassen zerschnitten. Die Stiftung „Naturlandschaften Brandenburg“ will jedoch in naher Zukunft einen zusammenhängenden, 20 Kilometer breiten ökologischen Korridor aus Wald und Wasser zwischen Oder und Elbe schaffen. Dafür sollen unter anderem an der A 9 zwei 50 Meter breite Wildbrücken entstehen.
Wie gestern vom Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft bestätigt wurde, sollen für die mehrere Millionen Euro teuren Bauvorhaben Konjunkturmittel des Bundes eingesetzt werden. „Der Landesbetrieb Straßenwesen plant zurzeit mit Umwelt- und Forstverwaltung eine solche Brücke bei Niemegk“, sagte Ministeriums-Sprecherin Petra Dribbisch auf PNN-Anfrage. Eine weitere Brücke sei bei Beelitz geplant, auch hierfür würde man Konjunkturmitteln einsetzen. Die müssen bis Ende 2011 abgerufen werden – viel Zeit bleibt also nicht. Zwei Brücken sind auch für die A 2 westlich von Ziesar sowie zwischen Wollin und Brandenburg (Havel) vorgeschlagen worden, die Finanzierung ist allerdings noch unklar. Neben solch teuren Neubauten ist auch der Umbau von kaum noch genutzten Unter- und Überführungen sowie von Wasserdurchlässen geplant. Mit Schall- und Blendschutz sowie dem Rückbau von Beton und Pflaster könnten diese für Tiere hergerichtet werden. „Das wäre auch für den Menschen sinnvoll, denn Wildunfälle ließen sich dadurch vermeiden“, erläuterte Anika Niebrügge, Sprecherin der Naturlandschaften-Stiftung . Die Zahl der Wildunfälle steigt Jahr für Jahr, allein im Schutzbereich Brandenburg kam es laut Statistik 2008 circa 1450 Mal zur Kollision zwischen Blech und Tier – den Schwerpunkt bildeten die Straßen im Süden des Landkreises rund um Belzig.
Das Projekt, das seit zwei Jahren mit Landesbehörden und Forschungseinrichtungen umgesetzt wird, ist auf 20 Jahre angelegt. Kern des geplanten grünen, südmärkischen Gürtels bilden schon jetzt die drei früheren Truppenübungsplätze bei Jüterbog, Heidehof (beide Teltow-Fläming) und Lieberose (Dahme-Spree). Insgesamt 12 000 Hektar dieser Militärflächen hat die Stiftung Naturlandschaften seit ihrer Gründung vor zehn Jahren gekauft und zurück in die Hände von Mutter Natur gelegt.
Wie es im aktuellen Jahres-Bericht heißt, sollen künftig weitere Flächen in Südbrandenburg renaturiert werden. Die Rede ist unter anderem vom Waldumbau, weg von der Kiefern-Monokultur hin zur Artenvielfalt. Moore sollen wieder vernässt, Totholz liegen gelassen werden. Konkret benannt sind unter anderem Bereiche im Naturpark Nuthe-Nieplitz sowie in der Wenzlower Heide südlich der Stadt Brandenburg markiert. Auch die Fließgewässer sollen zusammen mit den angrenzenden Auen einen Korridor bilden: Von der Spree aus könnten künftig Amphibien und Säugetiere wie Biber und Otter durch Nuthe, Nieplitz und Plane wandern. Dafür müssten einzelne Abschnitte wieder hergestellt werden. Die land- und forstwirtschaftliche Nutzung müsse langfristig angepasst werden.
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