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Potsdam-Mittelmark: Wie der König Existenzgründern half

Friedrich der Große eroberte sich auch in der mittelmärkischen Heimatgeschichte einen Platz

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Beelitz – Im Spätsommer des zweiten Kriegsjahres musste sich Beelitz zur Verteidigung rüsten: Auf Hügeln rund um die Stadt und in den Dörfern sollten auf königliche Order hin lange Stangen aufgestellt werden, an deren Spitzen Stroh und Teer befestigt wurden – „damit wenn sich eine Gefahr ereignet, solche angestecket und dadurch denen in der Nachbarschaft belegenen Städten, Flecken und Dörfern ein Signal gegeben werden könne“. Und es wurden Waffen aus Berlin geliefert, wie die Stadtchronik vermerkt: 50 Flinten und 500 Patronen. Denn die Grenze war nicht weit: Nur wenige Kilometer südwestlich lag schon Kursachsen – in jenen Tagen das Land des Feindes.

Es war das Jahr 1745, und der Krieg, den der junge Preußen-König Friedrich II. um Schlesien führte, hatte eine kritische Phase erreicht: Seine Erzrivalin, Maria Theresia von Österreich, hatte sich mit Großbritannien, den Niederlanden und Sachsen verbündet, immer wieder versuchten deren Truppen, ins Brandenburgische vorzustoßen. Erst im Dezember gelang es Friedrichs Soldaten, die Allianz vernichtend zu schlagen – und sich den Zankapfel Schlesien einzuverleiben.

Es sind aber nicht nur die kriegerischen Zeiten gewesen, mit denen sich der heute vor genau 300 Jahren geborene Preußenkönig Friedrich einen Platz auch in der mittelmärkischen Heimatgeschichte erobert hat. Zwischen Havelland, Teltow und Zauche führte er neue Wirtschaftszweige wie die Seidenproduktion ein, er rang den Sümpfen zwischen Nuthe und Nieplitz neue Ländereien ab, und er initiierte die Gründung von Dörfern – denn „das furchtbare Unheil des Dreißigjährigen Krieges hatte dieses Lande so verheert, dass drei Regierungen den Schaden nicht wieder gutzumachen vermochten“, wie der König in seinem politischen Testament notierte.

Friedrich gründete Dörfer wie Freienthal bei Brück, Philippsthal bei Potsdam oder Steinberg bei Ziesar und holte neue Siedler ins Land – unter der Garantie, dass ein jeder „nach seiner Facon selig“ werden solle. Ein solches Kolonistendorf ist auch der Beelitzer Ortsteil Salzbrunn: Ein 140-Seelen-Ort, zwischen Wiesen und Wäldern direkt an der Nieplitz gelegen. Noch heute leben hier Nachfahren jener pfälzischen Siedler, die vor mehr als 250 Jahren dem Rufe des Königs gefolgt waren. Zwölf Kolonisten legten 1749 ihren Treueeid vor dem Saarmunder Amt ab und nahmen das Land in Besitz – hier, wo im 16. Jahrhundert aus unterirdischen Wasserquellen Salz gewonnen wurde.

Wie die Salzbrunner Ortschronistin Marianne Kaiser recherchiert hat, wurden in Salzbrunn damals acht Gehöfte zu einem Straßendorf angelegt. „Zwei Morgen Acker waren für jede Hofstelle vorgesehen, jeder der acht Siedler erhielt 51 Morgen Acker und 10 kleine Morgen Wiese“, schreibt Kaiser in ihrer Chronik zum 250-jährigen Jubiläum, das der Ort 1998 beging. Hinzu kamen Schule und Kirche. Vier weitere Gehöfte entstanden an der Mühle im benachbarten Klausdorf, heute Birkhorst.

Bis die Höfe errichtet wurden, kamen die Siedler in Wittbrietzen und Elsholz unter. Auch der König half den Existenzgründern auf die Füße: Es gab Verpflegungsgeld, bis die erste Ernte eingebracht war, und jeder erhielt zwei Freijahre, an denen er keine Abgaben zu leisten hatte. Selbst danach mussten die Siedler nur ihren Erbzins zahlen und Kredite tilgen, denn sie erhielten den Status freier Eigentümer. Ihnen wurden jährliche Mengen an Bau- und Brennholz zugesichert, vor allem aber waren sie vom Kriegsdienst befreit.

Vom Kriege verschont blieben aber auch sie offenbar nicht: Im Herbst 1760, nachdem sich Friedrich erneut gegen eine übermächtige Koalition europäischer Großmächte gestellt hatte, fielen zuerst Kosaken und dann österreichische Husaren über die Region um Beelitz her – allen Vorsichtsmaßnahmen zum Trotze. „Die Dörfer wurden geplündert, deren Schaf- und Rinderheerden sowie die Pferde fortgeschleppt, die Dorfbewohner geprügelt, gestoßen und gequält“, heißt es in der Beelitzer Stadtchronik.

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