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Titelgeschichte über das Privatleben des Nobelpreisträgers: Auf den Ausstellungstafeln werden auch Details zu Albert Einstein erzählt – über die Sommer in Caputh oder seine Liebe in Prag.

©  Thomas Wendel

Potsdam-Mittelmark: Wohl gefühlt wie an keinem anderen Ort

Einsteins Sommeridyll: Ausstellung im Caputher Bürgerhaus wurde zweisprachig neu gestaltet

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Schwielowsee - Die Ausstellung „Einsteins Sommeridyll“ im Bürgerhaus Caputh ist neu gestaltet worden. Auch in englischer Sprache wird jetzt im oberen Stock des Gebäudes über Leben und Werk des Nobelpreisträgers Albert Einstein und des Architekten Konrad Wachsmann informiert. Zentrales und verbindendes Element ist das Einsteinsche Sommerhaus inmitten der Kulturlandschaft. „Mit den zweisprachigen Informationen kommen wir den Wünschen unserer vielen internationalen Besucher entgegen“, erklärt Wiebke Franck. Ein Drittel der Sommergäste komme aus dem Ausland, viele davon aus den USA, weiß die Vorsitzende des Initiativkreises Albert-Einstein-Haus Caputh. Auch für die vielen Gäste aus den Niederlanden werde derzeit eine eigene Broschüre erarbeitet.

Empfangen werden die Ausstellungsbesucher im Vorraum vom weltbekannten Portrait des Physik-Nobelpreisträgers und von der Caputher Mitarbeiterin Gundi Gericke – sie ist die einzige Angestellte des Vereins. Im ersten der drei Räume im Caputher Bürgerhaus wird das Leben des Architekten Konrad Wachsmann umrissen. 1901 in Frankfurt (Oder) geboren, hatte er als Tischler in der Oberlausitz gearbeitet und zahlreiche Holzbauten entworfen. Modelle des Caputher Einsteinhauses von 1929 sowie Pläne für ein massives Wohnhaus in Jüterbog aus demselben Jahr werden gezeigt. Nachgezeichnet wird Wachsmanns Werdegang: Studium in Rom, Kampf gegen die Nationalsozialisten und Emigration in die USA. Wachsmann starb 1980 in Kalifornien und wurde in seinem Geburtsort Frankfurt (Oder) begraben.

Im mittleren Ausstellungsraum sind Bauskizzen zu sehen. Zwei Modelle zeigen das Einsteinsche Sommeridyll in Caputh in Gesamtansicht und als Aufriss. Ein anderes Modell ist der „Tümmler“, Einsteins „dickes Segelboot“, wie er selbst formulierte. Ein virtueller Rundgang durch das „Sommeridyll“ ist möglich. Der hintere Raum der Präsentation vermittelt Einsteins Leben: vom Geburtsort Ulm 1879 über Bern, Berlin und Caputh bis zu seiner Emigration in die USA 1932, wo er bis zu seinem Tode 1955 in Princeton, New Jersey, an der Ostküste lebte. Mit Texten und Fotos werden neue Aspekte wie Einsteins Zeit in Prag beleuchtet. Er selber ist mit seinem schwäbischen Dialekt auch hörbar.

Drei Sommer lebte Einstein bis zum Winter 1932 in Caputh. ,,Ich habe mich noch an keiner Stelle so wohl und heimelig gefühlt", schrieb der überzeugte Demokrat und gläubige Jude an Wachsmann. Das Haus verfiel unterdessen während der DDR-Zeit. 1979 übernahm es die Akademie der Wissenschaften der DDR und begann mit der Restaurierung. Zum 100. Geburtstag der Relativitätstheorie 2005 wurde das Sommerhaus fertig saniert. Laut testamentarischer Verfügung darf es nicht als Museum genutzt werden – vom Initiativkreis werden allerdings Führungen angeboten.

Während sich Einstein von Nazi-Deutschland abwandte, belegen teilweise in Nachdrucken ausgestellte Briefe seine Versöhnung mit der nachgeborenen Generation. So korrespondierte er mit Schülern aus Berlin – die Briefe können auf großen Klapptafeln nachgelesen werden. Einen guten Überblick über das Einstein-Haus bietet ein siebenminütiger Film. Eine Spielerei ist die daneben aufgebaute Video-Vorführung. Sie will Einsteins Raum-Zeit-Wahrnehmung vermitteln: Je schneller man sich bewegt, desto verzerrter wird der Eindruck. Doch wäre man auch nur annähernd so schnell wie das Licht unterwegs, könnte man keine Häuser mehr wahrnehmen, wie das Video vermitteln will.

Die Überarbeitung der Ausstellung hat der Landkreis Potsdam-Mittelmark mit 12 000 Euro unterstützt. Die Gemeinde hat rund 2000 Euro beigesteuert.

Thomas Wendel

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