
© Thomas Lähns
Es muss nicht immer später sein: Zehn Wochen früher fertig – und keinen Cent teurer als geplant
Mit der Nieplitzbrücke tritt Beelitz dem Trend öffentlicher Projekte entgegen.
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Beelitz – Ob Großflughafen oder Landtagsneubau – mittlerweile ist es eine Besonderheit, wenn ein öffentliches Bauwerk ohne Verzögerung übergeben werden kann. In Beelitz ist man jetzt sogar noch weiter gegangen: Die Nieplitzbrücke in der Treuenbrietzener Straße ist zehn Wochen früher fertig geworden als geplant – und der Kostenrahmen von 600 000 Euro wurde auch noch eingehalten. Erst im Februar hatte die Firma Rask Brandenburg mit dem Abriss des fast hundert Jahre alten Vorgängerbaus begonnen, der Abschlusstermin des Gesamtprojektes war für Jahresende angesetzt. Seit Dienstag aber rollt der Verkehr wieder zwischen Ortsumgehung und Altstadt.
Mit 26 Metern Länge und 12 Metern Breite ist der Neubau der Nieplitzbrücke keine Kleinigkeit gewesen. Insgesamt 350 Kubikmeter Stahlbeton sind verbaut worden, weitere 110 Kubikmeter Unterwasserbeton brauchte man, um die Brückenköpfe zu errichten, wie die Planer des Beelitzer Ingenieurbüros Provia erklärten. Und dann hatte es sogar noch eine kurzfristige Zwangspause gegeben: Nachdem Passanten entdeckt hatten, dass sich ausgerechnet an dieser Stelle in der Nieplitz das seltene Bachneunauge tummelt, wurde ein Baustopp verhängt. Die aalähnliche Wirbeltierart ist gleich nach mehreren Richtlinien geschützt. Doch die Mitarbeiter des Institutes für Binnenfischerei hatten schnell reagiert und die Tiere daraufhin hinter das nächste Wehr umgesetzt, sodass nur eine Woche verloren ging.
Für den Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth (BBB), der am Dienstag seinen 50. Geburtstag feierte, war der Brückenschlag ein weiterer Anlass zur Freude. „Sie haben sensationell schnell und gut gearbeitet“, sagte er in Richtung der Baufirma Rask, die eine Niederlassung in Glindow hat. Knuth erinnerte daran, wie nötig der Neubau war: Die 1915 errichtete alte Brücke hatte unter dem zunehmenden Verkehr nach der Wende arg gelitten. Damals führte die Bundesstraße 2 noch durch die Altstadt und hier auch über die Nieplitz. Vor zwei Jahren musste die Brücke für den Schwerlastverkehr gesperrt werden, zuletzt hatte man sie auf eine Spur einengen müssen, weil das Tragwerk schon stark korrodierte und sich zunehmend Risse bildeten.
Gegenüber dem Land konnten die Beelitzer schnell deutlich machen, welche Rolle der südliche Zugang zur Altstadt spielt: Aus Potsdam wurden 75 Prozent der Baukosten bezuschusst. „Allein hätten wir das nie bewältigen können“, so Bernhard Knuth, der auch auf die Bedeutung der Brücke als Fluss-Übergang im Wander- und Radwegenetz hinwies. Im kommenden Jahr sollen hier deshalb auch noch vier Leuchten aufgestellt werden.
Dass ein Bauwerk schneller fertig wird als geplant, ist auch für Beelitz keine alltägliche Erfahrung: Der Ausbau der Clara-Zetkin-Straße vor zwei Jahren hatte rund vier Monate länger gedauert als geplant – und damit vor allem die Händler belastet. Und auch beim Kita-Neubau in der Karl-Liebknecht-Straße kommt es aktuell zu Verzögerungen von rund einem halben Jahr. Hier hatte die Verwaltung wesentliche Handwerksleistungen neu ausgeschrieben – weil die Angebote der Firmen zu teuer waren (PNN berichteten). Der Stadtverordnete Uwe Richter (Linke) lobte in diesem Zusammenhang das Vorgehen der Verwaltung: Man dürfe Kostensteigerungen nicht einfach so hinnehmen, sagte er am Rande der Brückeneröffnung.
Bei der Nieplitzbrücke hatte indes alles gepasst. Der Neubau ist mit seiner acht Meter breiten Fahrbahn und Gehwegen auf beiden Seiten nicht nur größer ausgefallen als der Vorgänger – er überspannt die Nieplitz auch zur Gänze und hat keine Pfeiler mehr im Wasser. Dem Bachneunauge scheint es zu gefallen: Knuth will am Dienstag schon wieder einige im Wasser gesehen haben. Thomas Lähns
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