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Potsdam-Mittelmark: Zeit für das „Werdersche“

Forsthaus Templin stellt als erste Brauerei im Land komplett auf Biobier um

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Werder/Potsdam - Ein Bier ist mit Sicherheit nichts für die Ewigkeit. Der Porzellanverschluss einer Bügelflasche hat da schon bessere Überlebenschancen: „Die werden uns am längsten überdauern, diese Bügel“, sagt Brauer Jörg Kirchhoff und lacht. Klassisch und handwerklich sollen sie aussehen, die Bierflaschen der Potsdamer Braumanufaktur Forsthaus Templin. Sogar die Etiketten sind von Hand geklebt: Fast 2000 Stück pro Woche sind es, erklärt Thomas Köhler. Die Braumanufaktur am Templiner See, die er zusammen mit Kirchhoff betreibt, trägt ihren Namen aus gutem Grund. Denn auf Handarbeit legen die beiden 36-jährigen Unternehmer Wert.

In ihrem Brauhaus zwischen Potsdam und Caputh entsteht auch das „Werdersche“, dass nun zum vierten Mal auf dem Baumblütenfest (28. April bis 6. Mai) ausgeschenkt werden soll: Direkt an der Havel im Fischrestaurant „Arielle“, im Hotel zur Insel am Markt oder am brauereieigenen Schankwagen vor dem Getränkemarkt Gaube in der Potsdamer Straße.

Angesetzt wurde das Bier, dessen Rezept die Brauer „originalgetreu restauriert“ haben, bereits am 28. März. Denn es dauert seine Zeit, ehe aus Hopfen und Malz das typisch deutsche Getränk wird. Drei Stunden muss das Gemisch aus Schrot und Wasser – die „Maische“ – im Kupferkessel erwärmt werden, damit die Enzyme im Malz aktiviert und die Stärke in Zucker umgewandelt wird. Erst dann kommen die Hopfenblüten ins Spiel: Sechs Kilo davon kochen mit 4 000 Liter Gerstensaft. Danach kommt die Flüssigkeit zusammen mit Hefe eine Woche lang in den Gärtank. Und auch dann braucht es noch einmal vier bis fünf Wochen Lagerzeit, bis es auf Flaschen gezogen und verkauft werden kann.

Die Bügelflaschen tragen seit diesem Jahr nicht nur das staatliche Biosiegel, sondern auch das noch strengere „Naturland“-Siegel. Bereits vor anderthalb Jahren begannen Kirchhoff und Köhler „zweigleisig“ zu brauen. Sie verkauften Bio- neben konventionellem Bier. Ab dem 12. Mai stellen die Brauer ihre komplette Produktion, knapp 2000 Hektoliter pro Jahr, auf Bio um. Sie seien damit die erste Brauerei in Brandenburg, erklärt Kirchhoff. Das Bio-Bier sei etwa 40 Prozent teurer, so Kirchhoff. Über die Abnehmer müssen sich die beiden Brauer allerdings keine Gedanken machen: Denn sie beliefern damit unter anderem die Supermarktkette „Bio-Company“. Über den Bio-Großhändler „Terra Naturkost“ gelangen die Flaschen außerdem in Bioläden in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.

Die Zutaten für das Bio-Bier kommen aus Brandenburg und Bayern: Die Braugerste baut ein „Naturland“-Bauer bei Cottbus an. „Endlich mal ein regionales Malz“, freut sich Kirchhof. Der Hopfen dagegen kommt aus der Nähe von Landshut.

Am Forsthaus wird unterdessen gebaut: Ein neuer Gastraum für 60 Leute ist geplant. Noch im Sommer soll der Anbau im Fachwerkstil fertig werden. Hinter Gaubenfenstern mit Blick in den Wald können dann größere Feiern stattfinden.

Pünktlich zum Baumblütenfest gibt es in diesem Jahr am 30. April wieder den „Tanz in den Mai“ mit Maibockanstich. Zuvor feiern die Potsdamer Brauer am Montag, dem 23. April, den 491. Geburtstag des Deutschen Reinheitsgebotes und warten an diesem Tag mit interessanten Angeboten in ihren Braustätten auf.

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