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Potsdam-Mittelmark: Zeit für Extrawünsche

Andrea Wicklein (SPD): Ehrenamt ist wichtig, muss aber Ergänzung bleiben

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Werder – Wenzel, Branka, Toni und Ebba sind gern gesehene Gäste. Seit zweieinhalb Jahren besuchen sie das Awo-Seniorenheim „Schwalbenberg“ im Rotkehlchenweg. „Es genügt, wenn sie rumlaufen“, sagt Gabriele Raßbach. Die 61-Jährige ist die Besitzerin der vier Rauhaardackel. Als Ehrenamtlerin besucht sie mit ihnen das Altenwohnheim. „Die Senioren freuen sich einfach“, so ihre Erfahrung. Die meisten der 77 Heimbewohner hätten früher selbst Hunde gehabt: „Das fehlt ihnen schon.“

„Eine ganz große Unterstützung für unsere tägliche Arbeit“ sind die Ehrenamtler für die „Schwalbenberg“-Leiterin Linett Schuldt. In ihrem Haus mit 52 Angestellten sind zur Zeit sieben Ehrenamtler tätig. Die seien „das Highlight zur Pflege“. Ehrenamtler im Pflegedienst haben eine „immense Bedeutung“, findet auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein. Deshalb hat sie in dieser Woche elf Werderaner ausgezeichnet, die sich in den Awo-Altenpflegeheimen „Wachtelwinkel“ und „Schwalbenberg“ engagieren. Wicklein lud die Ehrenamtler, darunter auch ehemalige Mitarbeiter in Rente, jetzt im Juni zu einer Fahrt nach Berlin ein.

Laut Wicklein wird es in Zukunft sogar noch wichtiger werden, dass sich Menschen in ihrer Freizeit um andere kümmern. In einer „alternden Gesellschaft“ könne „der Staat allein nicht mehr das leisten, was im Bereich der Betreuung notwendig ist“, sagte die SPD-Politikerin gegenüber den PNN. Deshalb müsse die „Pflege und Betreuung außerhalb von Pflegeeinrichtungen“, etwa in so genannten „Mehrgenerationenhäusern“, politisch mehr unterstützt werden. Trotzdem müssen ehrenamtliche Tätigkeiten eine Ergänzung bleiben, forderte die Bundestagsabgeordnete. Ehrenamtler füllen heute schon eine Lücke im Pflegedienst, erklärt die SPD-Politikerin: Weil sie den Senioren das geben, „was wichtig ist für die Seele und für das Herz“. Zuwendung, Gespräche, Spaziergänge, dafür hätten Pflegekräfte oft keine Zeit.

Zuwendung erleben die Bewohner des „Schwalbenberg“ zum Beispiel auch von Frank Schedler. Der Ein-Euro-Jobber hilft zusätzlich jeden Tag bei der Essensausgabe, erklärt Heimleiterin Schuldt. Dann begleitet er die Senioren, fragt nach Extrawünschen und serviert das Essen. Er unterstütze das Team außerdem „zu allen Feierlichkeiten“, so zum Beispiel als Weihnachtsmann im vergangenen Dezember. Deshalb kann auch er im Juni mit zum Bundestag nach Berlin fahren und eine Stadtrundfahrt mitmachen.

Das uneigennützige Engagement in der Freizeit sei jedoch nicht nur für die Senioren ein Gewinn, findet Wicklein: „Beide Seiten haben was davon.“ Das kann Dackelbesitzerin Gabriele Raßbach nur bestätigen. Fragt man sie nach dem Grund für ihre Besuche im Seniorenheim, antwortet sie: „Weil es Spaß macht, Spaß zu machen.“ Jana Haase

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