Von Tobias Reichelt: Zeitplan für Ortsumfahrung in Gefahr
Güterfelder Umgehung soll erst gebaut werden, wenn über die Klagen entschieden ist - das kann dauern
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Stahnsdorf - Der Zeitplan des Landes, die Güterfelder Ortsumfahrung bis zum Ende des Jahres 2011 fertigzustellen, ist in Gefahr. Das Ziel die Straße parallel zur Eröffnung des neuen Großflughafens Schönefeld für den Verkehr freizugeben, sei „bedroht“, erklärte gestern der Sprecher des Verkehrsministeriums, Lothar Wiegand, gegenüber den PNN. Die geplante vierspurige Landesstraße 40 soll die Potsdamer Nuthe-Schnellstraße gen Westen in Richtung Flughafen verlängern. Große Teile der Straße sind bereits fertig. Nur ein letztes Teilstück fehlt: Die Umfahrung nördlich von Güterfelde.
„Die Zeit bis Ende 2011 wird möglicherweise nicht reichen“, sagte Wiegand jetzt. Er rechnet mit einer Bauzeit von zwei bis drei Jahren für den fehlenden Straßenabschnitt um Güterfelde. Begonnen wurde mit den reinen Straßenbauarbeiten noch nicht. Stattdessen habe das Land bauvorbereitende Maßnahmen auf der Trasse getroffen: Bäume wurden gefällt, Hecken zum Schutz der Vögel gepflanzt. „Damit soll Zeit gewonnen werden, um den Anschluss an den Flughafen doch noch termingerecht sicherzustellen“, so Wiegand. Wann die Arbeiten beginnen, sei derzeit „nicht seriös vorherzusagen“. Am Land liege es nicht: So habe der Landesbetrieb Straßenwesen bereits das Vergabeverfahren für zwei Bauwerke eingeleitet. Grund seien vielmehr die anhängigen Klagen der Gegner des Straßenbaus, erklärte Wiegand. „Der Bau beginnt erst, wenn vor Gericht über die Klagen entschieden ist“, machte er deutlich. Das gelte auch für die Bauabschnitte, die von der Klage nicht betroffen sind. Dazu gehört auch der Abschnitt am Güterfelder Eck. Hier gilt bereits Baurecht. Die Klageerwiderung des Ministeriums werde in diesem Monat dem Verwaltungsgericht zugeleitet, so Wiegand.
Wann das Potsdamer Gericht die Klagen – zu denen sogar Eilanträge vorliegen – behandelt, ist auch dort unklar: Ein Sprecher des Verwaltungsgerichts konnte gestern gegenüber den PNN in „absehbarer Zeit“ keinen Termin für eine Verhandlung nennen. Im Gegenteil: Da das Land nicht baue, bestehe kein Entscheidungsdruck für das Gericht, so bleibe mehr Zeit, um die „umfangreichen Akten“ zu prüfen, hieß es.
Für die meisten Güterfelder Einwohner dürfte die Nachricht ein wiederholter Schock sein: Viele hoffen seit langem, dass die Ortsumfahrung komplettiert wird. Schon im Januar hatte das Land den Baustart verkündet. Passiert ist wenig. Noch immer werden täglich Tausende Fahrzeuge, darunter viele Lkws und Berufspendler, wie durch ein Nadelöhr durch Güterfelde geführt, mit teils verheerenden Folgen: Unter den Schwingungen der vorbeirasenden Laster beginnen Hauswände zu bröckeln. Viele Anwohner fühlen sich im Schlaf gestört, stecken tagsüber im Stau und fürchten auf den viel befahrenen Dorfstraßen um die Gesundheit ihrer Kinder. Bei einer Demonstration vor zwei Wochen hatten sich deshalb knapp 150 Güterfelder eingefunden und einen schnellen Bau der Ortsumgehung gefordert. Sie sammelten mehr als 400 Unterstützer-Unterschriften in dem 900 Einwohner zählenden Ort. Zudem forderte ihr Ortsbürgermeister Brandenburgs Verkehrsminister Reinhold Dellmann (SPD) auf, ins Dorf zu kommen um sich ein Bild vom Verkehrschaos zu machen (PNN berichteten).
Viel Hoffnung konnte Ministeriumssprecher Wiegand gestern allerdings auch in der Frage des Ministerbesuchs nicht machen: „Wir sind gerne bereit, in Person des zuständigen Abteilungsleiters den Stand der Dinge auch den Bürgerinitiativen persönlich zu erläutern“, hieß es stattdessen. Und ob mit oder ohne Gerichtsentscheid, so Wiegand: „Jetzt steht der Winter vor der Tür.“
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