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Der größte Wanderstock der Welt. Klaus Hänel hatte ihn für den Deutschen Wandertag anfertigen lassen.

© Thomas Lähns

Potsdam-Mittelmark: Zeitreise im Fackelschein

Vom größten Wanderstock bis zum eiszeitlichen Findling: Museen und Heimathäuser öffnen heute ihre Türen zum Museumstag „Feuer und Flamme“

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Potsdam-Mittelmark – Man braucht nur fünf Cent und ein wenig Muskelkraft, um sich ein Zauchwitz-Souvenir herzustellen. Das Dorf mit Kirche oder der Naturpark mit Storch – solche Logos hat Klaus Hänel für eine Prägemaschine anfertigen lassen. In seinem Tourismus-Schaudepot in der Dorfstraße 16 ist sie die neueste Attraktion: Oben kommt der Taler rein, unten die Plakette raus, man kennt es von Ausflugszielen wie Brocken oder Bodensee. Der Automat ist eine Leihgabe und ergänzt die Ausstellung rund ums Reisen im Nebengelass eines historischen Vierseithofes.

Zum Aktionstag „Feuer und Flamme“, der am heutigen Samstag ab 13 Uhr 64 Museen und Kulturstätten in Mittelmark und darüber hinaus bei überwiegend freiem Eintritt ihre Türen öffnen, ist Hänels Tourismusmuseum erstmals dabei. Wer noch nichts geplant hat, kann sich das Programmheft auf potsdam-mittelmark.de herunterladen und mit der Familie in die brandenburgische Geschichte eintauchen. Man kann die Museen auf vorgeschlagenen Routen erkunden oder sich Themen-Touren zu Technikgeschichte, zur Kunst oder zu historischen Bauwerken zusammenstellen. Oder man begibt sich auf die Spuren von Persönlichkeiten wie Otto Lilienthal oder Albert Einstein.

Der Museumstag findet in diesem Jahr zum achten Mal statt. Neben mittelmärkischen Einrichtungen sind mittlerweile auch welche aus Teltow-Fläming, Brandenburg (Havel), dem Havelland und dem Landkreis Oberhavel dabei. Es sind kleine Perlen am Wegesrand wie das Schulmuseum Reckahn oder das Spielzeugmuseum Klessen, aber auch größere Häuser wie das Industriemuseum Region Teltow. Und man findet Schlösser wie Ribbeck, Paretz und Caputh auf der Veranstaltungsliste. Neben ihren Ausstellungen bieten sie heute ein umfangreiches Begleitprogramm aus Konzerten, Lesungen, Mitmachaktionen und Spielen für Kinder. Außerdem werden überall Kerzen, Fackeln und Lagerfeuer entzündet, wodurch eine einmalige spätherbstliche Atmosphäre entsteht.

Der Startschuss fällt um 13 Uhr in der Heimatstube und Kulturscheune Kähnsdorf, dem kleinen, aber pulsierendem kulturellen Herzen der Gemeinde Seddiner See: Dort läuft zurzeit eine Ausstellung über bäuerliches Handwerk, wie Spinnen, Stricken, Flechten, und um 16 Uhr hält der Historiker Hans Gelderblom einen Vortrag über die kindliche Prägung Friedrichs II. Danach wird es einen Lampionumzug zum Findlingsgarten und dort ein Konzert mit Lagerfeuer geben.

Für Klaus Hänel, der früher als Stadtplaner im Bereich Tourismus gearbeitet hat, ist der Aktionstag eine gute Möglichkeit, um für die Kultur zu werben. „Die Aussage, dass Kultur immer nur kostet, ist schief“, sagt er. Die unzähligen ehrenamtlichen Kuratoren seien „innovative Wertschöpfer“: Sie sorgen für Alleinstellungsmerkmale in ihren Orten und für eine starke Bindungskraft. Je reicher eine Region mit Museen, Heimathäusern und Denkmälern bestückt ist, umso mehr Gäste würden sich dafür interessieren – und dort Geld ausgeben.

Hänel stammt aus Berlin, hat aber sein Herz an die Region verloren. Sein Schaudepot in Zauchwitz ist zum Mittelpunkt zahlreicher dörflicher Projekte geworden, heute zum Aktionstag gibt es hier Gitarrenmusik, Kräutersuppe und selbstgebackenen Kuchen von den Landfrauen – und den angeblich größten Wanderstock der Welt. Thomas Lähns

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