Von Hella Dittfeld: Zu sich selbst am strengsten Maler Sebastian Stolle ist „Supermeister 2010“.
Er setzt in Michendorf eine Familientradition fort
Stand:
Michendorf – Der „Supermeister“ des Jahres 2010 heißt Sebastian Stolle und kommt aus Michendorf: Der 31-jährige Maler hat eine Prüfung hingelegt, die man kaum noch toppen kann. 99 Punkte von 100 möglichen bei der Praxis und 92 in der Theorie. Der beste von 223 Meisterschülern in 18 Gewerken, die kürzlich ihre Meisterbriefe durch die Handwerkskammer Potsdam erhielten (PNN berichteten), wurde dafür mit einem kostenlosen Lehrgang zum Betriebswirt ausgezeichnet. Auf den Zwischenruf, den Betriebswirt werde er aber nun bestimmt mit 100 Punkten abschließen, antwortete Sebastian prompt: „Na, mindestens.“ Zuzutrauen ist es ihm.
Bei allem Fleiß und Einsatz hat der 1,92-Meter-Mann, der im väterlichen Betrieb mitarbeitet, seinen ganz besonderen Humor behalten. Und er kann sich auch auf Situationen einstellen, die der deutschen und seiner eigenen Gründlichkeit zuwiderlaufen. Über das europäische Handwerker-Austausch-Programm Leonardo hatte er sich um einen Einsatz im Ausland beworben und war nach Vicenza (Italien) vermittelt worden. 2003 arbeitete er dort drei Monate in einem Familienbetrieb. „Es ging da schon anders zu als in Deutschland“, erzählt er. In der Mittagspause Wein trinken und dann wieder rauf aufs Gerüst – das sei er nicht gewöhnt gewesen. Auch mit der Akkuratesse habe man es in Italien nicht ganz so genau genommen. „Aber der Kunde war zufrieden“, blickt Stolle schmunzelnd zurück. Gerade wegen der anderen Herangehensweise an die Arbeit möchte er die Zeit in Italien nicht missen. Und er habe auch noch an einen zweiten Auslandsaufenthalt gedacht. Der sei aber im Moment nicht möglich, denn bei Stolles hat sich neuer Familienzuwachs angekündigt, sagt der 31-Jährige.
Der Malerbetrieb Stolle wurde 1953 von Großvater Rudolf gegründet, 1976 übernahm in Sohn Dieter und nun könnte Enkel Sebastian die Familientradition fortsetzen. Er hat jedoch noch etwas Zeit, um die volle Verantwortung zu übernehmen: Sein Vater wird das Familienunternehmen noch mindestens fünf Jahre leiten. Der Jungmeister spielt deshalb mit dem Gedanken, sein Wissen und Können anderweitig einzusetzen. Seine Lehrer ermunterten ihn, selbst Ausbilder in der Meisterklasse zu werden.
Auf die Frage, wann ihm klar geworden sei, dass er wie Großvater und Vater auch Maler und Lackierer werden wolle, lautete die Antwort: „Als ich mit sechs Jahren die erste Mauer eingerissen habe.“ Knirps Sebastian half damals schon beim Hausumbau der Stolles mit und das machte ihm großen Spaß. Gelernt hat Sebastian beim Vater. Nein, sagt er, der sei nicht streng gewesen, habe viel Vertrauen zu ihm gehabt und gemeint, er werde das schon alles schaffen. „Am strengsten bin ich mit mir selbst gewesen“, schätzt Sebastian ein. Die Stolles – zum Betrieb gehören noch Onkel und Cousin – arbeiten vor allem für Privatkunden, waren aber auch schon für Dienststellen und Firmen tätig. Die Kundenwünsche seien sehr vielfältig, zurzeit sei aber der Retrolook vergangener Jahrzehnte sehr beliebt.
Den Lehrgang als Betriebswirt, den er nun von der Handwerkskammer geschenkt bekam, will Sebastian Stolle unbedingt absolvieren. „Ich weiß zwar noch nicht, ob und wie ich ihn gebrauchen kann“, meint er, „doch ein grundlegendes Wissen in Betriebswirtschaft und Management kann nie schaden.“
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